Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Feier rund um den neuen Hausbaum

Der Wiederaufb­au der Klettbache­r Bockwindmü­hle hat begonnen. Noch fehlt allerdings noch die Baugenehmi­gung

- Michael Grübner

Zumindest der „Hausbaum“steht wieder, wenn am Pfingstmon­tag in Klettbach traditione­ll der Deutsche Mühlentag gefeiert wird: „Wir konnten die Aktion nicht mehr absagen, die Firmen mit schwerer Technik waren bestellt“, sagte Bürgermeis­terin Franziska Hildebrand­t (FDP) nach dem Aufstellen zu Wochenbegi­nn. „Da hätten wir eine fünfstelli­ge Summe in den Sand gesetzt.“Denn eine Baugenehmi­gung aus dem Landratsam­t in Apolda fehlt der Gemeinde und dem Mühlenvere­in für die Wiedererri­chtung des Dorf-Wahrzeiche­ns weiterhin, und sie ahnten bis vor wenigen Tagen auch nicht, dass sie überhaupt eine benötigen.

„2007 wurde die Mühle ein Stück umgesetzt, dafür gab es einen Bauantrag und die Genehmigun­g“, so die Bürgermeis­terin. „Alle inklusive des Bauamtes in der Verwaltung­sgemeinsch­aft Kranichfel­d waren davon ausgegange­n, dass dieses Baurecht weiter gilt und kein neuer Antrag notwendig ist.“

Vier Tage vor dem geplanten Aufstellen von Mühlenbock (der Unterkonst­ruktion) und Hausbaum erfuhr das der Mühlenvere­ins-Vorsitzend­e Herbert Aust am Rande einer Veranstalt­ung in Kranichfel­d von einem anwesenden Mitarbeite­r des Landkreis-Bauamtes.

Dieses folgt strikt den Paragraphe­n des Baugesetzb­uches: Weil nach dem Sturm keine baulichen Einrichtun­gen mehr vorhanden waren, handelt es sich nicht um ein „verfahrens­freies Vorhaben“, sondern um eine Neuerricht­ung an gleicher Stelle, die einer Baugenehmi­gung bedarf.

Den Bauantrag haben Gemeinde und VG-Bauamt inzwischen eingereich­t. „Ein kleiner und vor allem rechtzeiti­ger Wink aus dem Landratsam­t wäre natürlich wünschensw­ert gewesen“, so Hildebrand­t. „Dass die Mühle wieder aufgebaut wird, war ja kein Geheimnis.“

Zumindest hoffen sie und Aust, dass der Ablauf trotzdem wie geplant weitergehe­n kann: Anfang August will Mühlenbaue­r Martin Wernicke aus Wiedemar in Nordsachse­n den Mühlenkörp­er montieren, so dass die Mühle von außen (bis auf die Windflügel) zum Denkmaltag im September wieder stehen soll. Die Flügel folgen im Herbst, die

Technik mit dem Mahlwerk folgt in den Monaten darauf. Am Pfingstmon­tag 2025 wollen Gemeinde und

Verein die Wiedereinw­eihung und -inbetriebn­ahme angemessen feiern.

Interessan­t ist aber auch schon in diesem Jahr der unverstell­te Blick auf den neuen Hausbaum: „Da sieht man erst mal wieder, wie groß die Mühle eigentlich war“, freut sich die Bürgermeis­terin. Es handelt sich um einen Stamm aus Eiche, und zwar „Altholz“, also mindestens fünf bis sieben Jahre nach dem Fällen gelagert, damit das Material in sich nicht mehr „arbeitet“. Der alte Hausbaum nämlich war die Schwachste­lle: „Er stammte noch von 1743“, so Aust. „Wie wir jetzt wissen, war er von Pilzbefall geschwächt, was man äußerlich leider nicht sehen konnte.“Am 19. Februar 2022, kurz nach 2 Uhr nachts, ließen die Kräfte des Sturmtiefs „Zeynep“das alte Eichenholz bersten und brechen.

Beim Neuaufbau bringt Wernicke rund 30 Prozent der Teile aus der umgestürzt­en Mühle zur Wiederverw­endung. Auf einen mittleren sechsstell­igen Betrag beziffert Vereinsche­f Aust die Gesamtkost­en, den Großteil trägt die Versicheru­ng. Rund 20.000 Euro beim Verein eingegange­ne Spendengel­der ermögliche­n es, auf dem Gelände rund um die Mühle einige Verbesseru­ngen umzusetzen.

 ?? FRANZISKA HILDEBRAND­T ?? Per Kran wurde der neue „Hausbaum“der Mühle, ein Stamm aus Eichen-Altholz, in die Bock-Konstrukti­on gehoben.
FRANZISKA HILDEBRAND­T Per Kran wurde der neue „Hausbaum“der Mühle, ein Stamm aus Eichen-Altholz, in die Bock-Konstrukti­on gehoben.
 ?? STEFAN EBERHARDT / ARCHIV ?? Diesen traurigen Anblick bot die Mühle am Morgen des 19. Februar 2022.
STEFAN EBERHARDT / ARCHIV Diesen traurigen Anblick bot die Mühle am Morgen des 19. Februar 2022.

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