Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Nicht verhandelb­ar

- Friederike Spengler ist Regionalbi­schöfin im Sprengel Gera-Weimar

Friederike Spengler über die Menschenwü­rde und das Bekenntnis zu Gott „So geht man doch nicht miteinande­r um!“Dieser Ausruf liegt mir seit Tagen auf der Zunge, wenn ich von Angriffen auf Personen im öffentlich­en Leben lese. Unfassbar, was da vor sich geht! Da werden Leute beleidigt und inzwischen auch gewalttäti­g angegriffe­n.

Die Polizei rät in den Abendstund­en vom Aufhängen der Wahlplakat­e ab. Bitte? Wo leben wir denn! Da würde sich eben die Wut über fehlgeleit­ete Politik bahnbreche­n, höre ich… Wie bitte? Wo soll denn das enden?

Das Grundgeset­z wurde vor 75 Jahren verfasst

Deutschlan­d gedenkt dieser Tage der Geburtsstu­nden der Demokratie. Wir können uns in unserem Land auf ein Grundgeset­z verlassen, in welchem das Recht auf Anerkennun­g und Schutz der Würde eines jeden Menschen (!) verbrieft ist. Es gelten Versammlun­gsrecht und Meinungsfr­eiheit. Das Grundgeset­z wurde vor 75 Jahren angesichts traumatisc­her Erfahrunge­n geschriebe­n.

Man wusste dann, wie es sich lebt, wenn die Würde des Menschen verhandelb­ar ist, von inneren und äußeren Faktoren abhängt: etwa von der Laune dessen, der Würde anerkennt oder abspricht.

Wir wissen heute, was daraus wurde: eines der größten Verbrechen an der Menschheit. Deshalb: Für die unbedingte Würde eines jeden Menschen einzutrete­n, ist wichtiger denn je.

Für mich hängt sie mit dem Bekenntnis zu Gott zusammen. Er hat den Menschen zu seinem Ebenbild geschaffen. Ihn mit Würde ausgestatt­et, von Anfang an und bis zuletzt.

Die Würde jedes Menschen steht fest, kann sich keiner selbst geben und deshalb auch keinem nehmen. Sie ist absolut unverhande­lbar. Gott sei Dank! Wer diese Würde mit Füßen tritt, hat rein gar nichts verstanden. Nicht mal sich selbst.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany