Sabbat statt Beschleunigung
Ein Bekannter schickte mir neulich eine berufliche Nachricht per WhatsApp mitten in der Nacht um 2.13 Uhr. Ein Anderer fragte nach zwei Tagen nach, warum ich seine Mail noch nicht beantwortet habe. 24/7 – dieses Zahlenkürzel kennzeichnet unsere Zeit. Tag und Nacht, sieben Tage die Woche ist Aktivität angesagt, ob im Beruf oder in der Freizeit. Pausen in der Arbeitszeit und handyfreie Zeiten, in denen die Beschäftigten für den Chef nicht erreichbar sind, müssen von der Gewerkschaft mühsam erkämpft werden.
Der Soziologe Hartmut Rosa spricht davon, dass die kapitalistische Gesellschaft beständig immer mehr Beschleunigung produziere.
Und unter dieser Beschleunigung leiden die Menschen. Eine der häufigsten Gründe für Krankschreibungen sind inzwischen psychische Erkrankungen, darunter fallen beispielsweise Burnout oder Erschöpfungszustände.
In den Zehn Geboten in der Bibel wird ein anderer Zeittakt vorgeschlagen: „Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht.“Und nicht nur heilige Zeiten zum Ausruhen soll es geben, sondern auch heilige Orte, an denen es kein emsiges Geschäftemachen gibt. Jesus wirft deshalb die Händler und Geldwechsler aus dem Jerusalemer Tempel raus.
Heilige Zeiten und heilige Orte brauchen wir heute auch wieder – zum Nichtstun, zum Ausruhen, zur Pflege von Beziehungen mit Familie und Freunden und – wenn Sie gläubig sind – auch zur Pflege unserer Gottesbeziehung. Damit wir Zeit haben, über Gottes Worte und Zeichen nachzudenken. Übrigens – die beiden erwähnten Bibelstellen finden Sie im Buch Exodus im 20. Kapitel und im 2. Kapitel des Johannesevangeliums und Sie hören sie als Lesung an diesem Sonntag in katholischen Gottesdiensten. Bibel kann manchmal sehr aktuell sein.