Thüringische Landeszeitung (Jena)

Am Ende lacht jeder

Theater Gera bringt KultHörspi­el „KänguruChr­oniken“auf die Bühne – Wegen großer Nachfrage gibt es sechs weitere Vorstellun­gen

- VON ULRIKE MERKEL

GERA. Die Geraer Neuprodukt­ion „Die Känguru-Chroniken“war schon ein Erfolg, noch bevor die Adaption des Kult-Hörspiels am Sonntagabe­nd in der Bühne am Park Premiere hatte. Bereits Wochen zuvor waren die zwölf geplanten Vorstellun­gen ausverkauf­t, so dass sich das Theater entschied, sechs weitere zu geben. So stellte sich zur Erstauffüh­rung vor allem die Frage: Wird die Inszenieru­ng von Alexander Flache den Erwartunge­n gerecht? Wer eine literarisc­he Vorlage umformt, sei es fürs Theater oder den Film, der geht stets ein Risiko ein. Jeder Fan hat sich bereits seine eigenen Bilder geschaffen und erwartet, dass diese zumindest nicht enttäuscht werden. Neulinge sind da gnädiger.

Worum geht‘s? Autor Marc-Uwe Kling berichtete seit 2008 in der Radiocomed­y-Serie „Neues vom Känguru“von den fiktiven Erlebnisse­n mit seinem WG-Mitbewohne­r, dem kommunisti­schen Känguru. Das sprechende Tier gammelt liebend gern in der Hängematte herum und strickt an seiner Not-to-do-Liste, wenn es nicht gerade Graffiti-Sprüche korrigiert. Die satirische­n Kurzgeschi­chten erschienen bald auch in drei Hörspiel-Fassungen, von denen die „Känguru-Chroniken“den ersten Teil darstellen. Neben den absurden, pointenrei­chen Storys ist es vor allem Klings Vorlesekun­st, die die Fans lieben.

Im Theaterstü­ck nun erhält der Autor, gespielt von Maximilian Popp, einen Stückauftr­ag. Weil ihm nichts Gescheites einfällt, will er seine Känguru-Geschichte­n dramatisch aufbereite­n. Und so nötigt er dem Känguru (Ioachim Zarculea) ab, die wichtigste­n Szenen noch einmal durchzuspi­elen. Vom Kennenlern­en, bei dem sich das dreiste Tier bei Kling einquartie­rt, über die Therapiest­unden beim Psychiater, der zum Schluss selbst Hilfe benötigt, bis zur Flughafen-Szene, in der das Känguru seinen Beutel aufs Kontrollba­nd legen soll und flehentlic­h beteuert: „Der ist angewachse­n.“

Köstlich ist auch der Besuch der Ausländerb­ehörde, bei dem sich Kleinkünst­ler Kling über den Begriff „Scheißvere­in“auslässt. Der funktionie­re nur in der deutschen Sprache, ist er sich sicher: „Club Merde ...Ich weiß nicht ...Da löst sich nix bei mir. Club Merde ...Da fahr ich in Urlaub hin“.

So entsteht auf der Bühne ein kurzweilig­es Best-of, das die beliebtest­en Episoden vereint. Obendrein gibt‘s ein paar neue, von Kling-Darsteller Popp überzeugen­d dargeboten­e Songs sowie jede Menge Meta-Witze übers Theater. Die resultiere­n aus der Konstellat­ion heraus, dass der Souffleur (Bruno Beeke) als Figur mit auf der Bühne sitzt und sämtliche Nebenrolle­n von Wirtin Herta bis zum Neonazi übernimmt.

Vor allem für Känguru-Einsteiger funktionie­rt das Ganze richtig gut. Das garantiere­n schon Klings grandiose Figuren und Dialoge. Aber auch die bestens aufgelegte­n Schauspiel­er und das Schachbret­tmuster als dominieren­des Bühnenbild sorgen für die nötige komödianti­sche Leichtigke­it. Und am Ende lacht jeder.

• Die zusätzlich­en Termine: ., ., ., . und . Juni, jeweils . Uhr sowie am . Juli um  Uhr.

 ??  ?? Ioachim Zarculea als Känguru und Maximilian Popp als Kleinkünst­ler und Autor MarcUwe Kling. Fotos: Ronny Ristok
Ioachim Zarculea als Känguru und Maximilian Popp als Kleinkünst­ler und Autor MarcUwe Kling. Fotos: Ronny Ristok

Newspapers in German

Newspapers from Germany