Corona-Folgen: In Trier eröffnet bald eine Post-Covid-Ambulanz
An fünf Orten in Rheinland-Pfalz sollen vor allem schwere Long-Covid-Fälle künftig spezielle Hilfe finden — auch in Trier. Die Ärztekammer warnt allerdings vor zu hohen Erwartungen.
TRIER/MAINZ Das über zwei Jahre dominierende Thema Corona spielt in der Öffentlichkeit kaum noch eine Rolle. Für viele Menschen hat die Infektion mit dem Virus aber noch immer ein Nachspiel. Etwa 80.000 Menschen im Land sollen von LongCovid oder Post-Covid betroffen sein, schätzt das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium. Es gibt bislang weder genaue Diagnosen für das Krankheitsbild noch eine spezialisierte Behandlung. Noch Anfang des Jahres bot einzig eine Praxis in Koblenz Behandlungen an - mit Wartezeiten von bis zu einem Jahr. Nun soll es bis 1. Oktober insgesamt fünf Anlaufstellen für Betroffene im Land geben. Neben Koblenz und Mainz kommen Praxen in Worms, Kaiserslautern und Trier dazu. Das hat Ministerialdirektor Daniel Stich (SPD) am Dienstag in Mainz angekündigt.
Für die Region Trier wird die Praxis
Dr. Röhlich im Trierer Stadtteil Kürenz ab 1. Oktober zuständig sein. Im Prinzip kann sich jeder mit Symptomen dorthin wenden. Eine erste Einschätzung sollen laut Gesundheitsministerium aber zunächst - wie üblich - die Hausärzte treffen. Diese erhielten nun auch entsprechende Schulungen. Die sogenannten PostCovid-Ambulanzen sollen vor allem Diagnose und Behandlung vereinfachen. Die Praxen selbst könnten auch Termine bei Fachärzten vermitteln, so Stich. Für Patienten mit dem diffusen Krankheitsbild solle das „Herumirren“im System nun ein Ende finden.
Die rheinland-pfälzische Landesärztekammer warnt allerdings vor einer zu großen Erwartungshaltung. Grundsätzlich sei die Initiative des Landes zu begrüßen, der Vorteil sei die Spezialisierung, sagte Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer, unserer Zeitung. Problematisch bleibe weiterhin die Vergabe von Facharztterminen, die zur Diagnose
und Weiterbehandlung nötig seien. „Es fehlt vor allem an Kardiologen, Lungenfachärzten und Neurologen“, was zu langen Wartezeiten führe, an denen die Ambulanzen nichts änderten, so Matheis.
Laut Stich gibt es in RheinlandPfalz etwa 1500 schwere Post-Coviddie auch lange nach der Erkrankung häufig etwa mit starker Erschöpfung zu kämpfen haben. Für solche Fälle seien die Ambulanzen insbesondere gedacht. Zu dem im Sprachgebrauch bekannten Long Covid gehört auch das Post-CovidSyndrom. Dazu zählen Beschwerden, die noch drei Monate nach der Infektion bestehen und mindestens zwei Monate lang anhalten oder wiederkehren. Unter den Symptomen finden sich Kurzatmigkeit, Gedächtnisprobleme, Schlafstörungen oder auch der Verlust des Geruchssinnes.
Einzelne Betroffene hätten sich in der Vergangenheit nicht so „abgeholt gefühlt“wie gewünscht, sagte Stich. Petra Regelin, Geschäftsführerin der
Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz, warnte deshalb davor, Post-Covid-Symptome zu psychologisieren. Nach derzeitigem Stand handele es sich dabei nicht um eine psychologische Erkrankung, sondern um eine körperliche.
Die fünf Einrichtungen unterstützt die Landesregierung jeweils mit 50.000 Euro über ein Jahr. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar. Das Land wolle zunächst die Initiativen des Bundes beim Thema PostCovid abwarten. Der Bund investiere 40 Millionen in die Forschung dieses Bereichs mit „großen Wissenslücken“, so Stich.
Die Trierer Post-Covid-Ambulanz von Dr. Röhlich, 54296 Trier, Am Weidengraben 3, ist erreichbar per E-Mail an drroehlichundteam@gmx.de oder unter Telefon 0651/21754. Unter www. postcovid-rlp.de hat das Land auch eine neue Internetseite mit Informationen für Betroffene und Angehörige eingerichtet.