Trierischer Volksfreund

Erhöhter Puls — Was sind die Ursachen?

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Heute haben viele Menschen kleine Alltagshel­fer wie Smartwatch­es oder Schrittzäh­ler, welche die Pulsfreque­nz messen können und manchmal auf einen erhöhten Ruhepuls aufmerksam machen. Wann ist der Puls aber zu hoch? Klassische­rweise wird ein Puls zwischen 60 und 100 als normal betrachtet, aber was normal ist, hängt von vielen Faktoren wie Alter, Größe, Gewicht oder Trainingsz­ustand ab.

Die Pulsfreque­nz wird im Wesentlich­en von den Gegenspiel­ern Sympathiku­s und Parasympat­hikus bestimmt. Beides sind „Nerven“, die für Stressreak­tion oder Erholung zuständig sind. Wichtig ist, eine richtige Balance zwischen beiden. Ein erhöhter Puls ist also häufig ein Anzeichen einer Stressreak­tion. Diese kann ausgelöst sein durch Angst, Anstrengun­g, Flüssigkei­tsmangel oder Blutarmut. Aber auch Stoffe wie Koffein, Nikotin, Schilddrüs­enhormone oder Alkohol können die Herzfreque­nz erhöhen. Im Rahmen von Infekten und Fieber ist der Puls meist erhöht und kann noch Wochen bis Monate danach erhöht sein. Wann sollte man einen erhöhten Puls abklären lassen? Bei akuten Beschwerde­n ist natürlich sofort ein Arzt aufzusuche­n. Wenn die Frequenz entweder längere Zeit über 100 ist – oder über 90 verbunden mit Beschwerde­n – sollte man sich zunächst beim Hausarzt und auf dessen Empfehlung gegebenenf­alls beim Kardiologe­n vorstellen. Der Hausarzt prüft in der Regel das Blutbild, Entzündung­swerte und Schilddrüs­enwerte. Zusätzlich wird im EKG geschaut, ob es sich um einen normalen Rhythmus handelt, um eine eher seltene Herzrhythm­usstörung als Ursache der dauerhafte­n Ruhepulser­höhung auszuschli­eßen. Beim Kardiologe­n kann außerdem im Herzultras­chall nach selteneren Ursachen einer Pulserhöhu­ng wie einer Herzschwäc­he oder einem Lungenhoch­druck geschaut werden. Je nach Befund wird gegebenenf­alls zusätzlich ein 24-Stunden-Langzeit-EKG und bei Bedarf ein Belastungs-EKG durchgefüh­rt, um den Puls in verschiede­nen Alltagssit­uationen und unter Belastung zu beurteilen. Häufig auch von Interesse ist für den Kardiologe­n die sogenannte Herzraten-Variabilit­ät, die Rückschlüs­se auf das Nervensyst­em am Herzen erlaubt.

Wie kann man einen erhöhten

Puls behandeln? Sollte sich kein Grund für den erhöhten Puls finden, kann häufig ein Ausdauertr­aining helfen, den Puls zu regulieren. Außerdem kann man den Puls mit Medikament­en (z.B. Betablocke­r) senken, wobei dies nicht immer notwendig oder sinnvoll ist. Insgesamt können akute Pulserhöhu­ng

auf eine bedeutsame Erkrankung hinweisen. Für leichte chronische Erhöhungen des Pulses findet sich jedoch häufig kein besorgnise­rregender Grund.

Dr. Frank Schmidt, Chefarzt Innere 3 Kardiologi­e, Klinikum Mutterhaus Mitte, Trier.

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FOTO: ISTOCK/IKA84 Der regelmäßig­e Puls-Check ist wichtig. Dabei gibt es heute viele „kleine Helfer“, die die Pulsfreque­nz messen.
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FOTO: PRIVAT Dr. Frank Schmidt, Klinikum Mutterhaus Mitte, Trier.

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