Bäckerei soll nach Insolvenz wieder wachsen
Die neuen niederländischen Besitzer der Biebelhausener Mühle haben viel vor. Sie wollen neue Filialen eröffnen. Und nicht nur das.
AYL-BIEBELHAUSEN/TRIER Für die mehr als 350 Jahre alte Biebelhausener Mühle hat am Freitag, 1. März, ein neues Kapitel begonnen: Die niederländische Firma Boels (Buels gesprochen) und Partners hat das insolvente Familienunternehmen übernommen. Die Produktion in Ayl und der Verkauf der Produkte in der ganzen Region, insbesondere in Trier, laufen weiter wie gehabt.
Yvonne Boels, Gründerin der auf strategische Investitionen und Unternehmensumstrukturierungen spezialisierten Firma, stellt im Pressegespräch klar: „Wir haben keine Exit-Strategie. Das hier ist eine langfristige Investition. Wir wollen expandieren.“Die Biebelhausener Mühle, die mit den neuen Besitzern den Namenszusatz „seit 1647“erhält, soll neue Filialen eröffnen, unter anderem dort, wo andere Bäckereien schließen. Doch warum war die Zahl der Filialen zuletzt von 52 auf 37 geschrumpft? „Wir konnten nicht alle Mieter überzeugen, diesen Weg mitzugehen“, sagt Insolvenzverwalter Jakob Joeres. Auch habe es an Mitarbeitern gemangelt. Filialen in Rewe-Märkten und in drei Baumärkten in Saarbrücken seien deshalb weggefallen. Der Edeka in der Saarstraße in Trier habe auf eine Selbstbedienungstheke umstellen wollen. Die Produktion sei mit der aktuellen Filialzahl nicht auszulasten, erklärt Joeres.
Der Managing Partner von Boels und Partners Dr. Bart Devos unterstreicht, dass die neuen Besitzer an die Zukunft traditioneller Bäckereien glauben. Und: „Deutschland ist bekannt für sein Brot“, sagt er. Die Biebelhausener Mühle soll vor diesem Hintergrund auch im Ausland wachsen. Die Tiefkühlprodukte, mit denen Hotellerie und Gastrobetriebe beliefert werden, könnten künftig in die Niederlande, Belgien und Luxemburg exportiert werden, meint Devos.
Doch bevor die neuen Besitzer ans Wachsen denken, kommt laut Boels alles auf den Prüfstand. Beim Personal hat sich die Firma bereits von 80 Mitarbeitenden getrennt, wie es jetzt heißt. Darunter war kein Verkaufspersonal, das ist ohnehin knapp. In der Verwaltung und bei den Schüler- und Studentenaushilfen der Produktion sowie bei Fahrern wurde gespart. Insolvenzverwalter Jakob Joeres sagt: „30 Mitarbeiter wurden in einer Transfergesellschaft übernommen und finden nach einer Schulung hoffentlich bald einen neuen Arbeitgeber.“Für die verbleibenden rund 450 Mitarbeiter werden die Tarif-Gehälter weiter gezahlt. Laut Joeres gilt ein Jahr Veränderungssperre. Mit den Gewerkschaften werden die Vertreter von Boels und Partners demnächst verhandeln.
Auch die Maschinen der Produktion sollen laut Boels und Partners überprüft und instandgesetzt werden. Dort sieht sie Nachholbedarf. Den Produkten bescheinigt sie eine
gute Qualität, doch auch da werde geschaut. Nennenswerte Einsparungen sollen künftig beim Thema Energie erfolgen, denn die Herstellung von Backwaren ist energieintensiv. Zum einen soll versucht werden, Strom und Gas einzusparen. Zum andern will Boels und Partners auf regenerative Energien setzen. Retouren für Biogas zu nutzen, ist eine Idee für diesen Sektor. Kontakt zu den Trierer Stadtwerken wurde bereits geknüpft.
Immer wieder betonen die neuen Besitzer, wie engagiert und loyal die Mitarbeitenden seien. Doch auch die Kunden der Bäckerei haben sich als treu erwiesen. Das hat sich
beim Sanierungsbrot gezeigt, das ein Zeichen dafür sein sollte, dass es weitergeht. Joeres sagt: „Das ist gut gelaufen.“Auch die Gläubiger haben Vertrauen bewiesen. Die Schlüssellieferanten haben laut Joeres nach der frühzeitigen Eröffnung der Insolvenz weiter geliefert und die Produktion so gesichert. Dabei war die Rettung des Unternehmens keineswegs sicher. Joeres sagt: „Der Prozess war mehrfach am Ende.“Die Beratungsfirma Mentor AG habe ein Jahr nach einem Käufer gesucht. Die Besitzerfamilie Wacht habe den Prozess von Anfang an unterstützt.