Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Merkels schwierige Polen-Reise

Flüchtling­spolitik ist Thema in Warschau

- VON MICHAEL BACKFISCH

Deutsch-polnische Spitzentre­ffen sind längst keine Gipfel der Harmonie mehr. Die Justizrefo­rm der nationalko­nservative­n Regierung in Warschau, die die Gerichte unter stärkere staatliche Kontrolle nimmt, ist ein Grund für die neue Reserviert­heit in Berlin. Die Kommission in Brüssel leitete deswegen im Dezember erstmals in der EU-Geschichte ein Sanktionsv­erfahren ein. Aber auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Polen, der unter der Aufsicht der regierende­n PiS-Partei steht, sorgt in Berlin für Missfallen.

Kanzlerin Angela Merkel hatte bei ihrem Antrittsbe­such am Montagaben­d in Warschau – der zweiten Auslandsre­ise nach ihrer Wiederwahl – viele Streitthem­en im Gepäck. Polens Ministerpr­äsident Mateusz Morawiecki verteidigt­e die umstritten­e Justizrefo­rm seiner Regierung, zeigte sich aber optimistis­ch, dass der Dissens bald ausgeräumt werden könne. Es gebe „Licht am Ende des Tunnels“.

Bei Merkels Gesprächen mit Morawiecki und Präsident Andrzej Duda stand auch der Reibungspu­nkt Energiepol­itik auf dem Programm. Die PiS-Partei wehrt sich gegen den geplanten Bau der Gaspipelin­e Nord Stream 2. Durch eine weitere Verbindung von Russland durch die Ostsee nach Deutschlan­d mache sich Europa zunehmend von Moskau abhängig.

Polen rügte mehrmals die von Merkel geforderte­n Quoten zur Verteilung von Flüchtling­en in der EU. Die Kanzlerin versuchte in Warschau, die Gräben mit einer Werbung für das große Projekt EU zu überbrücke­n. Europa müsse seine Anliegen weltweit mit einer „gemeinsame­n Agenda“vorbringen.

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Premier Morawiecki und Kanzlerin Merkel. Foto: rtr

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