Sediert, erdrosselt und verscharrt: Ein spektakulärer Kriminalfall
Französische Ermittler finden 2001 in der Provence die sterblichen Überreste eines Unbekannten. Die Spur führt in die Eifel. Wie Ermittler im Rückblick das Verbrechen einordnen.
der spektakulärsten Kriminalfälle der Region Trier gerät in den nächsten Tagen noch einmal in den Fokus der Öffentlichkeit: Die ZDF-Sendung Aktenzeichen gelöst berichtet am Mittwochabend (20.15 Uhr) über ein Gewaltverbrechen, das beinahe nie entdeckt worden wäre. Und die Schilderung des Falls erschien zunächst so, dass die ermittelnden Polizisten anfangs eher an einen schlechten Scherz dachten als an ein reales Verbrechen.
Letztendlich stellte sich aber heraus, dass die Mitte 30-jährige Frau seinerzeit tatsächlich die Wahrheit gesagt hatte, als sie den Beamten auf der Bitburger Polizeiinspektion im März 2005 die sechs Jahre zurückliegende Ermordung des eigenen Vaters beichtete. Der Mann galt offiziell nicht als verstorben, nicht einmal als vermisst. Seine Rente in Höhe von 1560 Euro floss weiter, obwohl der Mann schon lange das Zeitliche gesegnet hatte; erwürgt von der eigenen Tochter, nachdem die Ehefrau ihrem tyrannischen Mann monatelang heimlich ein starkes Beruhigungsmittel ins Essen gemischt hatte.
Kriminalpsychologin erklärt Hintergründe der Tat Nach Ansicht der Kölner Kriminalpsychologin Lydia Benecke wollte die Tochter einerseits den qualvollen Zustand ihres Vaters beenden und andererseits die Erwartung ihrer Mutter erfüllen. „Sie redete sich ein, dass ihn zu töten die für alle beste Lösung wäre“, sagte die Expertin unserer Redaktion. Hierbei habe es sich um eine sogenannte kognitive Verzerrung gehandelt, also ein Gedankenkonstrukt zur Rechtfertigung
der eigenen Tat. Die Hintergründe des Kriminalfalls, das Auffinden der sterblichen Überreste des Ermordeten in Südfrankreich und die Verurteilung der beiden Frauen am Ende eines aufsehenerregenden Prozesses in Trier werden in der Aktenzeichen-Sendung beleuchtet.
Dabei wird das Gewaltverbrechen auch im Film noch einmal nachgestellt, wie ein Sprecher der Produktionsfirma unserer Redaktion sagte. Expertin Lydia Benecke wird den Fall im Studio mit Moderator Rudi Cerne analysieren.
Laut der Kriminalpsychologin hätte die Tochter ihrer Mutter auch vermitteln können, dass sie sich durch eine Scheidung aus der unglücklichen Ehesituation lösen könnte und die Verbesserung ihrer Lebensqualität durch diese Entscheidung zweifellos mögliche Konflikte im Rahmen des Scheidungsverfahrens
und auch finanzielle Einbußen wert wäre. „Mutter und Tochter haben hier sowohl unabhängig voneinander als auch gemeinsam falsche Entscheidungen getroffen, was letztendlich zu der Tat führte“, so Benecke.
Auch der Trierer Oberstaatsanwalt Eric Samel, der im Prozess die Anklage vertrat, erinnert sich noch heute an den lange zurückliegenden Fall. „Es ist schon mehr als ungewöhnlich, dass ein Täter selbst zur Polizei geht, um sich eines Tötungsdeliktes zu bezichtigen“, sagt Samel unserer Redaktion. Hinzu komme, dass beide Täterinnen die Leiche über 1000 Kilometer weit transportiert hätten, um alle Spuren zu verwischen. Das letzte Puzzleteil für die spätere Verurteilung war dann das toxikologische Ergebnis, erinnert sich der Trierer Oberstaatsanwalt.