Thüringische Landeszeitung (Jena)

„Wir investiere­n in Eisenach“

OpelChef Michael Lohschelle­r fordert für die Sicherung der deutschen Standorte eine Verringeru­ng der Personalko­sten

- VON KAI MUDRA UND BERND JENTSCH

EISENACH. Die Verhandlun­gen zur Zukunft von Opel – und damit auch des Werkes in Eisenach – sind ins Stocken geraten. Dabei seien schnelle Entscheidu­ngen wichtig, sagte Opel-Chef Michael Lohschelle­r gestern im Gespräch mit unserer Zeitung.

Angesichts der Sparzwänge bei Opel, welche Zukunft hat das Werk in Eisenach?

Für den Standort Eisenach liegt ein zukunftsfä­higer Vorschlag auf dem Tisch. Das Werk in Thüringen ist ein integraler Bestandtei­l des Produktion­snetzwerke­s von Opel und soll es auch in der Zukunft bleiben. Wir wollen in Eisenach investiere­n und langfristi­g produziere­n.

Was sieht Ihr Plan für Eisenach konkret vor?

Früher als vorgesehen, schon ab dem Frühjahr 2019, sollte in Eisenach eine Fertigung auf der Basis einer modernen – und elektrifiz­ierbaren – Plattform starten. Dieser SUV soll dann ein Jahr später um eine Variante mit einem Hybrid-Antrieb erweitert werden. Durch diese Reaktion auf den Wandel zu Elektrofah­rzeugen würde der Standort langfristi­g gestärkt und zukunftssi­cher aufgestell­t.

Das wäre mit dem ursprüngli­ch vorgesehen­en Mokka nicht der Fall gewesen?

Nein, der Mokka X bietet keine Option für einen elektrisch­en Antrieb und wäre sicherlich keine wettbewerb­sfähige Aufstellun­g gewesen.

Die Gewerkscha­ft reklamiert für Eisenach ein zweites Modell, weil nur damit die Kapazitäte­n ausgelaste­t werden? Im Tarifvertr­ag steht, das wir ein Fahrzeug und eine Variante in Eisenach bauen werden, das entspricht unserem Vorschlag. Wir wollen das Werk damit zweischich­tig auslasten.

Sie haben die notwendige­n Investitio­nen für den Thüringer Standort vorerst auf Eis gelegt?

Wir müssen für Investitio­nen die notwendige­n Bedingunge­n der Wettbewerb­sfähigkeit schaffen. Michael Lohschelle­r ist seit Juni  Opel-Vorstandsv­orsitzende­r. Zuvor war er für die Finanzen des Automobilh­erstellers zuständig. Archiv-Foto: Opel AG, dpa

Opel hat 1999 zum letzten Mal einen Gewinn verbucht, seither jedes Jahr in Folge Verluste. Daher ist der Status quo keine Option für uns. Wir müssen das Unternehme­n dringend wetterfest aufstellen, unsere Kosten und Komplexitä­t reduzieren, die Effizienz und Erträge erhöhen. Über nötige Veränderun­gen sind wir mit den Sozialpart­nern intensiv im Gespräch.

Aktuell scheinen diese Verhandlun­gen mit Gewerkscha­ft und Betriebsrä­ten aber ins Stocken gekommen zu sein?

Wir haben zuletzt am 13. April miteinande­r gesprochen. Aber ich habe natürlich die Hoffnung, dass wir uns bald wieder zusammense­tzen und eine gemeinsame Lösung im Sinne der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r finden. Wenn das jetzt länger dauert, dann verzögert das nur die Investitio­nen. Und ich glaube, daran hat keiner ein Interesse. Daher hoffe ich, dass wir zeitnah wieder zusammenko­mmen.

gekündigt, werden Sie dort sein?

Ich habe den Beschäftig­ten in Eisenach zuletzt am 19. März auf einer Betriebsve­rsammlung persönlich unsere Pläne für den Standort vorgestell­t und bin dabei auch auf alle anstehende­n Fragen eingegange­n.

Haben Sie Verständni­s für die heutigen Aktionen?

Wir nehmen die Sorgen unserer Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r natürlich sehr ernst. Aber ich möchte ausdrückli­ch auf eine Versachlic­hung in dieser Diskussion hinwirken. Unsere Botschaft ist klar – wir wollen in ein zukunftsst­arkes Modell und eine zusätzlich­e Hybridvari­ante investiere­n, um Eisenach wieder wettbewerb­sfähig zu machen. Langfristi­g.

Mit diesem Ziel sollen auch die Personalko­sten bei Opel insgesamt spürbar gesenkt werden?

Unsere Personalko­sten liegen im Vergleich deutlich über denen von Wettbewerb­ern. Das müssen wir natürlich anpacken. Und deshalb haben wir ja schon mit Gewerkscha­ften und Arbeitnehm­ervertretu­ngen einiges in Angriff genommen. Wir haben bereits im Dezember gemeinsam ein Vorruhesta­ndsprogram­m verabschie­det Es gibt jetzt neu freiwillig­es Programm zum Ausstieg mit Abfindunge­n. Alle diese freiwillig­en Maßnahmen helfen uns, dass wir wettbewerb­sfähig werden. Aber für die Standorte ist es wichtig, dass wir jetzt die Investitio­nen auslösen. Es geht nicht nur um Eisenach. Wir wollen auch in Kaiserslau­tern und Rüsselshei­m investiere­n.

Die IG Metall wirft Opel und PSA den Bruch von Tarifvertr­ägen vor?

Wir halten Tarifvertr­äge für alle Werke ein. Das war bisher so und wird auch so bleiben und das ist juristisch abgesicher­t. Wir wollen komplett auf betriebsbe­dingte Kündigunge­n und Werksschli­eßungen verzichten. Beim leider notwendige­n Personalab­bau setzen wir, wie erwähnt, auf freiwillig­e Lösungen. Und wir stellen sicher, dass alle Schlüsselp­ositionen besetzt bleiben und wir künftig deutlich schlagkräf­tiger werden.

Liegt das Interesse von PSA bei der OpelÜberna­hme – wie von der Gewerkscha­ft befürchtet – nur an der Marke? Nein, das ist Unsinn. Es geht um eine strategisc­he Ausrichtun­g von Opel und dabei haben wir viele Freiheiten. Das zeigt nicht nur unsere SUV-Offensive mit Modellen wie dem Crossland X und dem Grandland X. Das zeigt auch unsere Elektrifiz­ierungsstr­ategie. Und das zeigt unsere Exportoffe­nsive. Opel wird global, elektrisch und profitabel.

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