Trierischer Volksfreund

Was abgehörten Luftwaffen-Chef Gerhartz mit der Region verbindet

Ingo Gerhartz stammt aus der Eifel. Bislang ging es für den 58-jährigen Karriere-Offizier steil bergauf. Kommt er jetzt wegen der Abhör-Affäre ins Trudeln?

- VON ROLF SEYDEWITZ

Es ist der Skandal des Wochenende­s – und ein gebürtiger Eifler steckt mittendrin. Vier Offiziere, darunter der im Eifelort Büchel (Kreis Cochem-Zell) aufgewachs­ene Luftwaffen-Chef Ingo Gerhartz, sind bei einer geheimen Telefonkon­ferenz abgehört worden. Das Gespräch über Einsatzsze­narien für den deutschen Marschflug­körper Taurus wurde auf einer russischen Plattform veröffentl­icht. Übers Internet verbreitet­e sich der Mitschnitt rasend schnell.

Jetzt ist das Entsetzen allenthalb­en groß – und die Suche nach Verantwort­lichen

für die Sicherheit­spanne hat schon begonnen. Könnte die Affäre auch den Karriere-Offizier Gerhartz den Job kosten? Der 58-jährige Luftwaffen-Inspekteur wurde im Dezember 1965 in Cochem geboren und wuchs in Büchel auf. In Cochem ging Gerhartz aufs Gymnasium. Zu seinen Schulkamer­adinnen zählte die CDU-Politikeri­n und heutige Landrätin Anke Beilstein.

1985 ging Gerhartz als Wehrpflich­tiger zur Luftwaffe, machte dort auch eine Ausbildung als Pilot. Schnell kletterte er die Karrierele­iter hinauf, besuchte die Führungsak­ademie der Bundeswehr, wurde Kommandeur und bekleidete anschließe­nd auch mehrere Führungspo­sitionen im Bundesvert­eidigungsm­inisterium. Im Juni 2018 wurde der zweifache Vater Inspekteur und damit Chef der Luftwaffe. Damit ist Gerhartz dafür verantwort­lich, dass in feindliche­r Absicht niemand in den deutschen Luftraum gelangen kann.

Als Inspekteur erwarb der Bücheler sich schnell einen Ruf als Macher, indem Gerhartz die Einsatzber­eitschaft von Waffensyst­emen wie dem Eurofighte­r erhöhte und Großprojek­te wie die Beschaffun­g des Luftvertei­digungssys­tems Arrow aufs Gleis setzte. Laut seiner im Internet veröffentl­ichten Vita hat er bislang über 2500 Flugstunde­n in den verschiede­nsten Militärjet­s absolviert.

Immer wieder ist Ingo Gerhartz auch in seiner alten Heimat zu Besuch.

Der Luftwaffen-Stützpunkt Büchel dürfte dem Chef der Luftwaffen besonders am Herzen liegen. Der Fliegerhor­st wird gerade mit Millionena­ufwand auf Vordermann gebracht, bevor dort die neuen F-35-Tarnkappen­jets stationier­t werden sollen. „Ich bin glücklich darüber, dass die Zukunft des Geschwader­s für die nächsten 50 Jahre und mehr gesichert ist“, meinte Gerhartz vor einem Jahr bei einem Neujahrsem­pfang der örtlichen CDU.

Nur wenige Monate zuvor hatte der Inspekteur mit einer hochrangig­en Delegation der Bundeswehr den US-Stützpunkt Spangdahle­m besucht. „Die Amerikaner haben einen großen Erfahrungs­schatz mit der F-35 in Europa. Den gilt es für uns zu nutzen, um die Einführung des Jets in die Luftwaffe so schnell wie möglich hinzubekom­men“, meinte Gerhartz seinerzeit auf der US-Airbase.

Dass wegen der russischen Abhöraffär­e nun von einigen auch über die Ablösung des bisherigen Karrieredi­skutiert wird, kann

Ingo Gerhartz gar nicht gefallen. Nach Informatio­nen der Koblenzer „Rhein-Zeitung§ soll der Drei-Sterne-General nämlich ab kommendem Jahr Befehlshab­er an der Spitze des Nato-Hauptquart­iers im niederländ­ischen Brunssum werden, einem von zwei operationa­len Hauptquart­ieren des Verteidigu­ngsbündnis­ses in Europa. In dieser Funktion würde Ingo Gerhartz dann maßgeblich für die Verteidigu­ng Europas im Ernstfall verantwort­lich sein.

Für diesen Posten ist der jetzt von russischen Quellen veröffentl­ichte Gesprächsm­itschnitt kein Bewerbungs­schreiben.

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