Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Klassische Funktion einer Blockpartei
Landes-CDU lässt ihre Geschichte aufarbeiten. Studie zur Thüringer Partei-Historie in Erfurt vorgestellt
Erfurt. Die Vorläuferverbände der heutigen Thüringer CDU haben nach Einschätzung einer Historikerkommission zu DDRZeiten die klassische Funktion einer Blockpartei eingenommen. „Die CDU ist nach dem Krieg als demokratische Partei gegründet und auf Bestreben von Sowjets und SED zu einer Blockpartei transferiert worden“, sagte der Vorsitzende der Kommission, Jörg Ganzenmüller, bei der Vorstellung einer Studie zur Geschichte der OstCDU. Innerhalb dieses Rahmens, den die CDU nicht freiwillig gewählt habe, hätten vor allem die Führungsspitzen der Parteiverbände eng mit der SED kooperiert. An der Parteibasis habe es Versuche gegeben, sich etwa für die Christen in der DDR zu engagieren.
„Wenn einzelne Mitglieder in Konflikt mit der Staatsmacht gekommen sind, wurden sie von der Parteiführung auch nicht unterstützt“, sagte Ganzenmüller. Die CDU in Thüringen war nach dem Zweiten Weltkrieg als Landesverband gegründet worden, 1952 dann aber in die Bezirksverbände Suhl, Erfurt und Gera gegliedert worden.
Dem Bericht nach hat die vollständige Integration der OstCDU in den SED-Apparat bis zum Mauerbau 1961 gedauert. Viele Parteimitglieder hätten in dieser Phase die CDU verlassen, weil sie mit der Annäherung der Union an die SED nicht einverstanden gewesen seien.
Die Kommission war auf Vorschlag des Thüringer CDU-Vorsitzenden Mike Mohring von der Landes-CDU 2015 als unabhängiges Forschergremium eingesetzt worden. Ganzenmüller betonte, diese Unabhängigkeit der Historiker sei nie angetastet worden. Gleichzeitig sagte Ganzenmüller, es gebe nach wie vor offene Fragen. Die eigentliche Forschungsarbeit der Kommission unter anderem in Archiven leistete der Historiker Bertram Triebel. Mohring nutzte die Vorstellung der Studie für einen erneuten Seitenhieb auf die Thüringer Linke. Anders als die CDU habe es diese Partei auch in der laufenden Legislaturperiode nicht geschafft, ihre Verantwortung innerhalb des SEDRegimes aufzuarbeiten, kritisierte Mohring. „Wir haben nicht nur angekündigt, wir haben geliefert“, sagte Mohring.
Nach der Übernahme der Regierungsgeschäfte in Thüringen durch Linke, SPD und Grüne Ende 2014 hat es immer wieder harte geschichtspolitische Auseinandersetzungen über die Rolle der CDU innerhalb des SEDRegimes gegeben. (dpa)