Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Wenn der beste Freund Feind wird: Hundefachman gibt Tipps
Nach tödlichen Bissen in Hessen und Niedersachsen mahnt Nordhäuser Experte zur Ruhe in Diskussion um Rasseliste
In der Hundeschule erlebe man oft, dass die Tiere vermenschlicht werden. Lutz-volker Genzel empfiehlt dagegen feste Regeln für die Vierbeiner.
▶ Hundehalter und Regeln müssen für das Tier lesbar und transparent sein. Sprich: Was heute erlaubt ist, darf morgen nicht verboten sein.
▶ Viele finden es niedlich, wenn Welpen im Spiel beißen. Für das spätere Verhalten solle man dem aber Einhalt gebieten. Nicht jedoch durch Schläge, sondern durch Schmerzlaute oder Ignorieren. Nordhausen. Nach drei tödlichen Hundeattacken in Hannover sowie im hessischen Bad König ist die Diskussion über die Gefahr von Vierbeinern und eine Rasseliste wieder aufgekocht. Eine müßige Debatte, wie der Nordhäuser Lutz-volker Genzel von der Hundeschule „Wolfacademy“befindet. Eine Wiedereinführung der für Thüringen erst in diesem Jahr abgeschafften Rasseliste wäre nur „Panikmache“, ist er überzeugt.
Seit über 30 Jahren mit der Hundeausbildung im Privaten sowie Beruflichen vertraut und seit 2011 als Sachkundige Person durch das Landesverwaltungsamt bestellt, habe er bislang keinen Listenhund erlebt, der Menschen gebissen hat. „Meist waren es Dackel, Schäferhunde oder Labradore“, erzählt Genzel und betont: „Kein Hund ist per se gefährlich.“
Vielmehr seien 80 Prozent aller Hundeattacken durch das andere Ende der Leine ausgelöst. Sprich: den Halter. Der müsse klare Regeln einhalten (siehe Infokasten) und beispielsweise die Ruheräume des Hundes akzeptieren, dürfe das Tier also nicht erschrecken.
Auch Tumore können laut Lutz-volker Genzel zu Attacken führen. Ausschlaggebend seien zudem häufig schmerzhafte Erfahrungen aus der Welpenzeit. Geräusche, Gesten oder Gerüche wie Alkohol, die damit verknüpft sind, können dann zum Biss führen. Aber: „Ein normal sozialisierter Hund beißt nicht“, hält Genzel fest.
Fußgänger sollten nicht in gerade Linie auf Hunde zugehen. Das Tier könnte dies als Angriff werten. Lutz-volker Genzel empfiehlt, sich in einem leichten Bogen zu nähern.
▶ Passanten sollten zudem auf Warnsignale der Hunde achten. Knurren und leichtes Zurückweichen sind erste Indizien eines Angriffs beziehungsweise einer Drohgebärde.
▶ Laute, schrille Schreie, ruckartige Bewegungen oder Wegrennen aktivieren den Jagdinstinkt von Hunden. Wichtig daher: Ruhe bewahren.
▶ Treffen Sie mit ihrem Haustier auf einen freilaufenden Hund, sollten Sie ihren Vierbeiner nicht hochnehmen, warnt Genzel. Sie könnten selbst gebissen werden. Also: Leine fallen lassen, so dass ihr Hund flüchten kann oder mit erhabener Geste zwischen die Tiere stellen.