Thüringische Landeszeitung (Weimar)
So gelingt die Tomatenernte
Annika Donat aus Grammetal begeistert mit ihrem Garten Tausende Menschen auf Instagram
Eineinhalb Stunden – so lange braucht Annika Donat im Sommer, um ihren Garten in Utzberg zu gießen. Hunderte Tomatensorten hat sie hier bereits ausprobiert. Hinzu kommen Paprika, Chili, Salate, Bohnen und vieles mehr. Doch das ewige Gießen reibt Donat nicht auf. „Ich arbeite im Einzelhandel mit vielen Menschen. Wenn ich dann nach Hause komme und gieße, ist das pure Entspannung“, sagt die zweifache Mutter.
Beim Gärtnern schauen ihr Menschen gerne zu, zumindest virtuell. Vor kurzem hat Annika Donat, online bekannt unter „annikas_hobbygarten“, die 4000 Follower auf Instagram geknackt. Vor rund drei Jahren hat sie angefangen, erst Schnappschüsse aus ihrem Garten zu teilen. Mittlerweile postet sie täglich und zeigt, dass eigentlich immer etwas zu tun ist, die Arbeit jedoch nie lästig zu werden scheint.
Tauschbriefe mit Saatgut werden verschickt
Ihre Leidenschaft sind Tomaten. Nicht nur die runden Roten. In ihrem Garten sind sie gelb, dunkelrot und grün-blau, klein wie Kirschen oder faustgroß. Sie heißen Märchenfee, Kryptonite und „Stolz eines Dorfes“. Im Handel gibt es solch besondere Sorten meist gar nicht. „Ich bin online mit Menschen in Kontakt getreten, die ihre Samen teilen und tauschen.“Nicht zuletzt auf Instagram gibt es eine gut vernetzte Community. Um die 500 Sorten hat sie mittlerweile in einem Tomatenordner gesammelt.
Ein Weg, an seltenere Sorten zu kommen, sind Tauschbriefe oder Wanderpakete. Für letzteres melden sich mehrere Nutzer mit ihren Adressen an. Die erste an der Reihe schickt ein Paket mit verschiedenen Saatgutpäckchen an die nächste Adresse. Dort kann Saatgut entnommen werden, es muss jedoch mindestens genauso viel an eigenem Saatgut wieder hineingepackt werden. Und so wandert das Paket von einer Hobbygärtnerin zur nächsten. Pflichttermin ist zudem die Saatgutbörse der Volkshochschule, zu der Annika Donat im
Februar nach Weimar ins Mon Ami gekommen war.
Nach und nach bringt Donat nun ihre Tomatenpflanzen aus dem Haus nach draußen. Gut geschützt unter einem Vordach reiht sich im Sommer dann Topf an Topf. Besondere Tipps hat die Hobbygärtnerin nicht. Gießen, mulchen, düngen gehören nun mal dazu. Zum Düngen verwendet sie Brennnesseljauche.
Doch hat man das ganze Tomatenessen nicht irgendwann satt? Ja, gibt Donat zu, auch wenn die vielen Sorten ihre ganz eigenen Geschmäcker und Vorteile haben. Was übrig bleibt, wird beispielsweise zu Tomatensoße verarbeitet und eingekocht. „Die schmeckt viel besser als Ketchup“, wirft Tochter Marlena ein. Damit reicht die Familie dann über den Winter.
Natürlich geht im Garten auch mal etwas schief. Allein das frostige Aprilwetter erwischte viele Gärtner kalt. In dem Utzberger Garten hat etwa die Kiwibeere nicht überlebt. Den Pak Choi haben die Schnecken gefressen. Annika Donat lacht darüber und hat schon neue Pflanzensorten ins Auge gefasst, die sie demnächst ausprobieren will.