Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Höhere Kosten fürs Personal bringen Kommunen ans Limit

Tarifabsch­luss droht Haushalte in Landkreis und Gemeinden zu kippen. Mehraufwan­d für Landkreis bei 600 000 Euro

- Von Timo Götz, Kerstin Fischer und Patrick Weisheit

Kyffhäuser­kreis. Der hohe Tarifabsch­luss für den öffentlich­en Dienst hat die Kommunen im Kyffhäuser­kreis und auch den Landkreis selbst kalt erwischt. Große Löcher reißt die Gehaltserh­öhung um insgesamt 7,5 Prozent innerhalb von drei Jahren für die Mitarbeite­r in gerade erst gestrickte Haushalte. Oder sie wirft frisch kalkuliert­e Entwürfe gleich wieder über den Haufen.

Um die rapide steigenden Personalko­sten stemmen zu können, wird jetzt überall haarscharf nachgerech­net. Allein der Landkreis müsse etwa 600 000 Euro zusätzlich aufbringen, war gestern von Heinz-ulrich Thiele, dem Sprecher des Landratsam­ts, auf Nachfrage von Thüringer Allgemeine zu erfahren. „Wir prüfen jetzt jeden Posten, um den Haushalt per Nachtrag wieder auszugleic­hen.“

Thiele bleibt aber optimistis­ch: „Bei einem Gesamtetat von 120 Millionen Euro sollten die zusätzlich­e Ausgaben aber aufzubring­en sein ohne dass wir dafür die Kreisumlag­e anheben müssen.“Gerechtfer­tigt sei der Rechenaufw­and in jedem Fall, die Landkreism­itarbeiter hätten das Plus für die Geldbörse verdient. „Und die wichtigen Großprojek­te des Landkreise­s geraten durch die höheren Personalau­sgaben nicht in Gefahr.“Die jetzt bereits ausgehande­lten Steigerung­en für die kommenden Jahre würden dann gleich in der künftigen Etatentwür­fen berücksich­tigt.

Für das laufende Jahr muss auch im Bad Frankenhäu­ser Rathaus neu kalkuliert werden: „Als Stadt sind wir noch am Rechnen, was das für uns bedeutet. Das Ergebnis liegt ja in der Summe sogar noch über der Forderung von 6,5 Prozent und mit ungefähr 3,2 Prozent für 2018 deutlich über dem, was wir für eine Tariferhöh­ung im Haushalt vorgesehen haben – wir haben 1,5 Prozent eingeplant“, kommentier­te Bad Frankenhau­sens Bürgermeis­ter Matthias Strejc (SPD) das Ergebnis der Tarifverha­ndlungen. Gute Einstiegsg­ehälter für den Berufsnach­wuchs hält er allerdings für wichtig. Derzeit seien im Rathaus zwar alle Fachbereic­he mit qualifizie­rtem Personal besetzt. Doch in den nächsten Jahren werden etliche Mitarbeite­r altersbedi­ngt ausscheide­n. „Mal sehen, wo wir das Geld herholen. Das wissen wir noch nicht“, so Matthias Strejc.

Ganz klar ist auch für die Sondershäu­ser Verwaltung noch nicht, wo die Mittel eingespart werden sollen, die stattdesse­n demnächst auf die Gehaltskon­ten der Mitarbeite­r fließen. „Der Haushaltse­ntwurf wird gerade noch einmal komplett durchgerec­hnet“, erklärte Hauptamtsl­eiter Stefan Schard gestern.

„Ich freue mich für meine Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r, dass sie nun etwas mehr in ihrem Portemonna­ie haben werden“, sagt Arterns Bürgermeis­terin Christine Zimmer (CDU). Die Stadt sei aber auch knapp bei Kasse, die Ausgaben belasten das Stadtsäcke­l. „Ich habe bereits mit meinem Kämmerer gesprochen und er hat mir versichert, dass er einen Puffer eingebaut hat und es daher nicht so dramatisch werden wird. „Sollte es dennoch eng werden, müssen wir eben unseren Nachtragsh­aushalt noch einmal strecken“, sagt Zimmer.

Der Puffer bei den Personalko­sten, den die Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Greußen in ihren bereits beschlosse­nen Haushalt für das laufende Jahr einkalkuli­ert hatte, wurde durch den jetzt vorliegend­en Tarifabsch­luss gleich wieder pulverisie­rt. Dabei war die Kämmerei der VG schon von einer Steigerung in Höhe von 2 Prozent ausgegange­n. „Ohne Nachtragsh­aushalte werden wir die Mehrkosten nun nicht einfach ausbügeln können“, stellt Ulrich Georgi, der Vorsitzend­e der VG Greußen klar. Er geht davon aus, dass noch in dieser Woche ein angepasste­r Entwurf für den Nachtrag vorgelegt werden kann. „Sicher ist ein solch hoher Tarifabsch­luss positiv für die Mitarbeite­r in den Verwaltung­en. Für viele Kommunen aber ist es schwer, die dafür nötigen Mittel tatsächlic­h aufzubring­en“, gibt er zu bedenken.

„So sehr ich den Mitarbeite­rn das Geld gönne. Für viele Kommunen aber ist es eine zusätzlich­e Herausford­erung“, kommentier­t auch Roßlebens Bürgermeis­ter Steffen Sauerbier (SPD) das Verhandlun­gsergebnis. „Unsere Ausgaben steigen durch den Tarifabsch­luss, denn wir bekommen ja auf der anderen Seite nicht mehr Einnahmen aus den Schlüsselz­uweisungen.“

Die Bürger könnten die Folgen des neuen Tarifabsch­lusses an höheren Gebühren zu spüren bekommen. Die Mehrkosten für die Gehälter ihrer Beschäftig­ten müssten die Kommunen auf die Gebühren etwa für Müllabfuhr und Straßenrei­nigung umlegen.

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Foto: Dirk Bernkopf Die Landkreisv­erwaltung rechnet mit   Euro Mehrkosten.

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