Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Wenn der beste Freund Feind wird: Hundefachm­an gibt Tipps

Nach tödlichen Bissen in Hessen und Niedersach­sen mahnt Nordhäuser Experte zur Ruhe in Diskussion um Rasseliste

- Von Peter Cott

In der Hundeschul­e erlebe man oft, dass die Tiere vermenschl­icht werden. Lutz-volker Genzel empfiehlt dagegen feste Regeln für die Vierbeiner.

▶ Hundehalte­r und Regeln müssen für das Tier lesbar und transparen­t sein. Sprich: Was heute erlaubt ist, darf morgen nicht verboten sein.

▶ Viele finden es niedlich, wenn Welpen im Spiel beißen. Für das spätere Verhalten solle man dem aber Einhalt gebieten. Nicht jedoch durch Schläge, sondern durch Schmerzlau­te oder Ignorieren. Nordhausen. Nach drei tödlichen Hundeattac­ken in Hannover sowie im hessischen Bad König ist die Diskussion über die Gefahr von Vierbeiner­n und eine Rasseliste wieder aufgekocht. Eine müßige Debatte, wie der Nordhäuser Lutz-volker Genzel von der Hundeschul­e „Wolfacadem­y“befindet. Eine Wiedereinf­ührung der für Thüringen erst in diesem Jahr abgeschaff­ten Rasseliste wäre nur „Panikmache“, ist er überzeugt.

Seit über 30 Jahren mit der Hundeausbi­ldung im Privaten sowie Berufliche­n vertraut und seit 2011 als Sachkundig­e Person durch das Landesverw­altungsamt bestellt, habe er bislang keinen Listenhund erlebt, der Menschen gebissen hat. „Meist waren es Dackel, Schäferhun­de oder Labradore“, erzählt Genzel und betont: „Kein Hund ist per se gefährlich.“

Vielmehr seien 80 Prozent aller Hundeattac­ken durch das andere Ende der Leine ausgelöst. Sprich: den Halter. Der müsse klare Regeln einhalten (siehe Infokasten) und beispielsw­eise die Ruheräume des Hundes akzeptiere­n, dürfe das Tier also nicht erschrecke­n.

Auch Tumore können laut Lutz-volker Genzel zu Attacken führen. Ausschlagg­ebend seien zudem häufig schmerzhaf­te Erfahrunge­n aus der Welpenzeit. Geräusche, Gesten oder Gerüche wie Alkohol, die damit verknüpft sind, können dann zum Biss führen. Aber: „Ein normal sozialisie­rter Hund beißt nicht“, hält Genzel fest.

Fußgänger sollten nicht in gerade Linie auf Hunde zugehen. Das Tier könnte dies als Angriff werten. Lutz-volker Genzel empfiehlt, sich in einem leichten Bogen zu nähern.

▶ Passanten sollten zudem auf Warnsignal­e der Hunde achten. Knurren und leichtes Zurückweic­hen sind erste Indizien eines Angriffs beziehungs­weise einer Drohgebärd­e.

▶ Laute, schrille Schreie, ruckartige Bewegungen oder Wegrennen aktivieren den Jagdinstin­kt von Hunden. Wichtig daher: Ruhe bewahren.

▶ Treffen Sie mit ihrem Haustier auf einen freilaufen­den Hund, sollten Sie ihren Vierbeiner nicht hochnehmen, warnt Genzel. Sie könnten selbst gebissen werden. Also: Leine fallen lassen, so dass ihr Hund flüchten kann oder mit erhabener Geste zwischen die Tiere stellen.

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Foto: Peter Cott Leon Grella arbeitet nebenberuf­lich in der Hundeschul­e Wolfacadem­y.

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