„Chicano“bringt Südkalifornien nach Trier
Knallige Farben an den Wänden und auf dem Teller: Die Atmosphäre im Trierer Restaurant „Chicano“ist warm und einladend, das Essen ein geschmackliches Highlight. Chef Ariel Morfin erzählt im Interview von seiner frühen Leidenschaft zum Kochen, welche Zutat
Chicano mag vielleicht nicht das größte Restaurant in Trier sein, aber bestimmt eins der gemütlichsten. Schon beim Betreten springen die bunten Farben gleich ins Auge. Die Wände sind in einem satten Grün gestrichen: „Meine Lieblingsfarbe“, erzählt Ariel Morfin, Chef des Restaurants. Seine Frau Anna hat die Einrichtung übernommen – mit viel Liebe zum Detail. „Die Fliesen an der Theke sind typisch für mexikanische Haushalte“, sagt Ariel.
Geboren wurde der 41-Jährige in San Diego, Kalifornien. Seit rund elf Jahren lebt er in Deutschland. Dabei hätte ihm seine Ausbildung auch Chancen in Italien oder Frankreich geboten. Während seines Gastronomiestudiums in Las Vegas erhielt er die Möglichkeit, ein Praktikum im Ausland zu machen. Ariel Morfin hat sich für Luxemburg entschieden, weil er den Koch, mit dem er dort zusammengearbeitet hat, Joel Schäfer, besonders mochte.
Seine Leidenschaft fürs Kochen hatte schon lange vor dem Studium begonnen – in seiner Kindheit. „Ich glaube, ich wollte schon immer Koch werden, auch wenn mir das damals gar nicht bewusst war.“Als Kind habe er viel Zeit in der Küche verbracht und seiner Mutter beim Kochen für die Familie geholfen: „Meine beiden älteren Brüder haben das nie gemacht“, erinnert er sich und lacht. Bei seinem jüngsten Besuch in der Heimat habe er eine Art Kochbuch gefunden, das er im Kindergarten selbst verfasst hat. „Da muss ich so fünf oder sechs Jahre alt gewesen sein. Es war auch ein Rezept für einen Salat dabei – mit Dressing und allem. Quasi ein Caesar Salad“, erzählt er.
Bevor er 2019 sein Restaurant „Chicano“in der Saarstraße eröffnet hat, haben seine Frau und er zwei Jahre einen Food Truck betrieben. Auf der Karte standen damals schon die beliebten Klassiker des Restaurants. Morfin selbst beschreibt seine Küche als „typisch südkalifornisch“. Was das bedeutet, erklärt er: „In Kalifornien kommen viele verschiedene Kulturen zusammen. In Südkalifornien leben vor allem viele Mexikaner. Ich selbst bin nicht in Mexiko geboren. Trotzdem bin ich mit diesem Essen aufgewachsen.“Morfin hat mexikanische Wurzeln. Das steckt auch im Namen des Restaurants: „Das Wort „Chicano“ist eine Art Spitzname für Mexikaner, die in den USA geboren wurden.“
Die mexikanische Küche spiegelt sich auch in den Zutaten. „Ich liebe Koriander oder, auf Spanisch, ,cilantro`, frische Tomaten und Zwiebeln. Die Zutaten haben nicht nur die Farbe der mexikanischen Flagge, es ist auch der Geschmack, der die mexikanischen Menschen am besten repräsentiert“, findet der Koch.
An der Art, wie Morfin vom Essen
spricht, merkt man schnell, dass wahre Leidenschaft dahinter steckt. Seine Gerichte bereitet der Koch alle frisch zu. Das sei ihm wichtig, denn „wenn Teile des Gerichts nicht frisch sind, schmeckt es einfach nicht. Wenn ich zum Beispiel ältere Salsa auf frisches und warmes Fleisch geben würde, würden sofort Bakterien entstehen. Daher muss ich mit frischen Zutaten arbeiten, damit die Lebensmittel nicht schlecht werden, wenn sie mit etwas Warmen kombiniert werden.“
Für seine Leidenschaft ist Ariel Morfin bereit, viel zu geben: „Ich stehe früh auf und fahre einkaufen. Gegen acht Uhr am Morgen bin ich dann hier, räume die Einkäufe ein und bereite erste Dinge zu.“Nach einer kurzen Pause zu Hause geht es zurück ins Restaurant, denn „der Grill muss fast eine Stunde vorheizen, damit er die optimale Temperatur erreicht und ich mit dem Kochen beginnen kann.“
Die langen Arbeitszeiten seien mit das Schwierigste an seinem Beruf, meint Morfin. Das Beste wiederum seien die Gäste und ihr positives
Feedback zum Essen. Darüber freue er sich immer sehr. Doch Ende vorigen Jahres mussten seine Kunden für eine ganze Zeit ohne die hausgemachten Burritos, Tacos und Bowls des Südkaliforniers auskommen. Der Grund: Morfin ist Vater geworden.
Das Familienglück bringt einige Änderungen für das Lokal mit sich. Nun können keine Tische mehr reserviert werden und Gerichte per WhatsApp vorzubestellen und dann abzuholen ist aktuell nicht mehr möglich. Auch einige der beliebten Cocktails kann das kleine Team nicht mehr anbieten. „Unsere hausgemachten Margaritas gibt es aber weiterhin. Wir haben auch Shots und natürlich mexikanisches Bier auf der Karte“, sagt der „Chicano“-Inhaber.
Das Angebot für Veganer und Vegetarier beleibt bestehen. Chef Morfin ist das wichtig: „Wir wollen alle Kunden zufriedenstellen. Es soll nicht eine Person aus einer Gruppe ohne Essen dort sitzen, nur weil er oder sie Veganer ist.“Darin sei auch sein Heimatstaat schon immer
Vorreiter gewesen: „Kalifornien hat schon früh vegane und vegetarische Alternativen angeboten.“Außerdem lasse sich das gut mit der mexikanischen Küche vereinbaren, findet er „Egal, was du kochst, es wird immer Salsa oder Tortillas dazu gereicht. Die kommen auch völlig ohne Fleisch aus.“
Ganz ungetrübt schaut der 41-Jährige jedoch nicht in die Zukunft. Denn derzeit bestehe sein Team ohne Ehefrau Anna nur aus ihm und einer Service-Kraft. „Das macht es hart zu planen. Wir suchen auf jeden Fall motivierte Mitarbeiter, die Lust haben, unser kleines Team zu unterstützen. Wir hoffen, dass wir mit einem etwas größeren Team auch im Sommer wieder unsere Terrasse öffnen können.“
Das Restaurant hat nur an bestimmten Tagen in der Woche geöffnet: Am „Taco Tuesday“(Taco-Dienstag) gibt es die Snacks zu einem speziellen Preis. Ansonsten ist das Restaurant von Freitag bis Sonntag geöffnet, immer von 12 Uhr bis 14.30 Uhr und von 17 Uhr bis 20.30 Uhr.