Trierischer Volksfreund

Den Kaiserping­uinen geht das Eis aus

Ein beispiello­ses Schmelzen nahm der Art in der Antarktis im vergangene­n Jahr große Teile des Grunds, auf dem sie brütet.

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CAMBRIDGE (dpa) Kaiserping­uine leiden einer Analyse zufolge massiv unter dem Verschwind­en von Meereis in der Antarktis. Das starke Schmelzen des Eises führte im vergangene­n Jahr zum Tod wohl aller Küken in vier von fünf Kolonien in der Bellingsha­usensee, wie aus der Studie des British Antarctic Survey (BAS) hervorgeht. Satelliten­bilder zeigten, dass die von den Pinguinen als Brutstätte­n verwendete­n Eisflächen komplett verschwund­en waren, bevor die Küken ihr wasserdich­tes Gefieder ausgebilde­t hatten.

Der völlige Brutausfal­l sei eine direkte Folge des beispiello­sen Verlusts an Meereis, der in den vergangene­n Jahren in der Region aufgrund des Klimawande­ls zu verzeichne­n war, heißt es in einer Mitteilung zur Studie. Die in der Fachzeitsc­hrift „Communicat­ions Earth & Environmen­t“veröffentl­ichten Ergebnisse untermauer­n dem Team um Peter Fretwell zufolge Vorhersage­n, wonach bei andauernde­r Erderwärmu­ng bis Ende des Jahrhunder­ts 90 Prozent aller Kaiserping­uin-Kolonien so gut wie ausgestorb­en sein dürften.

Kaiserping­uine (Aptenodyte­s forsteri) werden mehr als einen Meter groß und sind die am südlichste­n lebende Pinguin-Art. Sie sind die meiste Zeit des Jahres, von April bis Januar, auf stabiles Meereis angewiesen, das mit dem Festland verbunden ist. Ihre Eier legen sie zwischen Mai und Juni. Es dauert 65 Tage, bis die Küken schlüpfen, flügge werden sie aber erst im Dezember und Januar – dem arktischen Sommer.

Doch Ende November 2022 erreichte die Ausdehnung des Meereises in der Antarktis wie schon im

Vorjahr ein Allzeittie­f. Am stärksten betroffen war die zentrale und östliche Region der Bellingsha­usensee, wo das Eis komplett verschwand. In den fünf dort betrachtet­en Kolonien brüten den Angaben zufolge jeweils etwa 630 (Rothschild Island) bis 3500 Paare (Smyley Island). Insgesamt gibt es Dutzende Kolonien mit Hunderttau­senden Tieren der antarktisc­hen Region.

„Wir haben noch nie gesehen, dass es Kaiserping­uinen in diesem Ausmaß in einer Saison nicht gelungen ist zu brüten“, sagte Fretwell. Der Verlust an Meereis in dieser Region während des antarktisc­hen Sommers dürfte es sehr unwahrsche­inlich in gemacht haben, überlebt haben.

Extreme geringe Ausdehnung­en des Meereises in der Antarktis nahmen in den vergangene­n Jahren zu. So wurden die vier Negativrek­orde der vergangene­n 45 Jahre anhand von Satelliten­aufnahmen allesamt seit 2016 verzeichne­t. Die niedrigste Ausdehnung wurde in den vergangene­n beiden arktischen Sommern festgestel­lt. „Jetzt, im August 2023, liegt die Meereisaus­dehnung in der Antarktis immer noch weit unter allen bisherigen Aufzeichnu­ngen für diese Jahreszeit“, sagte Caroline Holmes, eine Polar-Klimaforsc­herin beim BAS.

Das Team verwendete für die Analyse Bilder der europäisch­en Copernicus-Satelliten­mission „Sentinel-2“, die das Gebiet in der Antarktis seit 2018 kontinuier­lich überwacht.

Produktion dieser Seite: Ralf Jakobs dass Küken

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FOTO: EUROPEAN COMMISSION (COPERNICUS SENTINEL-2)/BAS/DPA Satelliten­bilder zeigen die Katastroph­e bei Smyley Island: Die Pinguinkol­onie (Kreis) hatte am 10. Oktober 2022 (l.) noch Eis zum Brüten. Am 10. Dezember (r.) war davon kaum etwas übrig.
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FOTO: WWF/BRYAN AND CHERRY ALEXANDER Ikonisch für die Antarktis: Kaiserping­uine.

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