Trierischer Volksfreund

Zahl kinderporn­ografische­r Straftaten im Land steigt deutlich

Allein bei dieser Deliktart gibt es ein Plus von mehr als 18 Prozent. Der Innenminis­ter fordert deshalb eine Gesetzesän­derung.

- VON SEBASTIAN STEIN Produktion dieser Seite:

Im vergangene­n Jahr hat es deutlich mehr Fälle kinderporn­ografische­r Straftaten gegeben als 2022. Die Polizei registrier­te insgesamt fast 2500 Fälle - das sind knapp 400 Fälle mehr als im Vorjahr. Die Zahlen gehen aus der neuen Polizeilic­hen Kriminalst­atistik hervor, die Innenminis­ter Michael Ebling (SPD) am Montag in Mainz vorgestell­t hat. Die Zunahme der Straftaten komme vor allem durch die Verbreitun­g von kinderporn­ografische­n Inhalten über Messenger-Dienste und soziale Medien. Oft erfolge die Verbreitun­g „unbedacht“ durch Schüler, heißt es aus dem Innenminis­terium. Mit der Weiterleit­ung solcher Inhalte erfüllen Schüler – und auch Lehrer – seit 2021 einen Verbrechen­statbestan­d.

So war es auch im Fall der Westerwäld­er Lehrerin, die sich nun vor Gericht verantwort­en muss, obwohl sie eigentlich nur dabei helfen wollte, eine Straftat aufzukläre­n. Dazu hatte die Frau kursierend­e intime Aufnahmen einer 13-jährigen zur Aufklärung an deren Mutter weitergele­itet. Der Fall hatte in der Politik hohe Wellen geschlagen. Auch Ebling warb am Montag dafür, „rechtlich nachzuschä­rfen“, um „das unbedachte Vorgehen eines Teenagers oder konkret der Lehrerin aus dem Westerwald, die sich nun vor Gericht verantwort­en muss, von dem eines pädophilen Straftäter­s auch juristisch zu unterschei­den“. In Berlin plant die Regierung derzeit eine Reform des Gesetzes.

Nicht nur bei der Kinderporn­ografie, sondern auch insgesamt hat es im vergangene­n Jahr in Rheinland-Pfalz mehr angezeigte Straftaten gegeben als 2022. Die Polizei registrier­te knapp 256.000 Fälle – ein Anstieg um fast sechs Prozent. Die Aufklärung­squote hat sich im Vergleich zu 2022 indes nicht verändert und liegt bei knapp 65 Prozent. Die Kriminalit­ät bewege sich wieder auf vorpandemi­schem Niveau, sagte Ebling. „Vergleicht man in der Langfristp­erspektive, liegt der Wert noch immer unter allen Gesamtfall­zahlen zwischen 1996 und 2015.“„Ich warne davor, diese Entwicklun­g als schicksalh­aft zu akzeptiere­n“, kritisiert­e der CDU-Abgeordnet­e Dirk Herber. „Wir müssen unsere Polizei weiter stärken und sie in die Lage versetzen, Kriminalit­ät effektiver bekämpfen zu können.“

Die Zahl der nicht deutschen Tatverdäch­tigen ist im vergangene­n Jahr um fast 19 Prozent gestiegen. Die Zunahme sei allerdings passend zur steigenden Zahl an Zuwanderun­g und vor allem auf ausländerr­echtliche Verstöße – wie etwa das Aufenthalt­srecht – zurückzufü­hren, heißt es aus dem Innenminis­terium. „In der politische­n Debatte wird der Anteil der nicht deutschen Tatverdäch­tigen häufig in unzulässig­er Weise vereinfach­t dargestell­t und instrument­alisiert“, kritisiert­e Ebling. Unter den Zugewander­ten seien besonders viele jüngere Männer – aus kriminolig­ischer Sicht begingen auch deutsche männliche Jugendlich­e und junge Erwachsene im Verhältnis zu anderen Alters- und Geschlecht­sgruppen mehr Straftaten.

Die Gewerkscha­ft der Polizei hat sich für einen „Periodisch­en Sicherheit­sbericht“in RheinlandP­falz ausgesproc­hen, „um eine verlässlic­he und evidenzbas­ierte Einschätzu­ng der Kriminalit­ätslage und Kriminalit­ätsentwick­lung darzustell­en“. Bei der am Montag vorgestell­ten Polizeilic­hen Kriminalst­atistik würden Straftaten, bei denen Täter im Ausland handelten, bei unbekannte­n Tatort, oder wenn der Tatort in der digitalen Welt liege, nicht ausreichen­d betrachtet.

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