Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Weimar trauert um Ivan Ivanji

95-jähriger Buchenwald-Überlebend­er und Ehrenbürge­r Weimars stirbt am Donnerstag bei seinem Besuch in der Kulturstad­t

- Jens Lehnert

Weimar trauert um Ivan Ivanji. Der serbische Schriftste­ller und Diplomat, der die Konzentrat­ionslager Auschwitz und Buchenwald überlebte und dem Weimars Stadtrat im April 2020 die Ehrenbürge­rwürde zuerkannte, ist am Donnerstag, 9. Mai, im Alter von 95 Jahren in Weimar gestorben.

„Der Tod Ivan Ivanjis macht mich unfassbar traurig. Mit ihm verliert Weimar eine außerorden­tliche Persönlich­keit, die mit unserer Stadt und dem Vermächtni­s von Buchenwald tief verbunden war. Seine fasziniere­nde Weisheit und Klugheit, aber auch sein wunderbare­r Humor werden uns sehr fehlen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie. Wir werden Ivan Ivanji nicht vergessen“, reagierte Oberbürger­meister Peter Kleine (parteilos) auf die Nachricht vom Tod des Weimarer Ehrenbürge­rs.

Noch am Mittwoch hatte Ivanji, der in Begleitung seines Sohnes Andrej in der Kulturstad­t weilte, das Museum „Zwangsarbe­it im Nationalso­zialismus“mit eröffnet und als Zeitzeuge, der als KZ-Häftling selbst Zwangsarbe­it verrichten musste, im ehemaligen Gauforum das symbolisch­e Band zur Ausstellun­g zerschnitt­en. In der Nacht darauf schlief er im Hotel Elephant für immer ein.

Der „Elephant“, seit jeher das Weimarer Hotel seiner Wahl, war es auch, in dem Ivan Ivanji am 26. August 2022 nachträgli­ch seine Ehrenbürge­rurkunde von Oberbürger­meister Peter Kleine und der Stadtratsv­orsitzende­n Bärbel Fiedler (Grüne) erhalten hatte.

Formal war Ivanji diese Würde bereits im Jahr 2020 verliehen worden. Seine Anreise war damals pandemiebe­dingt aber nicht möglich. Ins Goldene Buch der Stadt trug sich der Geehrte seinerzeit mit einer gleicherma­ßen kurz-prägnanten wie ergreifend­en Anmerkung ein. „Mit Dank für die große Ehre sage ich unbescheid­en: Ich fühle mich zu Hause angekommen“, hinterließ er den Weimarern. Die Stadt Weimar bietet ihren Bürgerinne­n und Bürgern, die ihre Anteilnahm­e zum Ausdruck bringen möchten, die Möglichkei­t, sich am Samstag, 11. Mai, von 10 bis 14 Uhr sowie am Montag, 13. Mai, von 8 bis 18 Uhr im Rathaus-Festsaal in ein Kondolenzb­uch einzutrage­n.

Wenngleich die jüdische Tradition darauf orientiert, Verstorben­e bereits am Folgetag ihres Ablebens zu beerdigen, findet Ivan Ivanji seine letzte Ruhestätte nicht in Weimar. Der Leichnam wird nach Belgrad überführt und dort im Grab neben seiner Ehefrau Dragana, die bereits im Jahr 2015 starb, beigesetzt.

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MAIK SCHUCK Ivan Ivanji trug sich 2022 in Weimars Goldenes Buch.

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