Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Mehr Wasserstoff für Weimar
Stadtwirtschaft will 2025 gleich sechs weitere Brennstoffzellenbusse in Betrieb nehmen
Goethe, Schiller und Anna Amalia haben sich in Weimar bewährt. Zu diesem Schluss kommen nicht nur die Literaturwissenschaftler und Historiker der vergangenen zwei Jahrhunderte.
Auch Weimars Stadtwirtschaft kann das nach einem halben Jahr Erfahrung ehrlichen Herzens unterschreiben. Jene drei mit Wasserstoff betankten Busse, die im November im Stadtverkehr in Dienst gestellt wurden und die Namen der drei Klassiker tragen, gehören zu den zuverlässigsten Gefährten im Fuhrpark des Busbetriebes.
Ganz zu Beginn der Inbetriebnahme habe es zwar etwas Zeit gebraucht, die in den Bussen zum Einsatz kommende Software exakt den hiesigen Erfordernissen anzupassen, bestätigte der Geschäftsführer der Stadtwirtschaft Weimar, Bernd Wagner. Inzwischen, so Wagner weiter, würden die drei Busse, in denen eine Brennstoffzelle den Wasserstoff verstromt, aber sogar weniger Zeit in der Werkstatt verbringen als die jüngsten der Weimarer Dieselbusse.
Land gibt nochmals fast fünf Millionen Euro für Weimar
Die hiesige Stadtwirtschaft hat als erster öffentlicher Nahverkehrsanbieter in Thüringen mit Wasserstoff betriebene Linienbusse eingesetzt. Inklusive der Schaffung der nötigen Infrastruktur – von der Tankstelle bis hin zum spezialisierten Werkstattbereich – flossen in das Pilotprojekt zum Start sechs Millionen Euro.
Knapp 80 Prozent davon gewährte das Land aus dem EU-Fonds für regionale Entwicklung (Efre).
Ziel der Weimarer Stadtwirtschaft ist es allerdings, nicht nur knapp ein Zehntel der Fahrzeuge, sondern perspektivisch ihre gesamte Flotte emissionsfrei auf Kurs zu bringen. Der nächste Schritt dafür ist gemacht. Thüringens Umwelt-, Energie- und Naturschutzministerium stellt weitere rund 4,8 Millionen Euro als Efre- und Landesmitteln zur Verfügung, um davon in Weimar gleich sechs weitere Wasserstoffbusse anschaffen sowie die Werkstatt und die Abstellhalle erweitern zu können.
Der Kauf der Busse wird mit 60 Prozent, die Infrastruktur mit 70 Prozent gefördert. Wagner geht davon aus, dass die Stadtwirtschaft einen Eigenanteil von etwa drei Millionen Euro zu stemmen hat.
„Für die klimafreundliche Mobilitätswende brauchen wir je nach Region unterschiedliche Angebote. In Weimar können wir mit den Wasserstoffbussen wichtige Erfahrungen sammeln, die auch andernorts nützlich sein können. Deshalb werden wir die Erfahrungen gerne und genau beobachten und evaluieren“, erklärte Energieminister Bernhard Stengele (Grüne).
Ursprünglich war geplant, die nächsten drei Busse schon in diesem Jahr in Dienst stellen zu können und dafür weitere drei Diesel auszurangieren. Angesichts langer Lieferzeiten, die sich aktuell zwischen 14 und 18 Monaten bewegen, sei das jedoch nicht zu leisten.
Das neue Sextett, fünf lange Gelenkbusse sowie ein Solobus, werde deshalb zusammen im Laufe des nächsten Jahres in Weimar erwartet. In Kürze solle hierfür die europaweite Ausschreibung erfolgen. Angesichts der überschaubaren Hersteller-Landschaft sei es jedoch wahrscheinlich, erneut mit der polnischen Firma „Solaris“ins Geschäft zu kommen.
Mehr als wahrscheinlich sei es, dass auch die neuen Wasserstoffbusse Namen Weimarer Persönlichkeiten erhalten und auch derart beschriftet werden.