Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Recht auf Aufklärung
Sprengstoffbastler nicht unterschätzen
Für Sprengstoff scheint offenbar in der kleinsten Hütte Platz. So ähnlich müssen die Nachbarn in Rudolstadt, aber vor allem in Uhlstädt gedacht haben, als immer offenkundiger wurde, was die Spezialkräfte der Polizei vergangene Woche gefunden haben bei den Hausdurchsuchungen.
Hochexplosives Material, Chemikalien, die zur Herstellung von weiterem Sprengstoff geeignet sind – und mindestens ein politisch in der linken oder linksextremen Szene aktiver Tatverdächtiger. Und dazu ein Landeskriminalamt, das zwar von Beginn in die Ermittlungen der örtlichen Kripo eingebunden gewesen sein will, sie aber erst nach Tagen auf den eigenen Tisch gezogen hat. Dazu war offenbar ein Machtwort des Innenminister nötig.
Mit dieser Ausgangslage muss sich der Thüringer Landtag heute dem Thema zuwen den, weil es von der Opposition auf die Tagesordnung gehoben werden soll. CDU wie AfD planen eigene Anträge.
Die letzten bombenbauenden Mittzwanziger, die in Thüringen als Gruppe auftraten, hießen übrigens Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt und werden auf den dunklen Seiten der Geschichtsbücher als NSUTrio vermerkt sein. Das rechtsextreme Terrortrio mordete, raubte und sprengte sich durch die Republik. Welche Dimensionen der vorliegende Rudolstädter Fall hat, das müssen die Ermittlungen zeigen. Was bisher bekannt ist, rechtfertigt vor dem Hintergrund der NSUErfahrungen einen genauen Blick auf die Beschuldigten und ihre Verstrickungen. Den Fall zu unterschätzen wäre ein fatales Signal – und zwar an die ob solcher Funde zurecht besorgte Mitte der Gesellschaft, die einen Anspruch auf Aufklärung hat.