„Lebbe geht weider“: Kulttrainer Stepanovic feiert 75. Geburtstag
Trainertypen wie Dragoslav Stepanovic gibt es nicht mehr. Mit ihm träumte der SVE einst vom Zweitliga-Aufstieg.
TRIER/FRANKFURT 1991 kam Kulttrainer Dragoslav Stepanovic nach Trier, um die Eintracht zu trainieren. In dieser Saison trainierte er gleich drei Vereine. Das ist nicht unbedingt ein Indiz für Erfolg, bei ihm war es damals aber so. In der Winterpause verließ er Rot-Weiß Frankfurt. Die Hessen hatte er im Sommer noch in die Aufstiegsrunde zur zweiten Liga geführt und lag mit ihnen wieder auf dem ersten Tabellenplatz. Dann kam der Wechsel nach Trier. Alexander Szatmári, der damalige Manager der Eintracht, hatte ihn an Bord geholt.
Eintracht Trier war 1991 ein Drittliga-Spitzenteam, hatte aber in den ersten sechs Saison-Spielen unter Trainer Horst-Dieter Strich nur drei Punkte geholt. Eine schwere Hypothek für den neuen Trainer. Stepanovic blieb als Eintracht-Trier-Trainer ungeschlagen, für Platz eins reichte es am Ende aber nicht mehr – den belegte Neunkirchen vor Trier und Salmrohr.
Doch vier Spieltage vor Saisonende war er bereits weitergezogen. Die andere Eintracht, die aus Frankfurt, hatte nach einer 0:6-Niederlage gegen den Hamburger SV Trainer Jörg Berger geschasst. Und Stepi, wie ihn alle Welt nennt, sollte übernehmen. Dafür zahlte Frankfurt 70.000 Mark Ablöse, erzählte er einst dem Volksfreund.
Stepanovic ist überzeugt, dass er den Gewinn der deutschen Meisterschaft von Eintracht Frankfurt noch erleben wird. „Irgendwann wird Frankfurt Meister, wenn ich noch auf Erden bin“, sagte der frühere Spieler und Trainer des hessischen Fußball-Bundesligisten, der am Mittwoch, 30. August, seinen 75. Geburtstag feiert. 1992 hatte er als Frankfurt-Coach am letzten Spieltag den Titel bei Hansa Rostock noch verspielt, danach aber einen Spruch für die Ewigkeit geprägt: „Lebbe geht weider“.
Stepi traut den Frankfurtern nach dem DFB-Pokalerfolg 2018 und dem Europa-League-Sieg 2022 noch viel zu. „Jetzt ist Frankfurt ein richtiger Verein, der zu Bayern München und Borussia Dortmund aufschließen kann“, sagte er.
Stepanovic gehörte in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren zu den weltbesten Außenverteidigern. Er wurde 34 Mal in die Nationalmannschaft Jugoslawiens berufen. OFK Belgrad und Roter Stern Belgrad waren seine ersten Clubs, bevor er nach Deutschland kam und von 1976 bis 1978 bei Eintracht Frankfurt und bei Wormatia Worms spielte sowie danach sogar in England bei Manchester City.
Nach Ende der Spielerlaufbahn begann er als Trainer beim FV Progres Frankfurt und FSV Frankfurt. Mit Rot-Weiss Frankfurt und seinem damaligen Spieler Jürgen Klopp verpasste er 1989/90 den Aufstieg in die 2. Liga. Dann machte er Station in Trier. Im April 1991 engagierte ihn Eintracht Frankfurt. Nach dem verpassten Titelgewinn 1992 schwand seine Autorität. In der folgenden Saison erklärte er den Rücktritt und gewann danach mit Bayer Leverkusen den DFBPokal. 1996 kehrte er zu Frankfurt zurück, um den Bundesliga-Abstieg zu verhindern – vergeblich. Stepanovic trainierte insgesamt fast 20 Vereine – darunter Athletic Bilbao, Shenyang Jinde in China und Zamalek Kairo in Ägypten.