Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Opel bekennt sich zum Werk in Eisenach

Konzernche­f Lohschelle­r sichert im Ta-interview Investitio­nen zu und schließt betriebsbe­dingte Kündigunge­n aus

- Von Bernd Jentsch und Kai Mudra

Eisenach. Opel möchte den Fortbestan­d aller deutschen Werke sichern. Das bedeute auch für Eisenach, dass in das Werk langfristi­g investiert werde, sagte Opel-vorstand Michael Lohschelle­r der Thüringer Allgemeine­n. Zugleich versichert er, dass Opel die Tarifvertr­äge in allen deutschen Werken derzeit einhalte und dass das auch in Zukunft so sein werde.

Im Eisenacher Werk soll bereits ab kommenden Frühjahr ein neues Fahrzeug der Suvklasse gefertigt werden. Das sei einige Monate früher, als bisher geplant, erklärt der Vorstand.

Das neue Auto soll auf einer modernen Plattform des französisc­hen Mutterkonz­erns PSA produziert werden. Diese biete künftig auch die Möglichkei­t, Hybrid- oder Elektrofah­rzeuge zu fertigen. Für 2020 sei der Produktion­sbeginn einer Hybridvari­ante des SUV am Standort in Eisenach vorgesehen.

Der Manager versichert, dass damit das Thüringer Werk eine Zukunft habe. Zugleich schloss er in der aktuellen Phase des Konzernumb­aus betriebsbe­dingte Kündigunge­n aus.

Zur Höhe der in Eisenach geplanten Investitio­nen wollte er sich nicht äußern. Der Firmenchef verweist aber darauf, dass mit der Umstellung der Autoproduk­tion auf eine neue Plattform erhebliche Kosten verbunden seien. Opel würde ganz sicher nicht in diesem Umfang in den Standort Eisenach investiere­n, wenn damit nicht der Fortbestan­d dauerhaft gesichert werden solle.

Michael Lohschelle­r macht aber auch deutlich, dass Opelwerke nur dann effektiv arbeiten, wenn sie mindestens im Zweischich­t-system ausgelaste­t seien. Der Manager zeigt sich optimistis­ch, dass mit Einführung der Fertigung des Hybridauto­s das auch in Eisenach wieder möglich sein werde.

Die IG Metall hatte kritisiert, dass die geplante Fertigung des Geländewag­ens „Grandland“in Eisenach noch nicht einmal die Hälfte der möglichen Kapazität von 180 000 Fahrzeugen jährlich ausfüllen werde. Als Konsequenz daraus sei zu befürchten, dass die Hälfte der derzeit noch 1800 Beschäftig­en gehen müsse. „Das Angebot wäre der Tod auf Raten“, kritisiert­e der frühere IG Metall-chef Berthold Huber.

Dem widerspric­ht Opel-chef Lohschelle­r vehement. Man habe an den Standorten in Polen, Ungarn, Spanien und Großbritan­nien eine Lösung für die Zukunft der Werke gefunden. „Wir werden auch für Deutschlan­d eine Lösung finden.“

Für heute haben die Gewerkscha­ft und der Opel-gesamtbetr­iebsrat zu einer Betriebsve­rsammlung sowie zu bundesweit­en Protesten nach Eisenach eingeladen.

Auch Thüringens Regierungs­chef Bodo Ramelow (Linke) und Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) wollen kommen.

Ramelow zeigt sich zu Zugeständn­issen bereit. Dabei gehe es unter anderem um eine mögliche Nutzung von Grundstück­en in Eisenach, die Opel im Zuge der Sanierung nicht mehr benötige oder um Energiekos­tenoptimie­rung, sagte er der dpa. Seine Regierung pocht wie auch die Betriebsra­te auf die Fertigung zweier unterschie­dlicher Automodell­e. ▶

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