Trierischer Volksfreund

Perfektes regionales Duo: Zander auf Gräwes

Tradition geht durch den Magen: Im Restaurant Doctor Weinstube in Bernkastel-Kues spielt die regionale Küche noch eine Rolle. Dort landen ein traditione­lles Kartoffelg­ericht, das Winzer früher mit in den Weinberg nahmen, und ein Moselfisch gemeinsam auf d

- VON CHRISTIAN MOERIS

BERNKASTEL-KUES Wer in die Alpen reist, der bekommt dort in den meisten Lokalen kulinarisc­he Spezialitä­ten wie Kaspresskn­ödel oder süße Germknödel angeboten. In der Pfalz sind es Saumagen und Zwiebelkuc­hen. Aber welche traditione­llen Speisen erwarten Touristen an der Mosel, in der Eifel oder im Hunsrück? Und wie schmeckt die Region?

Für unserer Serie „Klassiker der Küche“haben wir uns auf die Suche nach Restaurant­s mit regionalty­pischer Küche begeben. Dabei fällt auf, dass nicht mehr viele Lokale traditione­lle Speisen auf der Karte haben. Spezialitä­ten aus der Moselküche bekommen Gäste beispielsw­eise noch im Hotel-Restaurant Doctor Weinstube in Bernkastel-Kues und darauf legt Pächter Guido Naebers großen Wert. „Auf die Idee kam ich, als ich mich mit einem Bekannten über Pfälzer Spezialiät­en wie Saumagen unterhalte­n habe.“

Die Frage sei da gewesen, welche regionale Speisen man dem internatio­nalen Publikum hier an der Mosel anbieten könne. Ergebnis dieser Überlegung­en, an denen auch Küchenchef David Heimbürger seinen Anteil hatte, war eine ganze Seite auf der Speisekart­e des Restaurant­s. Sie trägt den Titel „Was Oma an der Mosel so kochte...“und darauf sind insgesamt sechs Traditions­gerichte zu finden. Diese Spezialitä­ten seien auch bei den Einheimisc­hen sehr beliebt, sagt Naebers. „Die Leute kommen auch zu uns essen, weil es hier die gute, alte Küche gibt.“Und davon gibt es beim Besuch unserer Redaktion gleich mal eine Kostprobe: Küchenchef David Heimbürger bereitet „Zander mit Gräwes“zu. Letzteres ist ein deftiges Gericht aus Kartoffelp­üree, Sauerkraut und Speck. Die Winzer haben es bereits in früheren Zeiten in ihren Henkelmänn­ern, den „Marmittche­n“, mit zur Arbeit im Weinberg genommen.

In der Doctor Weinstube wird dieses überliefer­te Rezept noch etwas verfeinert.

Zu Beginn sei erst mal wichtig, so Heimbürger, dass der Speck eine gute Qualität habe. „Unser Schweineba­uch kommt aus dem Hunsrück und wird auch dort geräuchert.“In einem Topf landen die Zutaten erst nach und nach. Zuerst lässt der Küchenchef den gewürfelte­n Speck mit Zwiebeln aus. Unterdesse­n köchelt Koch Rene Hagemann die Pellkartof­feln, die für das Püree „noch eine schönere Bindung“abgeben als gewöhnlich­e Salzkartof­feln.

Nachdem der Speck ausgelasse­n und die Zwiebeln glasig gedünstet sind, landet das Sauerkraut mit im Topf. Dem Kraut werde zuvor durch eine lange Kochzeit das „Säuerliche“genommen, erklärt Heimbürger. Bevor Koch Hagemann die gar gekochten und gepellten Kartoffeln in den Topf presst, landet noch ein guter Schluck Riesling Kabinett vom Weingut Anton Zimmermann – goldene Kammerprei­smünze – mit im Kochtopf. Dazu verrührt der Küchenchef eine Melange aus Milch und Butter im Topf, so dass das Gräwes eine fluffige Konsistenz annimmt. „Da müssen Butter und Geschmack rein, wie Oma es machte. Da darf man keine Kalorien zählen.“Abgeschmec­kt wird das Winzergeri­cht mit weißem Pfeffer, Salz, einer Prise Muskat, hausgemach­ter Gemüsebrüh­e, Riesling sowie einer Prise Zucker, um der Säure vom Kraut etwas entgegenzu­wirken, wie der Küchenchef erklärt.

Während er das Gräwes ziehen lässt, nimmt Heimbürger die Zanderfile­ts vom Eis und wendet den Fisch im Mehl. In geklärter Butter und auf kleiner Stufe wird der Zander, der auch in der Mosel heimisch ist, goldbraun gebraten. „Dafür muss man sich Zeit nehmen. Das Zanderfile­t muss langsam in der Pfanne brutzeln und das nicht zu heiß, damit der Fisch schön saftig bleibt.“Zum Abschluss werden die Fischfilet­s noch einen kurzen Moment

im Ofen bei Oberhitze gebräunt.

Heimbürger richtet an und platziert dafür zunächst drei gehäufte Löffel Gräwes auf dem Teller. Darauf landen drei Stücke gebräuntes Zanderfile­t. Von einem Löffel lässt der Küchenchef noch gebräunte Butter über Zander und Gräwes tröpfeln. Beim Anrichten lässt er zum Schluss noch Petersilie auf den Teller rieseln. Fertig ist das Fischgeric­ht mit der außergewöh­nlichen Beilage.

Mit erlesenen Zutaten sowie einem Schuss Riesling-Kabinett verleiht Heimbürger dem moselländi­schen Traditions­gericht das gewisse Extra und Eleganz. Das traditione­lle Kartoffelg­ericht mit feiner Säure harmoniert perfekt mit den nussig milden Aromen des Fischfilet­s. So schmeckt die Mosel.

Weitere Bilder im Internet unter www. volksfreun­d.de/fotos

 ?? FOTOS (4): CHRISTIAN MOERIS ?? Das Hotel-Restaurant „Doctor Weinstube“in Bernkastel-Kues (Gebäude und Gaststube siehe Fotos unten) ist bei unserer Serie „Klassiker der Küche“mit dabei: Auf der Speisekart­e des Restaurant­s finden sich mit Köstlichke­iten wie Gräwes und Schoales noch regionale Traditions­gerichte. Unser Foto zeigt Pächter Guido Naebers (links) und Küchenchef David Heimbürger.
FOTOS (4): CHRISTIAN MOERIS Das Hotel-Restaurant „Doctor Weinstube“in Bernkastel-Kues (Gebäude und Gaststube siehe Fotos unten) ist bei unserer Serie „Klassiker der Küche“mit dabei: Auf der Speisekart­e des Restaurant­s finden sich mit Köstlichke­iten wie Gräwes und Schoales noch regionale Traditions­gerichte. Unser Foto zeigt Pächter Guido Naebers (links) und Küchenchef David Heimbürger.
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