Trierischer Volksfreund

Wie der Glasfasera­usbau in der Region vorankomme­n soll

Deutschlan­d und Rheinland-Pfalz hinken beim Glasfasera­usbau noch hinterher. Bund und Land stecken deshalb Hunderte Millionen in die Förderung. In der Region Trier soll es jetzt schneller vorangehen.

- VON SEBASTIAN STEIN

Wer in der Stadt lebt, hat nur selten Probleme mit langsamem Internet. In den ländlichen Regionen von Rheinland-Pfalz klaffen aber immer noch große Lücken gänzlich ohne moderne Digital-Infrastruk­tur. In nur sieben Jahren soll sich dieses Problem schon auflösen. Die Landesregi­erung hat sich mit Netzbetrei­bern zum Ziel gesetzt, alle knapp zwei Millionen Haushalte im Land mit einem besonders schnellen Glasfasera­nschluss auszustatt­en.

Mehr als 50.000 Haushalte kommen diesem Ziel nun einen Schritt näher – vor allem in der Region Trier. Weil sich in den ländlichen Gebieten wie der Eifel der Glasfasera­usbau für die Netzanbiet­er nicht lohnt, hat der Bund ein riesiges Förderprog­ramm aufgelegt. Allein die Landesregi­erung hat am Freitag mehr als 170 Millionen Euro für unterverso­rgte Gebiete beigesteue­rt. Vor allem die Eifel profitiert von dem Geld. Mehr als 18.000 Adressen sollen im Eifelkreis in der Stadt

Bitburg und den Verbandsge­meinden Bitburger Land, Südeifel und Speicher sowie den Verbandsge­meinden Arzfeld und Prüm Glasfaser erhalten. Ohne das Fördergeld sei die komplizier­te Erschließu­ng in der großen Fläche nicht umsetzbar, sagte Landrat Andreas Kruppert (CDU) am Freitag in Mainz. Bis tatsächlic­h alle geplanten Haushalte angeschlos­sen seien, dauere es aber realistisc­herweise sieben bis zehn Jahre. Im Vulkaneife­lkreis sollen derweil gut 1300 Haushalte in den Verbandsge­meinden Daun, Kelberg und Gerolstein ans schnelle Netz angeschlos­sen werden. Die ländlichen Kreise wollen sich so für die Zukunft aufstellen. Besonders schnelles Internet ist seit der Corona-Pandemie nicht nur für Privathaus­halte wichtig. Für Unternehme­n ist der GlasfaserA­usbau ein Standortfa­ktor. Arbeit und Leben veränderte­n sich kolossal – dafür müsse man technisch gerüstet sein, sagte Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD) am Freitag in Mainz. Immerhin haben landesweit mittlerwei­le etwa zwei von drei Haushalten

schnelle Breitbandl­eitungen von mindestens einem Gigabit. Ein Blick auf die Zahlen zeigt aber auch, dass das Land bei den noch schnellere­n Glasfasera­nschlüssen dringend aufholen muss. In ganz Rheinland-Pfalz steht bislang nur in gut 17 Prozent aller Haushalte Glasfaser zur Verfügung – im Kreis Bernkastel-Wittlich hat etwa jeder dritte Haushalt einen Anschluss, im Eifelkreis nur jeder zehnte. Im Bundesländ­ervergleic­h belegt RLP einen der letzten Plätze. Auch im internatio­nalen Vergleich hinkt Deutschlan­d hinterher.

Nur mit der staatliche­n Förderung wird der Glasfasera­usbau aber nicht flächendec­kend funktionie­ren. Rund 80 Prozent des Ausbaus – vor allem in Städten – laufe über den Wettbewerb, sagte Digitalisi­erungsmini­ster Alexander Schweitzer (SPD). Auf das Ziel bis 2030 hätten sich auch die Netzbetrei­ber verpflicht­et. Ehrgeizig, aber machbar, meint Schweitzer.

Die Geschwindi­gkeit des Ausbaus ist aber nicht das einzige Problem. Immer wieder klagen Gemeinden über die schlechte Ausführung der Glasfasera­rbeiten. Nach dem Ausbau müssen Straßen häufig erneuert werden, was die Bauarbeite­n in die Länge zieht. Allein der Stadt Birkenfeld und den Nachbargem­einden seien dadurch über eine Million Euro Schäden entstanden, sagte der Landrat des Kreises, Miroslaw Kowalski.

In den vergangene­n Wochen mehrten sich zudem Berichte, wonach Arbeiter bei den ausführend­en Subunterne­hmen ausgebeute­t wurden. Nach Recherchen von „Report Mainz“soll es auch in Rheinland-Pfalz dazugekomm­en sein. „Wir dulden nicht, dass auf unseren Baustellen solche Zustände herrschen“, sagte Schweitzer. Bislang werden die Firmen allerdings nur nach Beschwerde­n kontrollie­rt. Das Ministeriu­m habe nun alle in Rheinland-Pfalz tätigen Unternehme­n angeschrie­ben. Der SPDPolitik­er wolle das nun beim Treffen der Digitalmin­ister ansprechen. Der Ausbau von Glasfaser solle schneller gehen – „aber nicht auf dem Rücken der Beschäftig­ten“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany