Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Die schwierige Fürstin
Maria Teresa von Luxemburg soll unter ihren Angestellten ein unangenehmes Klima erzeugt haben. Sogar die Regierung schritt ein
Burgen, Wälder, Flüsse und ein prunkvoller Palast: In einer Kulisse wie aus einem Disney-Film lebt die Großherzogin von Luxemburg, von der Europas Nachbarn vergleichsweise wenig wissen – außer dass sie wohl kräftig auf Krawall gebürstet ist. Maria Teresa (68) soll in Bezug auf ihr Personal bisweilen einen Umgang pflegen, der mehr an Kaserne als an Kastell erinnert. Ein Ton, der bereits Tränen und Kündigungen zur Folge hatte. So schlimm soll es gewesen sein, dass sogar die Regierung auf den Plan gerufen wurde und einen Sonderbeauftragten an den Hof schickte. Dass die Herrscherin vor ihren Angestellten verbal entgleisen soll, das ist auch dem Adelsexperten Jürgen Worlitz zu Ohren gekommen. „Wenn Maria Teresa sauer war, so hört man, polterte sie einfach drauf los“, sagte er gegenüber unserer Redaktion.
Maria Teresa, Ehefrau des luxemburgischen Großherzogs Henri (69), wurde als Tochter reicher Eltern in Kuba geboren. Ihre Familie verließ die Insel während Fidel Castros Revolution und zog erst nach New York, dann in die Schweiz zum Studium. Im Seminar lernte die Politikstudentin dann ihren späteren Mann Henri kennen. Fünf Kinder haben beide und sieben Enkelkinder. Ihre Liebe, die heimlich begann, hält nun schon mehr als 40 Jahre.
Heile Welt also? Mitnichten. Der Sonderbeauftragte Jeannot Waringo wurde in seinem Bericht von 2020 sehr deutlich: „Von den ersten Tagen meiner Anwesenheit im Palast an verspürte ich eine gewisse Angst unter den Mitarbeitern, etwa die Angst, gerügt zu werden oder den Job zu verlieren. Ich verspürte eine gewisse Angst vor Schuldzuweisungen, ohne dass die Mitarbeiter das Bedürfnis hätten, ihre Gefühle offen auszudrücken.“Zudem betonte Waringo „die Allmacht der Großherzogin über alle wichtigen Personalentscheidungen“, berichten Medien wie das „Lëtzebuerger Land“. Das Ergebnis seines Berichts waren schwerwiegende Vorwürfe, auch von physischer Gewalt am Hof war die Rede.
Dieser Bericht eines Regierungsbeauftragten war ein Skandal, der den Hof im beschaulichen Luxemburg erschütterte, so sieht es auch Adelsexperte Worlitz. „Dieser offizielle Prüfbericht zu Maria Teresas Fehlverhalten gegenüber dem Personal war ein Schock, nicht nur für die Luxemburger BevölkeWeise, rung, sondern auch für den Großherzog. Henri nannte die Vorkommnisse inakzeptabel.“
Aber Henri habe sich vor seine Frau gestellt, „indem er ihr Verhalten als Einzelfall bezeichnete“, so Worlitz. Die beiden ließen und lassen nichts aus, um sich als Liebespaar wie aus dem Märchenbuch zu präsentieren. In einem Interview mit der französischen Zeitung „Paris Match“wurden sie zum Beispiel nicht müde, über ihre
Zuneigung zu schwärmen. Jeder nannte den anderen die Liebe seines Lebens.
Maria Teresa versucht sich, aller Kritik zum Trotz, als die Toleranz in Person auszugeben. Gern lässt sie sich als royaler Promi mit verständnisvollen Worten zitieren, vor allem was die Beziehung zu ihrer Schwiegertochter angeht: „Ich bewundere die Art und
wie sie ihre Aufgaben wahrnimmt, indem sie ihre Kinder bei ihren Besuchen in den Altersheimen mitnimmt“, so Maria Teresa. „Ich stelle fest, dass die jungen Prinzen den älteren Menschen Freude und Trost spenden. Zu meiner Zeit ließ man mich das nicht tun.“
Die gebürtige Kubanerin lästerte schon über ihre Schwiegermutter
Zu ihrer Zeit hatte sie richtig Stress mit ihrer Schwiegermutter. Mit der einstigen Großherzogin JoséphineCharlotte (1927–2005), die Tradition und Manieren inhaliert hatte, geriet die studierte junge Politikwissenschaftlerin aus Kuba immer wieder aneinander. Eine „einfache Bürgerliche“war nicht nach dem royalen Geschmack. Dabei war Maria Teresa eine wenigstens weitläufige Nachfahrin spanischer Landadliger – doch das zählte nicht.
2002, kurz nach dem Thronwechsel, ließ Maria Teresa mal richtig Dampf ab. Gegenüber Journalisten lästerte sie derart über die verhasste Schwiegermutter ab, was zu einem Skandal führte. „Sie soll Maria Teresa als kleine Kubanerin verspottet haben“, so Worlitz. „Rassismus würde man das heute nennen. Auch wenn dieser Ausdruck damals noch nicht so allgegenwärtig war, wird Maria Teresa sich schwer gekränkt gefühlt haben.“
Mittlerweile soll sich die Stimmung am Hofe ins Positive gewandelt haben: Nach der Veröffentlichung des Waringo-Berichts wurden „wichtige Änderungen“eingeführt, heißt es. Darunter das Maison du Grand-Duc, die neue Verwaltung des Hofes, die stärkere Transparenz ermöglichen soll. Ein externer Rechnungsprüfer kam zu dem Schluss, dass sich die Situation verbessert habe.
„Es ist offensichtlich, dass das Haus des Großherzogs von den jüngsten Umstrukturierungen profitiert hat, die zu einer Verbesserung der Qualität des Arbeitslebens für das Personal geführt haben“, so zitieren Luxemburger Medien einen Wirtschaftsprüfer. „Die Anerkennung und Diskussion vergangener Probleme hat ein starkes Gefühl des Engagements gefördert und die allgemeine Arbeitszufriedenheit verbessert.“
Ob viele schon auf Maria Teresas Abgang hoffen? Im Interview mit „Paris Match“sprach sie selbst auch schon von der „Tradition des sanften Machtwechsels“. Ihr Sohn Guillaume ist bereits 42. Doch sagt sie auch: „Es besteht keine Eile, es wird in einigen Jahren geschehen.“