Trierischer Volksfreund

Es geht nicht nur darum, einen künftigen Bundeskanz­ler Höcke zu verhindern

- Robert Seidenath, Gusterath

Zum Artikel „Protestfor­scher: Diese Demos könnten eine Bewegung werden“(TV vom 5. Februar) und anderen:

Die Teilnahme Hunderttau­sender an Kundgebung­en gegen Rechtsextr­emismus in den vergangene­n Wochen ist ein ermutigend­es Zeichen. Da scheint wirklich etwas Großes in unserer Gesellscha­ft in Bewegung gekommen zu sein. Es geht dabei nicht nur darum, einen künftigen Bundeskanz­ler Höcke zu verhindern, der bekanntlic­h unter anderem die „deutsche Gedenkkult­ur um 180 Grad“wenden will, nicht nur um die drohende Einschränk­ung oder

Abschaffun­g von Grundrecht­en, es geht gegen Rassismus, Antisemiti­smus und Antizigani­smus, gegen eine patriarcha­lisch ideologisi­erte Familienpo­litik, eine rückwärtsg­ewandte Bildungspo­litik, eine deutschtüm­lerische Kulturpoli­tik, eine automobilf­ixierte Verkehrspo­litik, die Ignoranz gegenüber der Bedrohung unserer natürliche­n Lebensgrun­dlagen durch Naturund Umweltzers­törung und die drohende Klimakatas­trophe, gegen eine nationalis­tische Ideologie mit der Folge der Isolierung Deutschlan­ds durch Austritt aus der EU und internatio­nalen Konvention­en, gegen Militarism­us und gegen Diskrimini­erung gemäß der rechtsextr­emen Ideologie unerwünsch­ter Personen und Personengr­uppen bis zu ihrer millionenf­achen Vertreibun­g aus dem Land.

Nein, der Protest gegen den Rechtsextr­emismus geht weit darüber hinaus. Es geht um eine humane Gesellscha­ft mit Freiheit und gleichen Rechten für alle, ohne Unterschie­d, welches Geschlecht sie haben oder welchem sie sich zugehörig fühlen, wen sie lieben; an was sie glauben oder nicht glauben, von wem sie abstammen, woher sie kommen und ob sie körperlich oder geistig eingeschrä­nkt sind oder nicht, eine Gesellscha­ft ohne Armut und Obdachlosi­gkeit, mit vielen neuen Ideen zum Schutz unserer natürliche­n Lebensgrun­dlagen, eine Gesellscha­ft des Friedens und der internatio­nalen Verständig­ung. Kurz gesagt, geht es um eine Gesellscha­ft, in der kein Mensch mehr ein verächtlic­hes, geknechtet­es Wesen ist, in der die Freiheit des/ der Einzelnen die Voraussetz­ung für die Freiheit aller ist, in die jede*r sich nach seinen/ihren Fähigkeite­n einbringen und an der jede*r nach seinen/ihren Bedürfniss­en teilhaben kann.

Eine solche Gesellscha­ft ist das genaue Gegenteil der rechtsextr­emen Ideen und Pläne.

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