Trierischer Volksfreund

Junge Forscher lassen Bitburg staunen

Schüler aus der Region haben am Donnerstag beim Regionalwe­ttbewerb von Jugend forscht in Bitburg ihre Projekte präsentier­t. Welche dabei besonders begeistert­en und wer als Gewinner am Landesents­cheid in Ludwigshaf­en teilnehmen darf.

- VON ANDREAS SOMMER

Biostrohha­lme ohne Papiergesc­hmack, eine Solaranlag­e auf dem Dach eines Autos und die Frage, wie viel Wasser Bademode wirklich aus dem Schwimmbad klaut. Damit beschäftig­en sich aktuell Schülerinn­en und Schüler im Rahmen des Projekts „Jugend forscht – Schüler experiment­ieren“. Beim Regionalen­tscheid in Bitburg stellten die Jungforsch­er im Alter zwischen neun und 14 Jahren nun ihre Projekte aus den Bereichen Arbeitswel­t, Physik, Technik, Geo- und Raumwissen­schaften, Chemie und Biologie einer Fachjury vor. Aber auch die Öffentlich­keit bekam Gelegenhei­t, in der Bitburger Stadthalle Einblick in die 35 Forschungs­projekte zu nehmen.

„Es ist schon fasziniere­nd, mit welcher Themenviel­falt sich die Schüler beim Wettbewerb Jugend forscht hier in Bitburg präsentier­en und welches Potenzial wir an Mint-Talenten hier in der Region haben“, sagt Wettbewerb­sleiter Dr. Marc Bauch. Mint steht dabei für Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik. Neben den klassische­n naturwisse­nschaftlic­hen Fächern wie Physik, Chemie, Biologie und Mathematik gehören auch Astronomie, Geografie, Geologie oder die Nanowissen­schaften zu den sogenannte­n Mint-Fächern.

Oft geht die Tiefe, mit der sich die Schüler in ihre Forschungs­projekte eingearbei­tet haben, über das hinaus, was rein schulische­s Lernen vorsieht. Im Gegensatz zu vielen anderen Wettbewerb­en werden die

Themen bei „Jugend forscht“nicht vorgegeben. Die Schüler müssen sich selbst ihre Fragestell­ungen und Herangehen­sweisen überlegen. „Das Fasziniere­nde an den einzelnen Projekten ist, dass viele Schüler weit über das hinausgehe­n, was man im Unterricht bei einer konkreten Fragestell­ung von ihnen erwarten würde. ‚Jugend forscht` ist daher nicht nur eine hervorrage­nde Initiative, um Schüler für Mint-Fächer zu begeistern, sondern auch, um Anregungen zu geben, auf welchen Gebieten Ideen vertieft werden können“, so Marc Bauch.

Immer mehr Forschungs­ideen kommen aus den Bereichen Physik und Technik. Aber auch Umweltthem­en beschäftig­en die jungen Forscherin­nen und Forscher. So beschäftig­ten sich Carla Thielen und Louana Bretz mit den Problemen, die Extremwett­erereignis­se mit sich bringen, und kommen zu dem Schluss, dass sowohl für Starkregen

als auch große Hitzeperio­den die Wasserspei­cherung einer der wichtigste­n Faktoren ist.

In Städten mit zunehmende­r Versiegelu­ngsfläche kann das zum Problem werden, so die beiden Nachwuchsf­orscherinn­en. Ihre Lösung: Spongegard­en. Eine Wiese kühlt nicht nur, sondern kann das Regenwasse­r aufnehmen wie ein Schwamm. Anstatt in die Kanalisati­on zu fließen, wird es gespeicher­t. Und statt eine Fläche mit Beton zu versiegeln, kann man sie einfach mit Rindenmulc­h oder Kies bedecken. Auch die Vergrößeru­ng von Fugen in bereits gepflaster­ten Wegen führt zu einem positiven Effekt.

Schlendert man durch die Messe in der Bitburger Stadthalle, fällt auf, dass sich viele Forschungs­themen am aktuellen Zeitgeist orientiere­n.

Schüler des Regino-Gymnasiums in Prüm stellten sich die Frage, ob Pilze in der Lage sind, Plastik zu recyceln. Der Ansatz von Lena Eichten, Zoé Loges und Emma Arens basiert auf der Idee, die Wurzeln der Pilze mit sogenannte­m unreinen Plastik zu verweben und es dadurch einem Recyclingp­rozess zuzuführen. Ihre verschiede­nen Versuche mit unterschie­dlichen Pilzsorten machen Mut, denn nach rund einem Jahr Forschung zeigen sich erste Erfolge.

Um gewinnen zu können, muss das Projekt nicht nur fehlerfrei sein, sondern auch wissenscha­ftlich fundiert. Für die Jury, bestehend

aus Lehrern und Experten der Wissenscha­ft, bedeutet das oft die Qual der Wahl, entscheide­n zu müssen, welche Forschungs­idee die spannendst­e und innovativs­te ist. Denn, Verlierer scheint es hier beim Regionalwe­ttbewerb von „Jugend forscht“eigentlich nicht zu geben. „Im Fachgebiet ‚Arbeitswel­t` haben wir in diesem Jahr eine sehr große Teilnehmer­zahl, was es besonders schwer macht, den ersten Platz herauszufi­nden, weil doch eine große

Fülle sehr guter Arbeiten hier beim Wettbewerb angeboten wird“, sagt Juror Johannes Hankes. Dabei achtet die Jury besonders auf die Art der Präsentati­on am Stand und wie intensiv sich die Schüler mit den einzelnen Themen auseinande­rgesetzt haben. „Es ist wirklich erstaunlic­h, wie ambitionie­rt zum Beispiel die zehnjährig­en Schüler bei ihrem Wasserspar­projekt in Schwimmbäd­ern waren oder 15-jährige Schüler, die sich mit KI (Künstliche­r Intelligen­z,

Anmerkung der Redaktion) auseinande­rsetzen, wo wir als alte Hasen uns schon mächtig anstrengen müssen, allen Facetten zu folgen“.

Die Bitburger Braugruppe ist Paten-Unternehme­n von „Jugend forscht“und engagiert sich seit mehr als 45 Jahren in der Nachwuchsf­örderung. „Wir brauchen eine Generation, die anpackt und sich den Herausford­erungen der Zukunft stellt, die sich einen Kopf macht und ihn nicht in den Sand steckt“, erklärt Jan Niewodnicz­anski, Geschäftsf­ührer Technik und Umwelt der Bitburger Braugruppe.

Besonders beeindruck­t zeigte sich Jan Niewodnicz­anski von einer Arbeit zur Künstliche­n Intelligen­z. Schüler des Dietrich-Bonhoeffer­Gymnasiums in Schweich stellten sich die Frage, in welchem Umfang Künstliche Intelligen­z das Lernen verändere und inwieweit sie offen oder auch verdeckt beim Lernen eingesetzt werde. „Hier merkt man ganz deutlich, dass die Schüler schon viel weiter sind als die Bildungspo­litik selbst. Diese Arbeit hat mich besonders beeindruck­t, weil sie nicht nur die Realität gut abbildet, sondern auch sehr kritisch dem existieren­den Bildungssy­stem gegenüber ist“, sagt Jan Niewodnicz­anski.

Die Sieger der jeweiligen Gruppen nehmen am Landeswett­bewerb vom Dienstag, 19., bis Donnerstag, 21. März, bei der BASF in Ludwigshaf­en teil.

 ?? ?? Maximilian Malle und Niklas Matte mit ihrem Projekt „Faule Schule? Die Veränderun­g des Lernens durch Nutzung von Künstliche­r Intelligen­z“.
Maximilian Malle und Niklas Matte mit ihrem Projekt „Faule Schule? Die Veränderun­g des Lernens durch Nutzung von Künstliche­r Intelligen­z“.
 ?? FOTOS (4): ANDREAS SOMMER ?? Carla Thielen und Louana Bretz präsentier­en dem interessie­rten Publikum ihr Projekt Spongegard­en.
FOTOS (4): ANDREAS SOMMER Carla Thielen und Louana Bretz präsentier­en dem interessie­rten Publikum ihr Projekt Spongegard­en.

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