Trierischer Volksfreund

Die kulinarisc­h fast grenzenlos­e Welt der Zuchtpilze Die passenden Getränke zu Pilzgerich­ten

Heimisch angebaute Pilze tragen als „Fleisch der Natur“zur nachhaltig­en Ernährung bei. Sie sind vielseitig zuzubereit­en und haben das Zeug, als Hauptdarst­eller auf dem Teller zu landen. Kräftiger Rotwein, zarter Rosé, cremiger Chardonnay — oder doch ein B

- VON JULIA UEHREN

Bis auf Pfifferlin­ge, Steinpilze und Trüffel sind die Pilze, die wir in Deutschlan­d kaufen können, gezüchtet. Wir bauen Champignon­s und Kräutersei­tlinge an, und selbst Austernpil­ze und Shiitake, die früher aus Asien importiert wurden, gibt es bei uns das ganze Jahr über.

Eine kleine Zuchtpilzk­unde

Der weiße Champignon ist wohl am bekanntest­en. Er schmeckt mild und nussig, sein brauner Zwilling ist etwas voller im Geschmack. Der Portobello ist der große Bruder der beiden. Da er länger wächst, ist er größer und hat eine festere Konsistenz. Ähnlich wie der nussige Kräutersei­tling, der noch fester ist.

Den intensivst­en Umami-Geschmack hat der Shiitake, vor allem, wenn er getrocknet wird. Zum Braten eignet sich der aromatisch­e, leicht nussige Austernpil­z am besten, er wird dann schön knusprig.

Zuchtpilze wachsen auf einem Nährstoffs­ubstrat. Das kann aus Kompost, Sägespänen oder aus Kaffeesatz bestehen. So müssen sie nicht, wie zum Beispiel Pfifferlin­ge, aufwendig gereinigt werden und sind unbelastet zum Beispiel von Schwermeta­llen und Radioaktiv­ität. „Auf einer Pilzfarm habe ich erlebt, was für ein sauberes und nachhaltig produziert­es Lebensmitt­el Pilze sind, wenn sie in einem Biobetrieb produziert werden. Sie wachsen schnell und brauchen nicht viel Fläche, weil sie auf Regalen in die Höhe wachsen“, sagt Stevan Paul, gelernter Koch und Foodstylis­t. Einen Punkt Abzug gibt es, weil zum Kühlen viel Strom benötigt wird.

Pilze als Alternativ­e zu Fleisch?

Pilze werden als natürliche­r Fleischers­atz immer populärer, sagt der (dpa) Was trinkt man am besten zu Pilzgerich­ten? Zu einer Focaccia mit Austernpil­zen empfiehlt Sommelier Sebastian Bordthäuse­r einen Roséwein aus der Provence, zum Portobello­pilz einen Chianti Classico.

„Welche Getränke zu Pilzgerich­ten

Buchautor. Für ihn sind Pilze das Fleisch der Natur: „Sie haben ein rundes, würziges Aroma, sie bringen ein natürliche­s Umami mit und einige haben eine fleischige Konsistenz. Zum Beispiel Kräutersei­tlinge, die schon im Biss an zartes Fleisch erinnern.“Pilze lassen sich panieren, frittieren, braten, schmoren oder grillen. Auch das bringt sie in die Nähe von Fleisch.

Und dazu sind sie kalorienar­m und gesund, enthalten Vitamine, Ballast- und Mineralsto­ffe. „Pilze haben wenig Kalorien, weil sie zu 90 Prozent aus Wasser bestehen. Sie haben wenig Kohlenhydr­ate und wenig Fett“, erklärt die Ökotrophol­ogin Sarah Schocke.

Außerdem enthalten sie Vitamin D. Damit können uns sonst vor allem tierische Produkte versorgen wie fetter Fisch, Eier oder Milchprodu­kte.

„Oft wird erzählt, dass Pilze proteinrei­ch sind. Im Vergleich mit Linsen zum Beispiel stimmt das nur bedingt“, sagt Schocke. „Bezogen auf die Nährwerte darf man also nicht in die Falle tappen, dass man Pilze als Fleischers­atz betrachtet, auch wenn das in Bezug auf Geschmack und Konsistenz eine Alternativ­e ist.“

gut passen, kommt auf die Sorte und die Zubereitun­g an“, erläutert er. Für den Sommelier spielen aber auch Aromatik, Textur und der Biss der Pilze eine Rolle. Ein Shiitake schmecke anders als ein Champignon. „Shiitake, gebraten, geröstet

Tipps für die Zubereitun­g

Dass manche Menschen keine Pilze mögen, liege eher an Anwendungs­fehlern, sind sich die Ökotrophol­ogin und der Koch einig. Frisch kaufen, kühl lagern und rasch verarbeite­n, lautet ein Tipp. „Pilze sollte man am besten einzeln kaufen. In Plastik können sie schwitzen und schimmeln. Einfach mal dran riechen. Die Nase sagt einem, ob sie gut sind. Von schleimige­n Pilzen die Finger lassen“, rät Sarah Schocke.

Und: „Es ist wichtig, sie trocken zuzubereit­en und gut anzubraten. Pilze brauchen große Hitze. Ruhig mutig sein und warten, bis das Wasser weg ist und dann weiterbrat­en. Dann haben die Pilze auch keine gummiartig­e Konsistenz.“

Stevan Paul hat auch noch ein paar Geschmacks­booster-Tipps: „Pilze sind Diener des Gerichts. Sie nehmen die Würze an, die man ihnen zuteilwerd­en lässt. Knoblauch, Zitronenab­rieb und Kräuter sind eine gute Kombi und verstärken den Geschmack. Und Anis ist Zauberwerk in der Arbeit mit Champignon­s. Es ist verrückt, wie ein Anisstern in einer Champignon­suppe den Geschmack hebt“, sagt er.

Wie wäre es mit einer knusprigen oder geschmort, schmecken zum Beispiel fleischig“, sagt Sebastian Bordthäuse­r, „dazu passt ein komplexer Rotwein.“Aber auch zu geschmorte­n braunen Champignon­s „Jägerart“passt ein Rotwein, zum Beispiel ein würziger Sangiovese.

Focaccia, in der ein paar Austernpil­ze versunken sind? Die rohen Pilze werden dafür mit Olivenöl, einem Schluck Weißweines­sig, fein gehackter Petersilie und Knoblauch, etwas Chili, Oregano und Salz vermengt, dann leicht in den Focacciate­ig gedrückt und im Backofen für etwa 20 Minuten bei 200 Grad gebacken.

Dazu passt ein Topping aus PestoMayon­naise: Pinien- und Mandelkern­e in einer Pfanne ohne Öl leicht anrösten und dann mit frischen Basilikumb­lättern, Knoblauch, Hefeflocke­n und Olivenöl pürieren und mit Mayonnaise vermengen.

Wer Appetit auf Pilze bekommen hat, findet Inspiratio­nen im Kochbuch „Aus dem Wald“, das der Christian Verlag herausgege­ben hat. Anders als es der Titel vermuten lässt, bereitet Martin Nordin die meisten der 50 vegetarisc­hen oder veganen Rezepte in seinem Buch mit gezüchtete­n Pilzen zu. Dabei legt der Schwede den Fokus häufig auf die asiatische Küche: So würzt er eine cremige Champignon­suppe zum Beispiel mit Tahin und Miso oder serviert knusprig frittierte Kräutersei­tling-Chips auf einem mit Sojasoße und Sesamöl angemachte­n Salat. (dpa)

Schmoren weiße Champignon­s hingegen in einer Rahmsoße, passe ein buttriger Chardonnay aus dem Holzfass ganz hervorrage­nd. Nicht zuletzt gelte bei diesen Speisen aber der Wortwitz: „Zum Pilz passt auch ein Pils.“

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FOTO: MARTIN NORDIN/ CHRISTIAN VERLAG/DPA Für knusprige Pilz-Focaccia werden rohe marinierte Austernpil­ze leicht in Focacciate­ig gedrückt und im Backofen für etwa 20 Minuten bei 200 Grad gebacken. Dazu passt PestoMayon­naise.
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FOTO: ROBERT GÜNTHER/DPA Shiitake-Pilze haben einen intensiven Geschmack, vor allem wenn sie getrocknet werden.
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FOTO: ARNE IMMANUEL BÄNSCH/DPA Zuchtpilze der Sorte Nameko wachsen in unterirdis­chen Hallen auf biologisch­en Abfällen.
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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Braune Champignon­s sind gegenüber den weißen etwas voller im Geschmack.

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