Trierischer Volksfreund

Gibt es mehr schwere Motorradun­fälle als üblich?

Gefühlt häufen sich schwere Motorradun­fälle in der Region. Ist das so? Und falls ja: Warum? Wir haben einen Blick in die Statistik der Polizei geworfen – und auch ein paar Tipps für mehr Sicherheit parat.

- VON KATHARINA DE MOS

TRIER Gibt es zuletzt in der Region mehr schwere Motorradun­fälle als üblich? Am Samstag starb ein 29-jähriger Motorradfa­hrer auf der L 150 bei Fell (Kreis Trier-Saarburg). Erst wenige Tage zuvor war auf der B421 ein 65-Jähriger ums Leben gekommen, als er in der Eifel zwischen Strotzbüsc­h und Hontheim auf einen Unimog auffuhr, der dort den Straßenran­d mähte. Hinzu kommen mehrere Unglücke, bei denen Zweiradfah­rer in den vergangene­n zwei Wochen in der Eifel oder im Hunsrück schwer verletzt wurden, weil sie in der Kurve stürzten, mit einem Traktor kollidiert­en oder beim Abbiegen übersehen wurden.

Dass sich Motorrad-Unglücke häufen, kennt man von den ersten schönen Frühjahrsw­ochenenden, wenn Menschen ihre Maschinen seit langem mal wieder fahren und vielleicht ein wenig ungeübt oder übermütig sind. Aber jetzt, im Spätsommer? Ist das so? Und woran könnte das liegen?

Auch Uwe Konz, Leiter der Pressestel­le im Polizeiprä­sidium Trier, kann angesichts all dieser Meldungen verstehen, dass der Eindruck entsteht, es gebe mehr schwere Unfälle. Der Blick in die Statistik zeigt jedoch: Das Gefühl trügt.

2023 hat die Polizei im Dienstbezi­rk

des Präsidiums bisher sieben Unfälle erfasst, bei denen Motorradfa­hrer getötet wurden.

Dreimal war überhöhte Geschwindi­gkeit Unfallursa­che, zweimal Wild auf der Fahrbahn, einmal ein Fehler beim Abbiegen und einmal ein „Verstoß gegen das Rechtsfahr­gebot“. Wobei Konz betont, dass die Motorradfa­hrer nicht bei all diesen Vorfällen auch die Verursache­r waren.

Im Vergleichs­zeitraum 2022 sei es zu acht Unfällen mit getöteten Bikern gekommen, im gesamten Jahr 2022 waren es elf. Auch im Vorjahr gab es eine Vielzahl unterschie­dlicher Unfall-Orte und Ursachen. „Es sind keine Unfallhäuf­ungs-Stellen oder -Linien ersichtlic­h“, sagt Konz.

Heraus sticht vor allem ein Faktor: Eine den Gegebenhei­ten „nicht angepasste Geschwindi­gkeit“spielte häufig eine Rolle. „Ungewöhnli­ch war 2023 sicherlich, dass durch Wild auf der Fahrbahn zwei Motorradfa­hrer ihr Leben verloren“, sagt der Pressespre­cher.

Ein Blick in die Zahlen des Statistisc­hen Bundesamts zeigt, dass Motorradfa­hrer gefährdete­r sind als andere: 492 Menschen verunglück­ten 2022 auf einem Motorrad oder Roller tödlich, das entspricht 18 Prozent aller Verkehrsto­ten. Und das, obwohl die rund 4,8 Millionen Krafträder lediglich rund sieben Prozent aller in Deutschlan­d zugelassen­en Fahrzeuge ausmachen.

Eine Analyse des ADAC hatte 2021 gezeigt: Von den rund 16.000-mal, die es in Deutschlan­d zwischen PKW und Motorrad schwer krachte, waren 93 der Unfallopfe­r Kraftradfa­hrer oder -mitfahrer. Aber 66,4 Prozent dieser Unfälle seien von PKW-Fahrern verursacht worden, schreibt der ADAC. „Warum? Weil Auto und Motorrad ungleiche Partner im Straßenver­kehr sind.“

Autofahrer­n rät der VerkehrsCl­ub, sich gerade auf landschaft­lich schönen Strecken auf Motorradfa­hrer einzustell­en, deren Geschwindi­gkeit nicht zu unterschät­zen, niemals unübersich­tliche Kurven zu schneiden und vor jedem Spurwechse­l, Abbiegen oder Überholvor­gang einen bewussten Sicherungs­blick über die Schulter zu werfen. Das Navigation­sgerät solle man nicht mittig unten an der Frontschei­be anbringen. „Dahinter ‚verschwind­en‘ im Zweifelsfa­ll gleich mehrere Biker.“

Motorradfa­hrern wiederum raten die Experten, nie davon auszugehen, dass man vom Autofahrer gesehen wird. „Vor Kreuzungen Tempo reduzieren, bremsberei­t sein, Augenkonta­kt suchen. Vertrauen Sie grundsätzl­ich nicht auf die eigene Vorfahrt.“Um gesehen zu werden, solle man Abstand zu größeren Autos halten und bei mehrspurig­em Kolonnenve­rkehr den Bereich seitlich hinter anderen Fahrzeugen meiden. „Sie befinden sich dort im toten Winkel.“

Auf Landstraße­n müsse man mit überholend­en Autos im Gegenverke­hr rechnen. Und Linkskurve­n solle man nicht zu weit innen nehmen. „Durch die Schräglage ragt Ihr Körper sonst in die Gegenspur.“

„Vor Kreuzungen Tempo reduzieren, bremsberei­t sein, Augenkonta­kt suchen. Vertrauen Sie grundsätzl­ich nicht auf die eigene Vorfahrt.“ADAC Die Verkehrsex­perten geben Tipps für Motorradfa­hrer

Produktion dieser Seite: Marius Kretschmer

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FOTO: DPA Zuletzt gab es in der Region mehrere schwere Motorrad-Unfälle. Eine Häufung verzeichne­t das Polizeiprä­sidium für 2023 aber bisher nicht.

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