Deutschlands Handballer starten gegen Schweden mit dem Olympia-Casting
Die deutschen Handballer starten mit einem Testspiel in Schweden die OlympiaVorbereitung - mit viel Konkurrenzkampf und nicht ohne Nebengeräusche.
HAMBURG – Das Bosse-Beben lässt nur langsam nach, das Olympia-Casting beginnt. Alfred Gislason startet die Vorbereitung für die Mission Medaille in Paris hochmotiviert, trotz der bitteren „Breaking News“vom vergangenen Wochenende. „Das war eine sehr große Überraschung für uns, und wir sind darüber sehr traurig“, sagte der Handball-Bundestrainer über die anstehende Trennung des DHB von Sportvorstand Axel Kromer.
Natürlich seien diese Nebengeräusche in den vergangenen Tagen „ein Thema“gewesen, gestand der 64-Jährige, der mit seinem Team am Sonntag (14.30 Uhr/ZDF.de) in Växjö auf Schweden trifft. Und dennoch will Gislason die Personal-Querelen im deutschen Handball nicht an sich heranlassen - und richtet den Fokus knapp 80 Tage vor den Olympischen Spielen auf den Sport.
Seit Montag arbeitet der Isländer mit seinem Team in Kopenhagen akribisch an der Olympia-Form, ehe am Wochenende das abschließende Testspiel der Maßnahme ansteht. „Obwohl wir nicht den kompletten Kader zusammen haben, läuft es sehr gut“, betonte Gislason, der unter anderem auf den erkrankten Spielmacher Juri Knorr verzichten muss: „Die Stimmung ist sehr gut, wir haben die Tage genutzt und freuen uns auf das Spiel.“
Die Ausfälle einiger wohl gesetzter Spieler, sie dürften den Konkurrenzkampf im Team zusätzlich anfachen. Akteure aus der zweiten Reihe gieren auf ihre Chance, sich für ein Paris-Ticket in Position zu bringen: „Natürlich ist es nicht ganz unwichtig, wie die Leistung im Spiel gegen Schweden sein wird“, sagte der Bundestrainer.
Und dennoch: Ein bisschen entspannter als sonst geht es in Skandinavien dieser Tage doch zu. „Das ist seit Langem mal wieder eine Lehrgang, wo es sportlich nicht um so viel geht, keine Turnierform stattfindet“, bemerkte Kapitän Johannes Golla. Diesen entspannten Rahmen wolle das Team nutzen, um den Fokus auf die eigenen Entwicklung zu richten mit „voller Motivation“im
Training. Motiviert wird das Team aber auch in die Partie gegen Schweden gehen. Mit dem Europameister von 2022 hat die DHB-Auswahl schließlich noch die eine oder andere Rechnung offen. Zuletzt setzte es eine bittere 31:34-Pleite im kleinen Finale der Heim-EM. Gegen eine Mannschaft, „die sicherlich zur Weltspitze gehört“, wie Golla betont. „Das Spiel ist eine super Herausforderung, ein Gradmesser, den wir brauchen, um uns an das Niveau heranzutasten.“
Zur Kromer-Personalie äußerte sich der 26-Jährige ähnlich wie sein Trainer und konnte zu den Hintergründen ebenfalls kein Licht ins Dunkel bringen. Es sei „schade“, sagte Golla, da Kromer bisher „viel Herzblut“in seine Aufgabe gesteckt habe.
Der DHB hatte bekannt gegeben, den zum Jahresende auslaufenden Vertrag mit Kromer (47) nicht zu verlängern. Die Entscheidung fiel auf der turnusmäßigen Präsidiumssitzung in Bremen. Kromer sagte, von der Trennung „völlig überrascht“worden zu sein. Er sähe den Verband und die Nationalteams eigentlich „auf einem guten Weg“.
Der meinungsstarke Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar kritisierte das Vorgehen der Verantwortlichen und bezeichnete die DHB-Personalpolitik insgesamt als „amateurhaft“- auch weil Bundestrainer Gislason in die Überlegungen des Verbandes nicht involviert werde.