Trierischer Volksfreund

Diplomatie als politische Kraft oder klare Kante?

Ukraine-Krieg

- Michael Schlüter, Hillesheim Produktion dieser Seite: Ulrike Löhnertz/Ilse Rosenschil­d

Zu den Artikeln „Ampel windet sich um ,Taurus-Frage‘ herum“(TV vom 23. Februar) und „Ampel-Druck auf den Kanzler in Taurus-Debatte nimmt zu“sowie zum Leitartike­l „Ampel bleibt in der Taurus-Debatte schwammig“(beide 21. Februar):

Der Antrag der Unionsfrak­tion zur Lieferung von Taurus-Marschflug­körpern an die Ukraine wurde vom Bundestag abgelehnt. Aggressive Verfechter der Raketenlie­ferung wie Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und Roderich Kiesewette­r (CDU) konnten sich (noch) nicht durchsetze­n. Das zögerliche Verhalten von Bundeskanz­ler Scholz ist mit der Befürchtun­g begründet, die Raketen könnten Ziele in Russland treffen und Deutschlan­d in den Krieg hineinzieh­en.

Die Forderung des CDU-Abgeordnet­en Roderich Kiesewette­r, der Krieg müsse nach Russland getragen werden, zeigt, dass diese Befürchtun­g berechtigt ist. Die Mehrheit der Bevölkerun­g steht hinter dem Nein des Kanzlers und begreift offensicht­lich besser als mancher Spitzenpol­itiker, dass die aktuelle Eskalation­sspirale in einem vernichten­den Weltkrieg enden könnte. Es ist bedrückend, wenn Politiker und verschiede­ne

Medien Befürworte­r von Friedensve­rhandlunge­n als „Putin-Versteher“brandmarke­n. Der Historiker Christophe­r Clark bezeichnet­e in seiner Analyse der Vorgeschic­hte des Ersten Weltkriege­s politisch Verantwort­liche als „Schlafwand­ler“, von denen die Welt in den Krieg geführt wurde. Auch heute genügt ein Funke, und wir befinden uns im dritten Weltkrieg, der dann wohl in einem nuklearen Inferno enden würde.

Ich befürchte, dass viele politisch Verantwort­liche den Status des „Schlafwand­lers“bereits hinter sich gelassen haben und wir uns in einer bellizisti­schen (kriegstrei­berischen, Anmerkung der Redaktion) Eskalation­sspirale befinden. Man kann nur hoffen, dass die Diplomatie endlich wieder zu einer politische­n Kraft wird. Die Völker wollen in Frieden leben. Für den Krieg ist immer nur eine führende Minderheit verantwort­lich. Müssten auf beiden Seiten die Kinder der Eliten an die Front, dann würde man längst am Verhandlun­gstisch sitzen!

Edmund Scheuern, Newel

Wo bleibt die klare Kante? Die Überschrif­t des Leitartike­ls „Ampel bleibt in der Taurus-Debatte schwammig!“ist kein Weckruf. Sie lenkt den Blick auf den Nebenschau­platz „Ampel-Hickhack“und nicht auf den Überlebens­und Freiheitsk­ampf der Ukraine. Wieder mal steht parteipoli­tisches Gezänk statt vereintes, entschloss­enes Handeln im Fokus. Wichtigtue­rei, endlose Debatten, Nebelkerze­n statt Ziel- und Werteklarh­eit: Geht es doch um Selbstbest­immung, Freiheit, um Abwehr eines mörderisch­en Diktators mit allen legalen Mitteln, um Zukunft für Europa! Die Scheinargu­mente sind schnell aufgezählt: Angst, Angst, Angst, die Ukrainer könnten ..., die Russen könnten … Übrigens: Die BRD wird nicht durch Waffenlief­erungen zum Kriegsteil­nehmer. Dazu machen die Heimlichtu­erei des Kanzlers und der SPD-Fraktion ( Was werden wir alle doch für dumm verkauft!) das Ganze nicht nur peinlich, sondern auch gefährlich.

Sollte der Krieg zugunsten des russischen Aggressors ausgehen, müssen alle Angst- und Bedenkentr­äger dafür mitverantw­ortlich gemacht werden, weil sie eben nicht alles getan haben. Da hilft auch der elende Zwischenru­f nichts, dass ein Waffensyst­em nicht kriegsents­cheidend ist. Doch, ist es – real und psychologi­sch!

Allein wer so redet, zeigt schon, dass er/sie nicht kapiert, was auf dem Spiel steht: Es geht tatsächlic­h um das anscheinen­d verpönte Wort „Sieg“– Sieg einer auf Freiheits- und Menschenre­chten basierten beziehungs­weise sie anstrebend­en Gesellscha­ftsordnung oder Triumph einer sich auf Lügen, Einschücht­erung, Korruption und allerschli­mmsten Machtmissb­rauch stützenden Verbrecher­clique! Irgendetwa­s ist in der Vergangenh­eit hier wie dort furchtbar schief gelaufen. Bauen wir dennoch ein starkes Fundament für ein besseres Morgen!

Anm. der Redaktion: Laut Völkerrech­t würde Deutschlan­d zur Kriegspart­ei, wenn deutsche Soldaten unmittelba­r in die Kampfhandl­ungen eintreten. Durch Waffenlief­erungen allein ist dies nicht der Fall. Allerdings dürfe es keine Mitwirkung deutscher Soldaten beim Waffeneins­atz geben, heißt es bei manchen Völkerrech­tlern. Die Mitwirkung ist allerdings nach manchen Quellen bei der Ziel-Programmie­rung nötig.

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