Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Feier rund um den neuen Hausbaum
Der Wiederaufbau der Klettbacher Bockwindmühle hat begonnen. Noch fehlt allerdings noch die Baugenehmigung
Zumindest der „Hausbaum“steht wieder, wenn am Pfingstmontag in Klettbach traditionell der Deutsche Mühlentag gefeiert wird: „Wir konnten die Aktion nicht mehr absagen, die Firmen mit schwerer Technik waren bestellt“, sagte Bürgermeisterin Franziska Hildebrandt (FDP) nach dem Aufstellen zu Wochenbeginn. „Da hätten wir eine fünfstellige Summe in den Sand gesetzt.“Denn eine Baugenehmigung aus dem Landratsamt in Apolda fehlt der Gemeinde und dem Mühlenverein für die Wiedererrichtung des Dorf-Wahrzeichens weiterhin, und sie ahnten bis vor wenigen Tagen auch nicht, dass sie überhaupt eine benötigen.
„2007 wurde die Mühle ein Stück umgesetzt, dafür gab es einen Bauantrag und die Genehmigung“, so die Bürgermeisterin. „Alle inklusive des Bauamtes in der Verwaltungsgemeinschaft Kranichfeld waren davon ausgegangen, dass dieses Baurecht weiter gilt und kein neuer Antrag notwendig ist.“
Vier Tage vor dem geplanten Aufstellen von Mühlenbock (der Unterkonstruktion) und Hausbaum erfuhr das der Mühlenvereins-Vorsitzende Herbert Aust am Rande einer Veranstaltung in Kranichfeld von einem anwesenden Mitarbeiter des Landkreis-Bauamtes.
Dieses folgt strikt den Paragraphen des Baugesetzbuches: Weil nach dem Sturm keine baulichen Einrichtungen mehr vorhanden waren, handelt es sich nicht um ein „verfahrensfreies Vorhaben“, sondern um eine Neuerrichtung an gleicher Stelle, die einer Baugenehmigung bedarf.
Den Bauantrag haben Gemeinde und VG-Bauamt inzwischen eingereicht. „Ein kleiner und vor allem rechtzeitiger Wink aus dem Landratsamt wäre natürlich wünschenswert gewesen“, so Hildebrandt. „Dass die Mühle wieder aufgebaut wird, war ja kein Geheimnis.“
Zumindest hoffen sie und Aust, dass der Ablauf trotzdem wie geplant weitergehen kann: Anfang August will Mühlenbauer Martin Wernicke aus Wiedemar in Nordsachsen den Mühlenkörper montieren, so dass die Mühle von außen (bis auf die Windflügel) zum Denkmaltag im September wieder stehen soll. Die Flügel folgen im Herbst, die
Technik mit dem Mahlwerk folgt in den Monaten darauf. Am Pfingstmontag 2025 wollen Gemeinde und
Verein die Wiedereinweihung und -inbetriebnahme angemessen feiern.
Interessant ist aber auch schon in diesem Jahr der unverstellte Blick auf den neuen Hausbaum: „Da sieht man erst mal wieder, wie groß die Mühle eigentlich war“, freut sich die Bürgermeisterin. Es handelt sich um einen Stamm aus Eiche, und zwar „Altholz“, also mindestens fünf bis sieben Jahre nach dem Fällen gelagert, damit das Material in sich nicht mehr „arbeitet“. Der alte Hausbaum nämlich war die Schwachstelle: „Er stammte noch von 1743“, so Aust. „Wie wir jetzt wissen, war er von Pilzbefall geschwächt, was man äußerlich leider nicht sehen konnte.“Am 19. Februar 2022, kurz nach 2 Uhr nachts, ließen die Kräfte des Sturmtiefs „Zeynep“das alte Eichenholz bersten und brechen.
Beim Neuaufbau bringt Wernicke rund 30 Prozent der Teile aus der umgestürzten Mühle zur Wiederverwendung. Auf einen mittleren sechsstelligen Betrag beziffert Vereinschef Aust die Gesamtkosten, den Großteil trägt die Versicherung. Rund 20.000 Euro beim Verein eingegangene Spendengelder ermöglichen es, auf dem Gelände rund um die Mühle einige Verbesserungen umzusetzen.