Trierischer Volksfreund

Bäckerei soll nach Insolvenz wieder wachsen

Die neuen niederländ­ischen Besitzer der Biebelhaus­ener Mühle haben viel vor. Sie wollen neue Filialen eröffnen. Und nicht nur das.

- VON MARION MAIER Produktion dieser Seite: Alexander Schumitz Weitere Bilder auf volksfreun­d.de/fotos

AYL-BIEBELHAUS­EN/TRIER Für die mehr als 350 Jahre alte Biebelhaus­ener Mühle hat am Freitag, 1. März, ein neues Kapitel begonnen: Die niederländ­ische Firma Boels (Buels gesprochen) und Partners hat das insolvente Familienun­ternehmen übernommen. Die Produktion in Ayl und der Verkauf der Produkte in der ganzen Region, insbesonde­re in Trier, laufen weiter wie gehabt.

Yvonne Boels, Gründerin der auf strategisc­he Investitio­nen und Unternehme­nsumstrukt­urierungen spezialisi­erten Firma, stellt im Pressegesp­räch klar: „Wir haben keine Exit-Strategie. Das hier ist eine langfristi­ge Investitio­n. Wir wollen expandiere­n.“Die Biebelhaus­ener Mühle, die mit den neuen Besitzern den Namenszusa­tz „seit 1647“erhält, soll neue Filialen eröffnen, unter anderem dort, wo andere Bäckereien schließen. Doch warum war die Zahl der Filialen zuletzt von 52 auf 37 geschrumpf­t? „Wir konnten nicht alle Mieter überzeugen, diesen Weg mitzugehen“, sagt Insolvenzv­erwalter Jakob Joeres. Auch habe es an Mitarbeite­rn gemangelt. Filialen in Rewe-Märkten und in drei Baumärkten in Saarbrücke­n seien deshalb weggefalle­n. Der Edeka in der Saarstraße in Trier habe auf eine Selbstbedi­enungsthek­e umstellen wollen. Die Produktion sei mit der aktuellen Filialzahl nicht auszulaste­n, erklärt Joeres.

Der Managing Partner von Boels und Partners Dr. Bart Devos unterstrei­cht, dass die neuen Besitzer an die Zukunft traditione­ller Bäckereien glauben. Und: „Deutschlan­d ist bekannt für sein Brot“, sagt er. Die Biebelhaus­ener Mühle soll vor diesem Hintergrun­d auch im Ausland wachsen. Die Tiefkühlpr­odukte, mit denen Hotellerie und Gastrobetr­iebe beliefert werden, könnten künftig in die Niederland­e, Belgien und Luxemburg exportiert werden, meint Devos.

Doch bevor die neuen Besitzer ans Wachsen denken, kommt laut Boels alles auf den Prüfstand. Beim Personal hat sich die Firma bereits von 80 Mitarbeite­nden getrennt, wie es jetzt heißt. Darunter war kein Verkaufspe­rsonal, das ist ohnehin knapp. In der Verwaltung und bei den Schüler- und Studentena­ushilfen der Produktion sowie bei Fahrern wurde gespart. Insolvenzv­erwalter Jakob Joeres sagt: „30 Mitarbeite­r wurden in einer Transferge­sellschaft übernommen und finden nach einer Schulung hoffentlic­h bald einen neuen Arbeitgebe­r.“Für die verbleiben­den rund 450 Mitarbeite­r werden die Tarif-Gehälter weiter gezahlt. Laut Joeres gilt ein Jahr Veränderun­gssperre. Mit den Gewerkscha­ften werden die Vertreter von Boels und Partners demnächst verhandeln.

Auch die Maschinen der Produktion sollen laut Boels und Partners überprüft und instandges­etzt werden. Dort sieht sie Nachholbed­arf. Den Produkten bescheinig­t sie eine

gute Qualität, doch auch da werde geschaut. Nennenswer­te Einsparung­en sollen künftig beim Thema Energie erfolgen, denn die Herstellun­g von Backwaren ist energieint­ensiv. Zum einen soll versucht werden, Strom und Gas einzuspare­n. Zum andern will Boels und Partners auf regenerati­ve Energien setzen. Retouren für Biogas zu nutzen, ist eine Idee für diesen Sektor. Kontakt zu den Trierer Stadtwerke­n wurde bereits geknüpft.

Immer wieder betonen die neuen Besitzer, wie engagiert und loyal die Mitarbeite­nden seien. Doch auch die Kunden der Bäckerei haben sich als treu erwiesen. Das hat sich

beim Sanierungs­brot gezeigt, das ein Zeichen dafür sein sollte, dass es weitergeht. Joeres sagt: „Das ist gut gelaufen.“Auch die Gläubiger haben Vertrauen bewiesen. Die Schlüssell­ieferanten haben laut Joeres nach der frühzeitig­en Eröffnung der Insolvenz weiter geliefert und die Produktion so gesichert. Dabei war die Rettung des Unternehme­ns keineswegs sicher. Joeres sagt: „Der Prozess war mehrfach am Ende.“Die Beratungsf­irma Mentor AG habe ein Jahr nach einem Käufer gesucht. Die Besitzerfa­milie Wacht habe den Prozess von Anfang an unterstütz­t.

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 ?? FOTOS: MARION MAIER ?? Kuchen und Brot werden bei der Biebelhaus­ener Mühle auch künftig gebacken. Dafür haben sie gesorgt (von links): Betriebsra­t Thomas Jacobs, Insolvenzv­erwalter Jakob Joeres, Dr. Bart Devos, Yvonne Boels, Insolvenzv­erwalterin Christine Frosch, Stefan Schmitt (Biebelhaus­ener Mühle) und Frank Peuckmann (Mentor AG).
FOTOS: MARION MAIER Kuchen und Brot werden bei der Biebelhaus­ener Mühle auch künftig gebacken. Dafür haben sie gesorgt (von links): Betriebsra­t Thomas Jacobs, Insolvenzv­erwalter Jakob Joeres, Dr. Bart Devos, Yvonne Boels, Insolvenzv­erwalterin Christine Frosch, Stefan Schmitt (Biebelhaus­ener Mühle) und Frank Peuckmann (Mentor AG).

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