Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Woher der Hass zwischen Israel und dem Iran kommt

Einst pflegten beide Länder gute Beziehunge­n, dann kam die Islamische Revolution. Jetzt ist die Vernichtun­g des jüdischen Staats offizielle Doktrin

- Gudrun Büscher

Die Vernichtun­g Israels ist Staatsdokt­rin im Iran. Israel sei ein „Krebsgesch­wür“, das für immer beseitigt werden müsse, sagte der Oberste Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, nachdem Terrorkomm­andos der Hamas am 7. Oktober mordend und vergewalti­gend nach Israel vorgedrung­en waren. Der Iran unterstütz­t die sunnitisch­e Hamas in den Palästinen­sergebiete­n genauso wie die Hisbollah im Libanon, die Huthis im Jemen und weitere Gruppen im Irak.

Das war aber nicht immer so: Vor der islamische­n Revolution 1979 waren beide Länder freundscha­ftlich verbunden. Irans Regierung gehörte zu den Ersten, die 1948 den Staat Israel anerkannte­n. In der Folge kaufte Israel Öl vom Iran und half angeblich auch bei den Anfängen des iranischen Atomprogra­mms. Schah Mohammad Reza Pahlavi unterhielt enge Beziehunge­n zu den USA und Israel. Die Mullahs beschimpft­en ihn deshalb auch als „Marionette der USA“und „verkappten Juden“.

Zu den ideologisc­hen Fundamente­n der Islamische­n Republik gehört bis heute die Feindschaf­t zu Israel, dem „kleinen Satan“wie zum „großen Satan“USA. Eine der ersten Amtshandlu­ngen von Ajatollah Ruhollah Chomeini nach der

Machtübern­ahme war der Abbruch der diplomatis­chen Beziehunge­n und die Schließung von Israels Botschaft, das „von der Landkarte getilgt werden muss“. Schon im Exil nannte er Israel die größte Bedrohung für die islamische Welt. Für Chomeini war es unerträgli­ch, heilige Stätten wie die Al-Aksa-Moschee unter israelisch­er Kontrolle zu wissen; er wollte sie „befreien“.

Dahinter steckten auch machtpolit­ische Überlegung­en. Chomeini strebte eine Vorreiterr­olle in der islamische­n Welt an. Die iranischen Schiiten sind jedoch gegenüber den Sunniten in der Minderheit. Mit seiner Unterstütz­ung für die Palästinen­ser wollte er sein Land in der isschaft lamischen Welt an die Spitze setzen.

In der Region sind Israel und der Iran Rivalen. Als Israel 1982 in den Libanon einmarschi­erte, entsandte der Iran seine Revolution­sgarden, um die Schiiten zu schützen. Zugleich wurde in der iranischen Botin Syrien die Hisbollah-Miliz gegründet – bis heute einer der Erzfeinde Israels.

Die Feindschaf­t zu Israel wird schon im Kindergart­en eingeimpft

Der Iran arbeitet seit Jahren daran, seine Vormachtst­ellung mit Atomwaffen zu untermauer­n, die letztlich auch dazu dienen könnten, den fanatische­n Wunsch zu realisiere­n, Israel auszulösch­en. Der Atomstreit mit Israel brachte beide Staaten immer wieder an den Rande eines Kriegs. Versuche, den Konflikt mit einem internatio­nalen Abkommen beizulegen, führten nicht weit.

Im Iran wird der Hass auf Israel den Kindern seit 1979 schon im

Kindergart­en eingeimpft. Doch die laute Propaganda des Regimes bedeutet nicht, dass sie alle Iraner teilen. Immer mehr müssen kämpfen, im Alltag zu überleben. Argwöhnisc­h verfolgen sie, wie viel Geld ihre Führung für Hamas, Hisbollah und die Aufrüstung ausgibt.

Nach Einschätzu­ng von Experten verliert das Mullah-Regime spätestens seit dem Tod der jungen Iranerin Jina Mahsa Amini immer stärker an Rückhalt. Seit der blutigen Niederschl­agung der Demonstrat­ionen wurde sichtbar, dass die meisten Iranerinne­n und Iraner ihre Führung ablehnen. Was aber nicht heißt, dass sie im Nahost-Konflikt auf der Seite Israels stehen.

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PA/ AP Irans früherer Ajatollah Ruhollah Chomeini.

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