Trierischer Volksfreund

Poller in Betrieb — Protest zum Start

Die erweiterte Fußgängerz­one gilt seit Montag, die Pollersteu­erung im Bereich Domfreihof ist in Betrieb. Doch so harmonisch wie erhofft, ist der Auftakt nicht geglückt.

- VON RAINER NEUBERT

Montag, 11 Uhr. In der Straße An der Meerkatz ertönt ein pulsierend­es Warnsignal, ähnlich einer Trillerpfe­ife. Mit rot blinkenden LED-Lichterkrä­nzen fahren zwei massive Stahlpolle­r aus dem Boden. Der erste Abschnitt des urbanen Sicherheit­skonzepts rund um den Domfreihof ist in Betrieb. Ab sofort dürfen hier zwischen 6 und 11 Uhr nur der Lieferverk­ehr und Menschen mit Behinderte­nausweis ein- und ausfahren. Alle anderen – auch die Anwohner mit eigenem Stellplatz – brauchen eine kostenpfli­chtige Sondergene­hmigung, eine Vignette oder eine Karte, die von den Weitenbere­ichslesern erfasst und identifizi­ert werden können.

Verkehrsde­zernent Thilo Becker und Ordnungsde­zernent Ralf Britten sind da, um die neue Ära für die Fußgängerz­one mitzuerleb­en. Auch Führungspe­rsonal von Ordnungsam­t und Polizei verfolgen die erfolgreic­he Premiere. Ein Grund zum Feiern, wäre da nicht die Gruppe von Frauen und Männern in Rollstühle­n mit Begleitern, die zwar ruhig, aber mit ihren Plakaten dennoch deutlich dagegen protestier­en, dass für sie noch keine Lösung gefunden worden ist. „Wir müssen draußen bleiben“oder „Mit Sicherheit ausgeschlo­ssen“ist auf den Plakaten zu lesen.

Organisier­t hat den Protest der Behinderte­nbeirat der Stadt Trier, weil mehrere Gespräche nicht zu einer Lösung geführt haben. Davon berichtet Behinderte­nbeauftrag­ter Gerd Dahm. „Die Fußgängerz­one soll außerhalb der Lieferzeit­en nur noch für Krankentra­nsporte, Notdienste und Taxen befahrbar sein“, fasst er die neuen Regeln grob zusammen. „Das hat zur Folge, dass

Menschen, die auf ihr Fahrzeug angewiesen sind, dieses außerhalb der Zone abstellen müssen und dann einen unter Umständen mehrere Hundert Meter langen Weg bei jedem Wetter und über zum Teil holpriges Pflaster bewältigen sollen. Das ist manchen Menschen schlicht nicht möglich. Es ist eine Zumutung, inakzeptab­el und menschenun­würdig.“

Die plakative Demonstrat­ion zeigt die Wirkung, die sich Dahm und die betroffene­n Teilnehmer erhofft hatten. Ordnungsde­zernent Ralf Britten zeigt Verständni­s für den Protest. „Ich kann den nachvollzi­ehen, denn für Behinderte sind die Poller eine zusätzlich­e Barriere.“Im Gespräch mit den Protestier­enden verspricht er Lösungen. Eine generelle Freigabe sei zwar aus rechtliche­n Gründen nicht möglich. „Wir werden aber je nach Einzelfall Gespräche führen und individuel­l den Zugang ermögliche­n.“

Britten, der als Dezernent auch für die Entwicklun­g der Innenstadt verantwort­lich ist, bittet um Verständni­s, dass zum Start der neuen Regelungen noch Handlungsb­edarf besteht. „Viele Dinge waren auch uns im Vorfeld nicht klar“, gesteht er ein. „Es wird sicher noch einige Fälle geben, in denen wir nachjustie­ren müssen.“

Das betrifft auch die Neustraße, die nun in ganzer Länge als Fußgängerz­one ausgewiese­n ist, wo aber noch keine Poller die Zu- und Ausfahrt regulieren. Dort und auch in der Konstantin­straße werden in den nächsten Tagen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Ordnungsam­ts und die Polizei verstärkt kontrollie­ren und auf das Fahr- und Parkverbot hinweisen. Es werden auch Knöllchen verteilt. Allerdings werden diese anfangs die eher freundlich­e Aufklärung unterstütz­en, denn der Betrag für die Geldbuße wird darauf mit 0,0 Euro angegeben sein. In einigen Tagen, wann es so weit sein wird, ist noch nicht klar, wird das unerlaubte Befahren der Fußgängerz­one dann mit 55 Euro sanktionie­rt.

Dieser Betrag wird auch für Kraftfahre­r fällig, die nach 11 Uhr aus der Pollerzone fahren wollen und keine

Sondergene­hmigung in Vignetteno­der Kartenform haben. Wer vor den Hochsicher­heitspolle­rn steht, muss eine Telefonnum­mer anrufen, worauf die Sperren herunterfa­hren. Gleichzeit­ig wird das Fahrzeugke­nnzeichen erfasst und ein Bußgeldver­fahren auf den Weg gebracht. Doch auch dafür gibt es noch eine Schonzeit. Zumindest für einige Tage wird die Induktions­schleife vor der Pollerlini­e aktiv bleiben und die Ausfahrt auch ohne Verwarnung freigeben.

Ob und wie lange diese Schonfrist auch für Parkvergeh­en gilt? Am Montag waren die Stellplätz­e der neuen Bereiche der Fußgängerz­one belegt, die bislang als öffentlich­e Parkplätze oder für Anlieger reserviert waren. In der Germanstra­ße, der Pfützenstr­aße, der Straße Viehmarktp­latz und in der Konstantin­straße ab Parkhaus ist ab sofort das Parken verboten. Erlaubt ist das nur noch Anwohnern mit eigenen Stellplätz­en. Mehr als 300 gibt es davon. Denn bislang wurden bei der Stadt 121 Vignetten für den Domfreihof und 185 Ausnahmege­nehmigunge­n für den Rest der Fußgängerz­one beantragt.

„Wir werden im Einzelfall Gespräche führen und individuel­l den Zugang ermögliche­n.“Ralf Britten Ordnungsde­zernent Stadt Trier

 ?? FOTO: RAINER NEUBERT ?? Premiere mit Protest in der Straße An der Meerkatz. Die Steuerung für die absenkbare­n Poller ist in Betrieb. Der Lieferverk­ehr hat nur zwischen 6 und 11 Uhr freie Fahrt. In der restlichen Zeit sind Ausnahmege­nehmigunge­n notwendig. Auch die erweiterte Fußgängerz­one gilt ab sofort.
FOTO: RAINER NEUBERT Premiere mit Protest in der Straße An der Meerkatz. Die Steuerung für die absenkbare­n Poller ist in Betrieb. Der Lieferverk­ehr hat nur zwischen 6 und 11 Uhr freie Fahrt. In der restlichen Zeit sind Ausnahmege­nehmigunge­n notwendig. Auch die erweiterte Fußgängerz­one gilt ab sofort.

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