Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Zu früh gefreut bei Achterbahnfahrt
Das 3:3 des FC Carl Zeiss Jena in der Fußball-Regionalliga gegen den Berliner AK hält viele kuriose Szenen bereit. Wir fassen sie mit Stimmen der Protagonisten zusammen
Henning Bürger und Volkan Uluc waren sich einig: Das 3:3 am zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und dem Berliner AK in der Fußball-Regionalliga war nicht nur für die beiden Trainer eine regelrechte „Achterbahnfahrt“. In der Tat hatte die Begegnung mehrere kuriose Szenen, die wohl auch die 4160 Zuschauer im Ernst-Abbe-Sportfeld in dieser Anzahl in einer Partie noch nicht gesehen hatten.
Es ging direkt kurios los, denn der frühen 1:0-Führung des FC Carl Zeiss durch Cemal Sezer, der nach seiner Gelbsperre wieder mitwirken konnte, ging ein dicker Patzer von BAK-Keeper Luis Zwick voraus. So einen Treffer kassiert man wohl nur als Tabellenschlusslicht. Trainer Uluc sagte zwar: „Das darf uns natürlich nicht passieren.“Wollte Zwick, der bei einem weiteren Gegentreffer ebenfalls keine gute Figur machte, aber keinen Vorwurf machen. „Er hat uns auch schon manche Spiele gerettet.“
FCC-Keeper: „Waren in einigen Aktionen nicht wach genug“
Der weitere Verlauf der ersten 45 Minuten kann getrost schnell wieder vergessen werden und dürfte manchem im Stadion zum Gähnen veranlasst haben. Vielleicht auch die FCC-Kicker, die kurz nach Wiederanpfiff den Ausgleich quittieren mussten. Ein Freistoß von der rechten Seite von Berlins Marcel Bremer segelte nämlich ins Jenaer Tor. Auch Zeiss-Keeper Kevin Kunz wusste nicht so richtig, was da passiert war. „Auf einmal fällt der Ball hinten rein. Wir waren heute in einigen Aktionen nicht wach genug“, monierte er.
Nach dem Ausgleich schickte sich der FCC aber erstmal an, dem Spiel wieder einen anderen Verlauf zu geben. Zunächst überwand Elias Löder BAK-Torhüter Zwick mit einem durchaus haltbaren Schuss ins kurze Eck (55. Minute). Dann legte Sezer nach feiner Vorarbeit von Löder sofort nach (57.). Kurios: Ein Junge stürmte aufs Spielfeld und feierte mit Sezer mit, der seinen Fan vom Rasen begleitete und über die Bande hob. „Ich habe ihm geschenkte
sagt, dass er das nicht so oft wiedermachen soll“, sagte Sezer mit einem Augenzwinkern. Gelohnt hat sich die Aktion für den kleinen „Flitzer“dennoch. Der FCC-Doppelpacker
ihm hinterher sein Trikot. Auf dem Platz nahm die Begegnung derweil noch einmal richtig Fahrt auf. Max Grimm, in der 59. Minute nach dem 3:1 eingewechselt, musste kurze Zeit später den 2:3-Anschlusstreffer der Berliner durch Roko Ivankovic (65.) miterleben, ehe es dann richtig kurios wurde.
Der 18-jährige Khalid Abu El Haija, der durch die Verletzungen von Maurice Hehne und Ken Gipson als Innenverteidiger beim FC Carl Zeiss Jena sein Startelfdebüt feierte, erzielte in der 80. Minute das vermeintliche 4:2. Die halbe Jenaer Mannschaft war schon zum Jubeln nach vorn aufgebrochen. „Ist doch klar, dass man nach einem Tor jubelt“, meinte Sezer.
Doch der Linienrichter hob die Fahne. „Ich stand meiner Meinung nach klar nicht im Abseits“, meinte Abu El Haija, der es „sehr schade“fand, was auf seinen eigentlich großen Moment folgte. BAK-Keeper Zwick drosch den Ball nämlich
nach vorn und die Hauptstädter konterten blitzschnell gegen den noch unsortierten Gastgeber. „Auf einmal liefen mehr Rote als Blaue auf mich zu“, beschreibt Kunz die Szene, die zum 3:3-Ausgleich durch Patrick-Emmanuel Abe, der normalerweise noch für die A-Junioren des BAK spielt, führte (80.). „Wir haben heute einfach nicht gut verteidigt, es war einfach nicht gut“, ärgerte sich Kunz. „So etwas habe ich auch noch nicht erlebt“, meinte Bürger.
Der FCC-Coach fügte der Partie noch eine weitere im Fußball eher selten gesehene Aktion hinzu. In der 85. Minute nahm er den indisponierten Grimm, den er zuvor erst eingewechselt hatte, wieder vom Platz. Die Höchststrafe für den 20Jährigen. „Es ist für den Sportler hart, aber aus meiner Sicht musste ich die Entscheidung treffen“, meinte Bürger, der hofft, dass seine Mannen aus den im Spiel gesammelten Erfahrungen jetzt die richtigen Schlüsse ziehen.