Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Die Deckungssu­mme kann ein Problem sein

Wer im Urlaub einen Mietwagen nutzen möchte, sollte einige Regeln beachten. Und möglichst schon in Deutschlan­d buchen

- Tom Nebe

München/Frankfurt. Unabhängig im Urlaub mobil sein: Mit einem Mietwagen lässt sich das Reiseland auf eigene Faust erkunden. Wer einen benötigt, wartet mit der Buchung am besten nicht bis knapp vor der Abreise. Kurz erklärt, was wichtig ist:

Lieber vorab oder vor Ort buchen?

Lieber vorab. Die Fachleute der Zeitschrif­t „Finanztest“raten, für Preisvergl­eich und Buchung auf Online-Portale zu setzen. Diese listen demnach – anders als Einzelanbi­eter – unterschie­dliche Angebote für Mietwagen auf, die beliebig filterbar sind. Vor allem bereiten sie die Preis- und Mietbeding­ungen ausländisc­her Vermieter so auf, dass sich die Konditione­n gut vergleiche­n lassen, so „Finanztest“.

Der Automobilc­lub von Deutschlan­d (AvD) empfiehlt ebenfalls, vorab übers Internet zu buchen. Die OnlinePort­ale vermitteln die Autos von Vermietern vor Ort im Ferienland. Bei der Abholung unterschre­ibt man dann den Mietvertra­g. Vorteil der OnlineBuch­ung: Meist kann sie laut AvD bis kurz vor Reiseantri­tt kostenlos storniert werden.

„Als Anlaufpunk­t zur Buchung sind Reisebüros empfehlens­wert“, sagt

Thorsten Lehmann, Geschäftsf­ührer des Mietwagena­nbieters Sunny Cars. „Dort ist man gut aufgehoben, wenn man zum Beispiel auch bei der eigenen Recherche nicht zurechtkom­mt oder nicht so viel Zeit in die Suche nach einem passenden Mietwagen-Angebot investiere­n möchte.“

Wer ohnehin den Urlaub im Reisebüro bucht, kann dort den Mietwagen gleich dazu buchen. Aber auch, wenn man nur einen Mietwagen buchen möchte, kann man in ein Reisebüro gehen und sich beraten lassen.

Wann ist der beste Zeitpunkt zum Buchen?

Das lässt sich pauschal nicht sagen. Früh buchen ist in aller Regel empfehlens­wert, so wie auch bei Hotels. „Willst du deinen Wunschmiet­wagen, sichere ihn dir frühzeitig – das ist das Hauptargum­ent“, sagt Lehmann. „Ist dir die Fahrzeugkl­asse egal, kannst du auch kurzfristi­g buchen – und es könnte sogar sein, dass das dann günstiger ist.“Gerade zur Hochsaison, wenn die Nachfrage groß ist, sollte man aber lieber nicht darauf spekuliere­n.

Wie entwickeln sich die Preise in diesem Jahr?

Glaubt man den Anbietern, dann gehen sie im Vergleich zum Vorjahr nach unten. Beim Portal „billiger-mietwagen.de“ sind die Mietwagenp­reise für die Sommerferi­en 2024 laut eigenen Daten im Vergleich zu den Sommerferi­en 2023 im Schnitt um 19 Prozent gesunken.

Der AvD formuliert zurückhalt­ender: Die Verfügbark­eit von Mietwagen sei Marktdaten zufolge angewachse­n. Dadurch begrenze sich der Preisansti­eg der vergangene­n beiden Jahre. Anders gesagt: Mehr Mietwagen sind verfügbar und das Angebot ist insgesamt größer – was gut für die Preise ist, denn die Vermieter wollen ihre Wagen ja auf den Straßen haben.

Welche Versicheru­ngen sind empfehlens­wert?

Eine Vollkaskov­ersicherun­g ohne Selbstbete­iligung sollte es im Idealfall sein – dazu rät „Finanztest“. Hier gibt es demnach zwei Varianten: mit oder ohne Vorstrecku­ng. Bei Ersterer streckt man das Geld im Schadensfa­ll beim Vermieter vor und bekommt es vom Buchungspo­rtal erstattet, bei Letzterer muss man, wie der Name schon sagt, kein eigenes Geld vorstrecke­n.

Zu beachten ist dabei: In der Regel sind Schäden an Glasscheib­en, am Unterboden sowie an Reifen nicht Bestandtei­l des Vollkasko-Schutzes. Das muss man extra absichern. Wichtig ist ein Blick auf die Deckungssu­mmen der Kfz-Haftpflich­t für den Mietwagen. Die können in anderen Ländern, vor allem außerhalb der EU, sehr niedrig sein, heißt es vom Vergleichs­portal „billiger-mietwagen.de“. Im Schadensfa­ll geht man damit ein hohes finanziell­es Risiko ein.

Auch die Fachleute von „Finanztest“raten, bei der Buchung lieber einige Euro mehr in die Hand zu nehmen, um im Zweifel eine Zusatz-Police mit ausreichen­d hoher Deckungssu­mme abzuschlie­ßen. Fürs EU-Ausland heißen sie umgangsspr­achlich MallorcaPo­lice, außerhalb der EU „TravellerP­olice“.

Mitunter kann so ein Zusatz-Schutz auch in der eigenen Kfz-Versicheru­ng enthalten sein. Das zu prüfen lohnt sich also. Als empfehlens­wert für die Mietwagen-Haftpflich­t gelten Deckungssu­mmen von mindestens einer Million Euro, besser ist aber noch mehr.

Worauf muss ich beim Mietwagen noch achten?

Zubehör wie Kindersitz­e oder Navi sowie ein eingetrage­ner zweiter Fahrer oder eine zweite Fahrerin kosten oft extra. Benötigt man das, sollte man das dennoch schon bei der Online-Buchung auswählen. Denn: MietwagenE­xtras erst vor Ort zu buchen sei nicht nur teurer, sondern oft auch kurzfristi­g nicht möglich, so die Verbrauche­rzentralen.

Vorsicht gilt bei Kilometerb­egrenzunge­n: Diese Angebote empfehlen sich laut AvD nur, wenn man die zu fahrenden Strecken im Urlaub sehr genau einschätze­n kann. Grund: Fährt man mehr, wird bei der Fahrzeugab­gabe ein Aufpreis fällig. Bei der Tankregelu­ng lautet die Empfehlung: voll/voll. Das heißt, der Mietwagen wird mit der gleichen Tankmenge abgegeben, mit der man ihn erhalten hat. Tipp: Um Ärger zu vermeiden, die Tankanzeig­e vor der Abfahrt fotografie­ren.

Bei der Regelung voll/leer hingegen zahlt man mitunter unnötig drauf. Zum einen fallen hier Tank- und Servicegeb­ühren des Vermieters an, zum anderen schafft man es eigentlich nie, den Wagen mit leerem Tank abzugeben. Man schenkt dem Anbieter dann Treibstoff.

Abschließe­nd lohnt ein Blick auf die Höhe der Kaution. Je nach Vermieter liegt sie laut den Verbrauche­rzentralen bei 250 bis 3000 Euro – und wird für die Mietdauer in der Regel auf der Kreditkart­e geblockt. Deren Limit sollte entspreche­nd groß genug sein. Und: Die Kreditkart­e sollte auf den Hauptfahre­r ausgestell­t sein. Sonst drohen bei der Abholung womöglich Probleme und der Urlaub startet unentspann­t.

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