Junge Forscher lassen Bitburg staunen
Schüler aus der Region haben am Donnerstag beim Regionalwettbewerb von Jugend forscht in Bitburg ihre Projekte präsentiert. Welche dabei besonders begeisterten und wer als Gewinner am Landesentscheid in Ludwigshafen teilnehmen darf.
Biostrohhalme ohne Papiergeschmack, eine Solaranlage auf dem Dach eines Autos und die Frage, wie viel Wasser Bademode wirklich aus dem Schwimmbad klaut. Damit beschäftigen sich aktuell Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Projekts „Jugend forscht – Schüler experimentieren“. Beim Regionalentscheid in Bitburg stellten die Jungforscher im Alter zwischen neun und 14 Jahren nun ihre Projekte aus den Bereichen Arbeitswelt, Physik, Technik, Geo- und Raumwissenschaften, Chemie und Biologie einer Fachjury vor. Aber auch die Öffentlichkeit bekam Gelegenheit, in der Bitburger Stadthalle Einblick in die 35 Forschungsprojekte zu nehmen.
„Es ist schon faszinierend, mit welcher Themenvielfalt sich die Schüler beim Wettbewerb Jugend forscht hier in Bitburg präsentieren und welches Potenzial wir an Mint-Talenten hier in der Region haben“, sagt Wettbewerbsleiter Dr. Marc Bauch. Mint steht dabei für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Neben den klassischen naturwissenschaftlichen Fächern wie Physik, Chemie, Biologie und Mathematik gehören auch Astronomie, Geografie, Geologie oder die Nanowissenschaften zu den sogenannten Mint-Fächern.
Oft geht die Tiefe, mit der sich die Schüler in ihre Forschungsprojekte eingearbeitet haben, über das hinaus, was rein schulisches Lernen vorsieht. Im Gegensatz zu vielen anderen Wettbewerben werden die
Themen bei „Jugend forscht“nicht vorgegeben. Die Schüler müssen sich selbst ihre Fragestellungen und Herangehensweisen überlegen. „Das Faszinierende an den einzelnen Projekten ist, dass viele Schüler weit über das hinausgehen, was man im Unterricht bei einer konkreten Fragestellung von ihnen erwarten würde. ‚Jugend forscht` ist daher nicht nur eine hervorragende Initiative, um Schüler für Mint-Fächer zu begeistern, sondern auch, um Anregungen zu geben, auf welchen Gebieten Ideen vertieft werden können“, so Marc Bauch.
Immer mehr Forschungsideen kommen aus den Bereichen Physik und Technik. Aber auch Umweltthemen beschäftigen die jungen Forscherinnen und Forscher. So beschäftigten sich Carla Thielen und Louana Bretz mit den Problemen, die Extremwetterereignisse mit sich bringen, und kommen zu dem Schluss, dass sowohl für Starkregen
als auch große Hitzeperioden die Wasserspeicherung einer der wichtigsten Faktoren ist.
In Städten mit zunehmender Versiegelungsfläche kann das zum Problem werden, so die beiden Nachwuchsforscherinnen. Ihre Lösung: Spongegarden. Eine Wiese kühlt nicht nur, sondern kann das Regenwasser aufnehmen wie ein Schwamm. Anstatt in die Kanalisation zu fließen, wird es gespeichert. Und statt eine Fläche mit Beton zu versiegeln, kann man sie einfach mit Rindenmulch oder Kies bedecken. Auch die Vergrößerung von Fugen in bereits gepflasterten Wegen führt zu einem positiven Effekt.
Schlendert man durch die Messe in der Bitburger Stadthalle, fällt auf, dass sich viele Forschungsthemen am aktuellen Zeitgeist orientieren.
Schüler des Regino-Gymnasiums in Prüm stellten sich die Frage, ob Pilze in der Lage sind, Plastik zu recyceln. Der Ansatz von Lena Eichten, Zoé Loges und Emma Arens basiert auf der Idee, die Wurzeln der Pilze mit sogenanntem unreinen Plastik zu verweben und es dadurch einem Recyclingprozess zuzuführen. Ihre verschiedenen Versuche mit unterschiedlichen Pilzsorten machen Mut, denn nach rund einem Jahr Forschung zeigen sich erste Erfolge.
Um gewinnen zu können, muss das Projekt nicht nur fehlerfrei sein, sondern auch wissenschaftlich fundiert. Für die Jury, bestehend
aus Lehrern und Experten der Wissenschaft, bedeutet das oft die Qual der Wahl, entscheiden zu müssen, welche Forschungsidee die spannendste und innovativste ist. Denn, Verlierer scheint es hier beim Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“eigentlich nicht zu geben. „Im Fachgebiet ‚Arbeitswelt` haben wir in diesem Jahr eine sehr große Teilnehmerzahl, was es besonders schwer macht, den ersten Platz herauszufinden, weil doch eine große
Fülle sehr guter Arbeiten hier beim Wettbewerb angeboten wird“, sagt Juror Johannes Hankes. Dabei achtet die Jury besonders auf die Art der Präsentation am Stand und wie intensiv sich die Schüler mit den einzelnen Themen auseinandergesetzt haben. „Es ist wirklich erstaunlich, wie ambitioniert zum Beispiel die zehnjährigen Schüler bei ihrem Wassersparprojekt in Schwimmbädern waren oder 15-jährige Schüler, die sich mit KI (Künstlicher Intelligenz,
Anmerkung der Redaktion) auseinandersetzen, wo wir als alte Hasen uns schon mächtig anstrengen müssen, allen Facetten zu folgen“.
Die Bitburger Braugruppe ist Paten-Unternehmen von „Jugend forscht“und engagiert sich seit mehr als 45 Jahren in der Nachwuchsförderung. „Wir brauchen eine Generation, die anpackt und sich den Herausforderungen der Zukunft stellt, die sich einen Kopf macht und ihn nicht in den Sand steckt“, erklärt Jan Niewodniczanski, Geschäftsführer Technik und Umwelt der Bitburger Braugruppe.
Besonders beeindruckt zeigte sich Jan Niewodniczanski von einer Arbeit zur Künstlichen Intelligenz. Schüler des Dietrich-BonhoefferGymnasiums in Schweich stellten sich die Frage, in welchem Umfang Künstliche Intelligenz das Lernen verändere und inwieweit sie offen oder auch verdeckt beim Lernen eingesetzt werde. „Hier merkt man ganz deutlich, dass die Schüler schon viel weiter sind als die Bildungspolitik selbst. Diese Arbeit hat mich besonders beeindruckt, weil sie nicht nur die Realität gut abbildet, sondern auch sehr kritisch dem existierenden Bildungssystem gegenüber ist“, sagt Jan Niewodniczanski.
Die Sieger der jeweiligen Gruppen nehmen am Landeswettbewerb vom Dienstag, 19., bis Donnerstag, 21. März, bei der BASF in Ludwigshafen teil.