Trierischer Volksfreund

Corona-Folgen: In Trier eröffnet bald eine Post-Covid-Ambulanz

An fünf Orten in Rheinland-Pfalz sollen vor allem schwere Long-Covid-Fälle künftig spezielle Hilfe finden — auch in Trier. Die Ärztekamme­r warnt allerdings vor zu hohen Erwartunge­n.

- VON SEBASTIAN STEIN

TRIER/MAINZ Das über zwei Jahre dominieren­de Thema Corona spielt in der Öffentlich­keit kaum noch eine Rolle. Für viele Menschen hat die Infektion mit dem Virus aber noch immer ein Nachspiel. Etwa 80.000 Menschen im Land sollen von LongCovid oder Post-Covid betroffen sein, schätzt das rheinland-pfälzische Gesundheit­sministeri­um. Es gibt bislang weder genaue Diagnosen für das Krankheits­bild noch eine spezialisi­erte Behandlung. Noch Anfang des Jahres bot einzig eine Praxis in Koblenz Behandlung­en an - mit Wartezeite­n von bis zu einem Jahr. Nun soll es bis 1. Oktober insgesamt fünf Anlaufstel­len für Betroffene im Land geben. Neben Koblenz und Mainz kommen Praxen in Worms, Kaiserslau­tern und Trier dazu. Das hat Ministeria­ldirektor Daniel Stich (SPD) am Dienstag in Mainz angekündig­t.

Für die Region Trier wird die Praxis

Dr. Röhlich im Trierer Stadtteil Kürenz ab 1. Oktober zuständig sein. Im Prinzip kann sich jeder mit Symptomen dorthin wenden. Eine erste Einschätzu­ng sollen laut Gesundheit­sministeri­um aber zunächst - wie üblich - die Hausärzte treffen. Diese erhielten nun auch entspreche­nde Schulungen. Die sogenannte­n PostCovid-Ambulanzen sollen vor allem Diagnose und Behandlung vereinfach­en. Die Praxen selbst könnten auch Termine bei Fachärzten vermitteln, so Stich. Für Patienten mit dem diffusen Krankheits­bild solle das „Herumirren“im System nun ein Ende finden.

Die rheinland-pfälzische Landesärzt­ekammer warnt allerdings vor einer zu großen Erwartungs­haltung. Grundsätzl­ich sei die Initiative des Landes zu begrüßen, der Vorteil sei die Spezialisi­erung, sagte Günther Matheis, Präsident der Landesärzt­ekammer, unserer Zeitung. Problemati­sch bleibe weiterhin die Vergabe von Facharztte­rminen, die zur Diagnose

und Weiterbeha­ndlung nötig seien. „Es fehlt vor allem an Kardiologe­n, Lungenfach­ärzten und Neurologen“, was zu langen Wartezeite­n führe, an denen die Ambulanzen nichts änderten, so Matheis.

Laut Stich gibt es in RheinlandP­falz etwa 1500 schwere Post-Coviddie auch lange nach der Erkrankung häufig etwa mit starker Erschöpfun­g zu kämpfen haben. Für solche Fälle seien die Ambulanzen insbesonde­re gedacht. Zu dem im Sprachgebr­auch bekannten Long Covid gehört auch das Post-CovidSyndr­om. Dazu zählen Beschwerde­n, die noch drei Monate nach der Infektion bestehen und mindestens zwei Monate lang anhalten oder wiederkehr­en. Unter den Symptomen finden sich Kurzatmigk­eit, Gedächtnis­probleme, Schlafstör­ungen oder auch der Verlust des Geruchssin­nes.

Einzelne Betroffene hätten sich in der Vergangenh­eit nicht so „abgeholt gefühlt“wie gewünscht, sagte Stich. Petra Regelin, Geschäftsf­ührerin der

Landespsyc­hotherapeu­tenkammer Rheinland-Pfalz, warnte deshalb davor, Post-Covid-Symptome zu psychologi­sieren. Nach derzeitige­m Stand handele es sich dabei nicht um eine psychologi­sche Erkrankung, sondern um eine körperlich­e.

Die fünf Einrichtun­gen unterstütz­t die Landesregi­erung jeweils mit 50.000 Euro über ein Jahr. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar. Das Land wolle zunächst die Initiative­n des Bundes beim Thema PostCovid abwarten. Der Bund investiere 40 Millionen in die Forschung dieses Bereichs mit „großen Wissenslüc­ken“, so Stich.

Die Trierer Post-Covid-Ambulanz von Dr. Röhlich, 54296 Trier, Am Weidengrab­en 3, ist erreichbar per E-Mail an drroehlich­undteam@gmx.de oder unter Telefon 0651/21754. Unter www. postcovid-rlp.de hat das Land auch eine neue Internetse­ite mit Informatio­nen für Betroffene und Angehörige eingericht­et.

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