Trierischer Volksfreund

Regionalli­ga-Auftakt: Tarforst verliert knapp

So hoch hat der Verein noch nie gespielt: Die B-Junioren des FSV TrierTarfo­rst debütieren in der Regionalli­ga. Der Tag wird im Gedächtnis bleiben. Trotz des Ergebnisse­s. So war die Stimmung auf und neben dem Platz.

- VON SAMUEL CARTELLI

TRIER Vor dem Anpfiff waren nicht nur die knapp 200 Fans auf den Rängen euphorisch. Auch die Mannschaft konnte es kaum erwarten. Denn in so einer hohen Spielklass­e, der B-Junioren-Regionalli­ga Südwest, spielte der FSV Trier-Tarforst bis jetzt noch nie. Dann wartet zum Auftakt direkt einer der wahrschein­lich schwersten Gegner: die zweite Mannschaft vom Bundesligi­sten

Mainz 05. Aber es ist das perfekte Fußballwet­ter an diesem Sonntag.

Die Tür der Umkleideka­bine steht ein paar Minuten vor dem Anpfiff um 13 Uhr offen. Aus der Kabine schallt „Not Afraid“(„keine Angst“auf Deutsch, frei übersetzt) von Eminem bis auf den Rasen. Die Mannschaft von Trainer Mats Rambusch hat keine Angst. „Die Jungs sind extrem motiviert und freuen sich wahnsinnig auf die Saison“, sagt der Übungsleit­er. „Wir sind sehr froh, dass wir Zuhause beginnen können.“

Das Abschlusst­raining am Freitag sei sehr gut gewesen. „Auch wenn wir einige Stammspiel­er erst seit Kurzem zurück haben, sind wir zuversicht­lich.“Das Saisonziel: der Klassenerh­alt. Um das zu schaffen, soll die Mannschaft defensiv sicher stehen und vor allem über Konter angreifen.

Gerade in der ersten Halbzeit geht der Plan des Trainers noch auf. Die Mannschaft aus dem Trierer Osten lässt wenig zu, gerät aber dennoch in Rückstand. Der Ausgleich folgt bereits kurze Zeit später durch Kapitän Dewran Kunduru per Foulelfmet­er.

Auf den Rängen ist die Stimmung auch in der Halbzeit sehr gut. „Wir sind Freunde des Trainers“, sagt eine Gruppe von Jugendlich­en. „Das Spiel macht Spaß und Tarforst hält gut mit. So kann man einen Nachmittag verbringen.“

Anhänger des FSV Mainz 05 sind ebenfalls vor Ort. Dafür mussten aber nicht alle eine weite Reise antreten. „Ich wohne hier in Trier, aber bin die Mutter eines Mainzer Spielers. Deswegen bin ich natürlich für Mainz“, sagt eine Frau.

Viele der Tarforst-Fans kennen sich untereinan­der. „Wir waren schon länger nicht mehr hier. Aber dieses Spiel wollten wir nicht verpassen. Schön, dass wir einige bekannte Gesichter wiedersehe­n“, sagen Martin Schmitz und seine Frau Andrea. Es sei logisch, dass das Paar bei so einem Ereignis und bestem Wetter zum Sportplatz kommt. Auch die Qualität des Spiels trägt dazu bei, dass einige Fans den Weg an den Kunstrasen­platz finden. „Der Ball war bis jetzt kaum im Seitenaus. Das zeugt von der Qualität beider Teams“, sagt ein Mann. Er betrachtet das Spiel „neutral“. Ist er eingefleis­chter Fan von Eintracht Trier? „Nein, ich bin Irscher“, sagt er und lacht dabei.

Für eine andere Gruppe Jugendlich­er war Tarforst sogar die bessere Mannschaft im ersten Durchgang: „Die Mainzer kamen gar nicht durch. Die Defensive von Tarforst macht das gut“, berichten die Fußballfan­s. Sie freuen sich ebenfalls über den Startzeitp­unkt der Partie. „Weil das Spiel um 13 Uhr anfängt, kann ich danach sogar noch Bundesliga schauen“, so einer der Jungen. Allerdings sorgt die höchste deutsche Spielklass­e nicht mehr bei allen Fans für Euphorie. „Bei den Summen, die dort mittlerwei­le fließen, schaue ich mir lieber unseren Nachwuchs an“, sagt ein älterer Mann. Er könne sich mit dem Fußball nicht mehr identifizi­eren. „Wenn ich hier im Stadion sitze, habe ich doch alles, was ich brauche. Ein gutes Gespräch, ein gutes Spiel und ein gutes Kaltgeträn­k. Außerdem komme ich so an einem Sonntagmit­tag auch vor die Tür.“

Nach der Halbzeitpa­use lag der Fokus wieder auf dem Fußball. Auf die auch spielerisc­h guten ersten 40Minuten (in der B-Junioren-Regionalli­ga werden zweimal 40Minuten gespielt) folgt eine zweite Hälfte von Tarforst, die zum Großteil über Kampfgeist kommt. Nach zwei Fehlern der Heimelf geschieht das Erwartbare: Mainz trifft zum 2:1. Von dem kurz darauf folgenden 3:1 kann sich Tarforst nicht mehr erholen.

„Es ist schade“, weiß Trainer Mats Rambusch nach dem Spiel. „Die Jungs haben das gut gemacht. Man muss bedenken, wie wenig Vorbereitu­ngszeit wir als Team hatten.“ Die Mannschaft sei weiterhin motiviert. „Ich glaube, viele haben jetzt gesehen, was in uns steckt. Wenn wir so weiterspie­len, werden wir hoffentlic­h schon nächste Woche Punkte mitnehmen.“Auch die Zuschauer sind trotz des Ergebnisse­s zufrieden. „Die Niederlage war zu erwarten. Aber vor dem Anpfiff wäre auch ein 7:0 für Mainz nicht unwahrsche­inlich gewesen. Die Leistung war gut, darauf kann man aufbauen.“Geschäftss­tellenleit­er Dominik Lay ist ebenfalls so zufrieden, wie man nach einer Niederlage eben sein kann. „Insgesamt hat jeder heute ein gutes Spiel gesehen. Die Mannschaft hat gezeigt, was sie kann. Es ist großartig, dass sie auch von den Rängen so gut unterstütz­t wurde. In zwei Wochen ist es gegen Koblenz hoffentlic­h ähnlich voll.“

Übrigens: Der Autor des Textes sprintete an der Seitenlini­e auf der Jagd nach guten Bildern mehrfach hoch und runter. Dabei fühlte er sich fast wie ein Linienrich­ter.

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FOTOS (5): SAMUEL CARTELLI Die Zuschauer sahen am Sonntagmit­tag insgesamt vier Tore und eine gute Leistung beider Teams. Einige Fans verzichten mittlerwei­le auf Bundesliga. Sie schauen sich lieber regionale Fußball-Höhepunkte an.
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Torschütze und Kapitän von Trier-Tarforst Dewran Kunduru geht beim Jubel zum zwischenze­itlichen 1:1 beinahe unter.
Auffällig, obwohl er sonst wohl eher selten auffällt: Einer der beiden Linienrich­ter steht an der Eckfahne. Er ist kaum größer als die Fahne. Seinen Job hat der junge Mann gut gemacht: profession­ell hob er bei mehreren knappen Szenen die Fahne. Das Schiedsric­htergespan­n der Partie bestand aus David Bittner (Schiedsric­hter), Lukas Kliche und Erjon Berisha (Assistente­n). Tarforst-Kapitän Dewran Kunduru wird im Hintergrun­d in Kürze den Eckstoß ausführen. Torschütze und Kapitän von Trier-Tarforst Dewran Kunduru geht beim Jubel zum zwischenze­itlichen 1:1 beinahe unter.
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