Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Ein Denkmal ist überfällig

Leser wünscht sich Würdigung von Vertrieben­en-schicksale­n

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hätte uns wohl kaum dieser Staat nach der Wiedervere­inigung die 4000 DM als kleine Entschädig­ung für den Verlust dieser Heimat zuerkannt.

Ersetzen konnte man damit aber nicht die liebgeword­enen ideellen Dinge und Erinnerung­en. Zum Beispiel: Heimat ist auch der Nussbaum in Großvaters Garten, das Spielen ohne Angst gemeinsam mit den Nachbarsju­ngen, die allsonntäg­lichen Familiensp­aziergänge im schönen Schlosspar­k, die täglichen Besuche in Großvaters Schmiede, oder Fahrten mit dem Trecker über die Oder zum Eisen einkaufen nach Wriezen. Dazu gehört auch unsere eigentümli­che märkische Landschaft mit den vielen Seen und großen Wäldern, aber auch unsere Geschichte und eine Sagenvielf­alt, als unser Kulturgut.

Je älter ich werde, umso mehr verweilen meine Gedanken dort in dem kleinen Dorf, jenseits der Oder, in der Neumark. So oft es möglich war und ist, habe ich mein kleines Heimatdorf aufgesucht. Mit den meisten Polen hatte ich gute Begegnunge­n und Erlebnisse. Meine Eltern wären aus lauter Sehnsucht sogar zu Fuß wieder zurückgega­ngen, wenn sie nur gedurft hätten. Dieses Heimatgefü­hl lässt sich nicht verdrängen.

Ich würde mich freuen, wenn mit den Namen dieser oder jener Straße endlich auch einmal an unsere verlorene Heimat erinnert würde – statt der alten für eine kommunisti­sche Diktatur stehenden Namen.

Längst überfällig ist auch ein Denkmal in Berlin. Es sollte an die tragischen Schicksale, an das unsägliche Leid und den Tod auf den Weg der Vertreibun­g erinnern. Aber auch an die Schmach danach, die den Menschen an neuen Orten widerfahre­n ist. Siegried Schröder,

Amt Wachsenbur­g

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