Liebe Leserin, lieber Leser,
Wissen ist Macht. So hat es vor mehr als 400 Jahren sinngemäß der englische Philosoph und Aufklärer Francis Bacon formuliert. Aber ist Wissen allein tatsächlich schon Macht? Dem Satz müsste doch ein Wort vorangestellt werden: Angewandtes Wissen ist Macht. Denn bleibt Wissen abgelegt in Köpfen, in Büchern oder in Datenwolken, ist es wirkungslos. Wissen allein heilt keine Patienten, baut keine Autos, fliegt nicht zum Mond. Wissen wird erst mächtig, wenn es angewandt wird.
Eine besonders nachhaltige Wucht entfaltet Wissen, wenn es mit Weitblick in das reale Leben implementiert wird. Wenn Wissen Möglichkeiten maximiert und Risiken minimiert. In der aktuellen Ausgabe unseres Technologiemagazins „tomorrow“, in der ich Sie herzlich begrüße, rücken wir daher die Kombination aus Wissen und Weitblick in den Fokus.
Technischer Fortschritt ist stets Gradmesser angewandten Wissens. Dass die Begeisterung für das Neue und dessen Möglichkeiten oft den nötigen Weitblick auf negative Folgen versperrt, ist eine Erkenntnis, die uns der Blick in die heutige Welt unübersehbar vor Augen führt: durch den Klimawandel, durch verstopfte Städte und Straßen oder auch durch mikroplastikverschmutzte Ozeane.
Zu erwarten, dass das Wissen um die Versäumnisse der Vergangenheit den Fortschritt zukünftig völlig von Fehlern befreien wird, wäre realitätsfern. Aber wir sollten zumindest sensibilisiert sein, neben dem Nutzen neuer Technologien – gerade von disruptiven wie der künstlichen Intelligenz – auch die Folgen gründlichst auszuloten und weitsichtig zu bewerten. Wichtig dabei: Diese weitsichtige Risikobewertung sollte eine Leitplanke für unseren Weg Richtung Zukunft sein, kein Stoppschild.
Ein gutes Beispiel, wie Wissen zu einem weitblickenden Handeln führen kann, ist der CO₂Fußabdruck. Denn erst das Wissen, wie sich einzelne C0₂-Fußabdrücke zusammensetzen, ermöglicht es uns, priorisiert an den relevanten Emissions-Stellschrauben anzusetzen. Das gilt für Unternehmen ebenso wie für uns persönlich. Eine Spurensuche, warum es aber gar nicht so einfach ist, CO₂-Fußabdrücke aussagekräftig zu kartografieren, lesen Sie ab Seite 36.
Dass Windräder, Strom- und Schnellzugtrassen wichtige Hebel sind, um Emissionen zu reduzieren, das wissen wir schon lange. Und dennoch erwächst vielerorts noch immer Widerstand, wenn entsprechende Projekte im eigenen Umfeld errichtet werden sollen. Im englischsprachigen Raum hat sich für die „Not in my own backyard“-Einstellung sogar ein griffiges Akronym etabliert: NIMBY. Bei allem fehlenden Weitblick und allem mangelnden Gemeinschaftssinn ist NIMBY doch sehr menschlich. Und daher gilt auch hier: Man muss die Ressentiments ausloten, um sie beiseite räumen zu können – und um Wissen und Weitblick zum Sieg zu verhelfen. Mehr dazu ab Seite 64.
Bevor Sie loslesen, möchte ich Ihnen eine Story besonders ans Herz legen: Wir haben Kinder in verschiedenen Regionen nach ihren Ideen zur Zukunft befragt. Ein Weitblick aus einer besonderen Wissensperspektive. Seien Sie gespannt ...
Machen Sie im neuen Jahr das Beste aus Ihrem Wissen und schauen Sie nicht nur mit Weitblick, sondern auch positiv in die Zukunft. Alles Gute für 2024 wünscht Ihnen