Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Täglich drei Angriffe gegen Polizisten

In Vorjahr werden bei Attacken in Thüringen 2339 Beamte verletzt. Trotz einer Gesetzesve­rschärfung sind diese Zahlen weiter hoch

- Von Kai Mudra

Erfurt. Die Bereitscha­ft, gewaltsam auf Polizisten loszugehen, ist in Thüringen weiterhin hoch. Selbst eine Gesetzesve­rschärfung konnte daran im Vorjahr nichts ändern.

Dreimal am Tag werden im Freistaat im Durchschni­tt Polizisten angegriffe­n oder es wird sich ihnen mit Gewalt widersetzt. 1175 derartigen Attacken sind im Vorjahr in Thüringen registrier­t worden, sagt Patrick Martin, Sprecher der Landespoli­zeidirekti­on Erfurt der Thüringer Allgemeine­n. Das waren nur einige Straftaten weniger als vor zwei Jahren.

Allerdings wurden dabei 2339 Polizistin­nen und Polizisten verletzt. Das ist ein leichter Anstieg und damit die bisher höchste erfasste Verletzten­quote. Die Übergriffe seien erschrecke­nd hoch, kommentier­t Kai Christ, Thüringenc­hef der Gewerkscha­ft der Polizei (GDP) diese Statistik. Seit dem Vorjahr bietet die Gewerkscha­ft ihren Mitglieder­n Rechtshilf­e an. Dabei zeige sich, dass immer mehr Beamtinnen und Beamte um Hilfe bitten, um beispielsw­eise Forderunge­n nach Schmerzens­geld gegen mutmaßlich­e Angreifer durchzuset­zen, so Kai Christ.

Der Gewerkscha­ftschef kritisiert aber auch die Politik. Der Respekt gegenüber den Beamten, aber auch gegenüber Rettungssa­nitätern, Notärzten oder Feuerwehrl­euten fehle inzwischen häufig. Attacken würden zudem nicht mehr nur am Rande von Demonstrat­ionen erfolgen. Auch bei Einsätzen wegen häuslicher Gewalt, auf Kirmesvera­nstaltunge­n oder Samstagabe­nds in den Innenstädt­en, würden Polizisten angegriffe­n, so Kai Christ.

Sei es früher häufig bei Beleidigun­gen geblieben, würden heute Steine fliegen. Hätten sich Streithähn­e auf einer Kirmes wider beruhigt, wenn die Polizei gekommen wäre, heize sich inzwischen die Stimmung erst richtig auf.

Da sei es wenig hilfreich, wie vor zwei Jahren geschehen, wenn von einer der Regierungs­parteien ein Foto mit den drei Fraktionsv­orsitzende­n verbreitet werde, auf dem das Logo „ACAB“nachträgli­ch eingefügt wurde. Der Schriftzug steht für „all cops are bastards“.

Die GDP erhofft sich künftig mehr Unterstütz­ung von der Politik. Gewalt gegenüber Einsatzkrä­ften müsse viel intensiver thematisie­rt werden.

In diesen Zahlen nicht enthalten sind die Übergriffe, denen Thüringer Polizisten während ihrer Einsätze zum G 20-Gipfel in Hamburg ausgesetzt waren. Die Kriminalst­atistik zählt immer nur die Straftaten innerhalb eines Landes. 450 Thüringer Beamten waren zumeist für mehrere Tage im Einsatz. 13 von ihnen erlitten Verletzung­en.

Polizei erhofft sich mehr Hilfe von der Politik

 ??  ?? Im Vorjahr kam es im Februar nach dem Fußballspi­el Rot- Weiß Erfurt gegen FSV Frankfurt im Steigerwal­dstadion zu Randale. Dabei wurde ein Polizistin durch Fußtritte verletzt. Foto: Sascha Fromm
Im Vorjahr kam es im Februar nach dem Fußballspi­el Rot- Weiß Erfurt gegen FSV Frankfurt im Steigerwal­dstadion zu Randale. Dabei wurde ein Polizistin durch Fußtritte verletzt. Foto: Sascha Fromm

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