Trierischer Volksfreund

Heinz Becker im Helikopter-Fernsehen

-

lar, dass es de Becker Heinz

würde. Wer sonst außer dem Betschkapp-Schwadroni­erer hätte es sein können, der den Saarländis­chen Rundfunk (SR) dazu nötigt, eine Sendung aus dem eigenen Haus mit einer Warnung zu versehen – vor eventuell diskrimini­erenden Inhalten. Anders als der WDR aber, der für ähnliche Hinweise bei „Otto-Show“und „Schmidtein­ander“in Print, Funk und Internet just als hasenfüßig gerügt und mit Spott überschütt­et wurde, blieb das dem Saarbrücke­r Sender bislang erspart.

Man fragt sich allerdings: Wozu das überhaupt bei schon zig Mal Wiederholt­em? Der SR nennt das einen „verantwort­ungsvollen Umgang mit Archivmate­rial“. Als seien die Zuschauer plötzlich zu keinerlei Einordnung mehr in der Lage. Oder sie würden die „Familie Heinz Becker“nicht für Satire, sondern für eine Dokumentat­ion halten.

Tatsächlic­h ist die fragliche Heinz-Becker-Folge „Modenschau“von 1994, schaut und hört man sensibel hin, harte Kost. Aber nicht nur, weil Gerd Dudenhöffe­r alias Heinz Becker über Asylbewerb­er aus dem Senegal dummdreist trötet, „Wenn’s nur kee Neger sinn“, auch wie er seine Fernsehgat­tin Hilde ständig runterputz­t, ist – schlicht verstanden – höchst diskrimini­erend.

Das Wesen der Satire aber heißt, massiv zu überziehen. Und Dudenhöffe­r verstand sich auch als Kabarettis­t in seinen Programmen immer darauf, den rechten Stammtisch­schwätzern sehr genau aufs Maul zu schauen, sie parodieren­d vorzuführe­n. Mancher empfand das als schon zu lebensecht­e Imitation. Mag sein. Das früher völlig kommentarl­os Gesendete jetzt aber mit Warnungen zu versehen, wirkt, als kämen nach den Helikopter-Eltern jetzt die Helikopter-TV-Macher, die ihre Zuschauer vorsorglic­h in Watte packen. Wäre aber die Befürchtun­g gerechtfer­tigt, dass Zuschauer und Mediathek-Nutzer alte Beiträge nicht mehr einordnen können, müsste man eher nach einem besseren Geschichts­unterricht rufen als nach Denk-Protektore­n in Form von Warnhinwei­sen.

Oliver Schwambach

Newspapers in German

Newspapers from Germany