Wie in alten Zeiten
Sylvia lässt zwischen Shabby Chic und Altbauflair längst vergangene Jahrhunderte aufleben.
Auch wenn früher nicht unbedingt alles besser war, sehnt sich Sylvia Hallas manchmal trotzdem zurück in die Zeit, in der die Telefone noch Wählscheiben hatten, man nicht ständig erreichbar war und sich die Zeiger der Uhren zumindest ihrem Gefühl nach langsamer drehten. „Und wer wissen wollte, wo das beste Café in der Stadt ist, der hat einfach jemanden auf der Straße gefragt, statt zu googeln“, sinniert die 30-Jährige. Um all dem Rummel und Trubel unseres schnelllebigen Zeitalters zu entkommen, schuf sie sich ihre eigene kleine Zeitkapsel. Den Ort dafür hatte Sylvia bereits vor einigen Jahren gefunden: eine gemütliche Altbauwohnung am Rand von Leipzig. „Wie ich lebe, ist mir sehr wichtig, denn hier finde ich den nötigen Ausgleich zum Alltag“, erklärt sie. Offen und hell präsentieren sich die Räume, ideal, um abends und am Wochenende den Kopf frei zu bekommen. Anstatt greller Farben unterstützen viel Weiß und erdige Naturtöne wie Grün, Beige
und Braun den nostalgischen Charakter der Einrichtung im Shabby Chic. Ihre Möbel hat Sylvia fast alle selbst gestaltet: Alte Bauernschränke und schwere Kommoden aus der Kolonialzeit verwandelten sich mit etwas weißer Farbe, einer Drahtbürste und ordentlich Muskelkraft in kunstvolle Einzelstücke. „Ich habe nichts von der Stange, was man gedankenlos kauft, nur weil es gerade angesagt ist“, erzählt die Macherin. „In meiner Wohnung gibt es nur wertige und ausgesuchte Echtholzmöbel. Die haben eine Seele und erzählen etwas über ihr früheres Leben.“ Alte und neue Traditionen Gerade in der Adventszeit genießt es die Leipzigerin noch mehr, sich komplett in frühere Zeiten zu versetzen – kitschige Plastikdeko oder anderen Krimskrams gibt es nicht. Stattdessen lohnt ein genauer Blick in jeder Ecke, denn die Liebhaberin alter Dinge setzt auch bei der
Weihnachtsdeko auf Qualität und Handarbeit. Sylvias größter Schatz ist der Gablonzer Perlenschmuck aus dem 19. Jahrhundert, den sie einmal auf Flohmärkten in Österreich und der Slowakei augestöbert hat und seitdem leidenschaftlich sammelt: mundgeblasene vergoldete Glasperlen, auf Draht gefädelt und zu filigranen Häusern, Tieren oder Sternen geformt. Daneben ergänzen jedes Jahr neue Arrangements aus der Natur den ländlich-nostalgischen Look ihres Winterwunderlands. Bereits Anfang November startet Sylvia die kreativen Vorbereitungen fürs Fest. Ausgestattet mit bergeweise Zweigen, Beeren und Zapfen, trifft sie sich mit ihren Freundinnen und bastelt, was das Zeug hält. Bei heißem Glühwein und Plätzchen entstehen dann duftende Tannenkränze, stilisierte Weihnachtsbäume aus Spitze und allerlei romantischer Tischschmuck. Danach geht’s ab in die Küche, wo sie selbstgemachte Geschenke für Freunde und Familie zaubern – ein wunderbares Ritual, bei dem sich Weihnachtstimmung breitmacht, ganz wie in alten Zeiten.