Eine absehbare Blamage
Wer Wetten darauf abschließen will, dass es noch viele Diskussionen zu der erweiterten Fußgängerzone und der Reglementierung durch Poller im Bereich Domfreihof und später für den gesamten Stadtkern geben wird, wird keinen zu großen Gewinn erwarten können. Schon zum offiziellen Auftakt mit den beiden zuständigen Dezernenten zeigte sich reichlich Gesprächsbedarf. Wer darf einfahren? Wie komme ich nach 11 Uhr wieder raus? Und warum gibt es für besonders stark gehbehinderte Menschen außerhalb der definierten Lieferzeit von 6 bis 11 Uhr keine Regelung?
Unabhängig davon, dass trotz zahlreicher Beiträge im Volksfreund und in den sozialen Medien viele Betroffene erst jetzt realisieren, dass sie agieren müssen, Ausnahmegenehmigungen beantragen sollten und nicht mehr wie bisher bedenkenlos und ohne drohende Sanktionen in die für Kraftfahrzeuge gesperrten Straßen und Bereiche fahren dürfen: Einige Konflikte hätte auch die Stadt bereits im Vorfeld abräumen können.
Warum müssen Rollstuhlfahrer öffentlichkeitswirksam protestieren, bevor sie von oberster Verwaltungsebene die Zusage erhalten, dass zeitnah Lösungen gefunden werden? Das Rathaus Trier schreibt sich auf die Fahne, Inklusion zu leben. Wie kann es dann sein, dass außergewöhnlich schwer gehbehinderte Menschen nicht bereits beim Start des urbanen Sicherheitskonzepts eine Zufahrtsberechtigung haben. Sie darauf zu verweisen, dass sie ja mit dem Taxi fahren könnten, ist ein schlechter Scherz. Denn das wäre aus finanzieller Sicht eine Diskriminierung. Zudem sind normale Taxis nicht in der Lage, zum Beispiel einen schweren Elektrorollstuhl
zu transportieren, auf den diese angewiesen sind.
Es geht – wohlgemerkt – nicht um jeden Rolli, sondern nur um jene, die nicht in der Lage sind, alleine von den Behindertenplätzen am Rand der Fußgängerzone, zum Beispiel über den Domfreihof, zur Volkshochschule zu kommen.
Sollte die Straßenverkehrsordnung tatsächlich für Fußgängerzonen keine Ausnahmen außerhalb der Lieferzeiten zulassen, müssen sich kreative Lösungen finden. Alles andere wäre eine Blamage.