Trierischer Volksfreund

Die ungewisse Zukunft des Buckingham-Palasts

Gerade kann man ihn noch besichtige­n, den Buckingham-Palast. Doch in einigen Wochen schließt das renovierun­gsbedürfti­ge Anwesen der britischen Royals wieder seine Türen. Seit dem Tod der Queen steht eine Frage im Raum: Wann zieht Charles eigentlich ein?

- VON JULIA KILIAN

LONDON (dpa) Die Immobilien­anzeige würde wohl nicht schlecht klingen. Anwesen in bester Londoner Innenstadt­lage, 775 Räume, Privatpark mit Tennisplat­z und eigenem See. Der Buckingham-Palast steht wie keine andere Immobilie für das britische Königshaus. Gerade kann man die offizielle­n Räume für wenige Wochen besichtige­n. Durch eine Sicherheit­skontrolle wie am Flughafen gelangt man ins Innere.

Palmenpfla­nzen und Kamin – so sieht es hier also aus. Eine Treppe mit Schnörkelg­eländer führt nach oben. Im Thronzimme­r rote Wände. Vor dem Hintergrun­d sind schon viele offizielle Bilder entstanden. Nach links abbiegen in die Gemäldegal­erie. Ist das ein Werk von Jan Vermeer? Und tatsächlic­h eins von Tizian?

Fotografie­ren ist während des Besuchs verboten. Im Sommer werden die offizielle­n Räume seit Jahren auch für die Öffentlich­keit geöffnet. Umgerechne­t kostet der Eintritt 35 Euro.

Der Palast ist in die Jahre gekommen und wird derzeit saniert. An manchen Stellen sieht man ein Baugerüst oder einen Hinweis.

Die Renovierun­gsarbeiten sollen noch bis 2027 dauern und sind mit einem Budget von 369 Millionen Pfund veranschla­gt, etwa 430 Millionen Euro. Elektrolei­tungen, Rohre, Heizungssy­steme seien seit den 1950er Jahren nicht erneuert worden, erklärt das Königshaus online. Mit dem Wechsel auf dem britischen

Räume samt Privatpark mit Tennisplat­z und eigenem See gehören zum Buckingham-Palast in London.

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Thron vor einem Jahr steht auch die Frage im Raum, wie König Charles III. den Palast in Zukunft nutzen wird.

Lange war der Buckingham-Palast das Zuhause seiner Mutter, Königin Elizabeth II. Sie zog sich mit der Pandemie auf Schloss Windsor westlich von London zurück und starb schließlic­h am 8. September 2022 auf ihrem schottisch­en Landsitz Balmoral. Der Palast in der Londoner Innenstadt aber war stets ihre offizielle Residenz. Hier brachte sie auch Charles zur Welt. Im Garten konnte sie ihre wuseligen Corgis ausführen – angeblich wurden eigens Bäume gepflanzt, damit sie dabei mehr Sichtschut­z hatte. Bis heute werden Gäste aus der ganzen Welt empfangen und Gartenpart­ys gefeiert.

Dass Charles bisher nicht in den Palast umgezogen ist, führte in britischen Medien zu Spekulatio­nen. Die Zeitung Telegraph titelte neulich: „Warum niemand im Buckingham­Palast leben will.“Und stellte die These auf, das Stadtschlo­ss sei von den vielen Residenzen, die der König im Jahr nutze, die ungemütlic­hste.

Bisher leben Charles und seine Frau Camilla nur wenige Minuten entfernt in Clarence House. Auch die Times hatte vergangene­n Oktober unter Berufung auf eine anonyme Quelle geschriebe­n, Charles werde offizielle Aufgaben vom Buckingham­aus erledigen, aber es sei unwahrsche­inlich, dass dies auch sein Zuhause werde.

Im Palast wird dagegen betont, es sei weiterhin geplant, dass der König nach Abschluss der Renovierun­gsarbeiten

umzieht. Das Schloss bleibe das „Headquarte­r“der Monarchie, sozusagen die Kommandoze­ntrale. Es sei für Ihre Majestäten aber weder möglich noch praktikabe­l, inmitten eines zehnjährig­en Renovierun­gsprogramm­s einzuziehe­n, hieß es aus Palastkrei­sen. Kritische Stimmen fragen allerdings, ob der Umzug wirklich passieren wird, weil Charles nach Abschluss der Sanierung schon auf die 80 zugeht.

Für den Verfassung­srechtler Craig Prescott ist die Frage, wie die Royals mit ihren vielen Anwesen umgehen werden, ein zentraler Punkt für die künftige Ausrichtun­g der Monarchie. Clarence House scheine gut zu funktionie­ren als Residenz des Königspaar­s. „Und vielleicht ergeben sich damit in der Zukunft neue Möglichkei­ten für den Buckingham-Palast“, sagt Prescott. Es habe Diskussion­en gegeben, die Paläste das Jahr über länger geöffnet zu lassen. Denkbar wäre für ihn auch, dass Wohltätigk­eitsorgani­sationen, mit denen die Monarchie verbunden sei, dort Veranstalt­ungen anbieten und die Gebäude mehr nutzen. „Das würde zeigen, dass die Monarchie sich öffnet.“

Darauf sind bisher zurückhalt­ende Reaktionen zu hören. Im Buckingham-Palast finde ein volles Programm statt – etwa mit Empfängen, Mittagesse­n und Gartenpart­ys, heißt es aus Palastkrei­sen. Das Team im Palast bemühe sich, so viele Menschen wie möglich zu empfangen. Jede weitere Öffnung müsse gut überlegt sein.

Auch bei der Besichtigu­ng bleibt Vieles verborgen. Neben den offizielle­n Räumen gibt es laut Internetse­ite zum Beispiel 188 Schlafzimm­er für Angestellt­e und 92 Büros. Die State Rooms aber können noch bis Ende September besichtigt werden.

Das Gelände verlässt man durch den Park. Am Ausgang hängt ein Bild von Charles und Camilla, aufgenomme­n am Tag der Krönung. Man lässt die beiden mit ihren Kronen und Roben hinter sich. Und steht plötzlich wieder vor den mit Stacheldra­ht und Videokamer­as gesicherte­n Palastmaue­rn.

 ?? FOTO: AARON CHOWN/DPA ?? Eigentlich lebt der britische König im Buckingham-Palast. Doch seit dem Tod der Queen ist das Anwesen verwaist. Lediglich die Handwerker sind derzeit im Königshaus zu hören. Bis 2027 sollen die Renovierun­gsarbeiten dauern.
FOTO: AARON CHOWN/DPA Eigentlich lebt der britische König im Buckingham-Palast. Doch seit dem Tod der Queen ist das Anwesen verwaist. Lediglich die Handwerker sind derzeit im Königshaus zu hören. Bis 2027 sollen die Renovierun­gsarbeiten dauern.

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