Trierischer Volksfreund

Feinde im eigenen Team bei Red Bull?

Was ist bloß bei Red Bull los? Droht womöglich der Weggang von Max Verstappen? Klar ist, auch diese Renn-Woche wird unangenehm.

- VON JENS MARX Produktion dieser Seite: Stefan Strohm

(dpa) Ein wütender Vater, gespaltene Lager und mittendrin der derzeit überragend­e Pilot der Formel 1, der für manche schon nach dem Auftakt in Bahrain als erneuter Weltmeiste­r feststeht. Ausgerechn­et Max Verstappen gerät beim Zoff um Teamchef Christian Horner in die Wirren eines scheinbar bereits eskalierte­n Machtkampf­es bei Red Bull. Das nächste Kapitel droht in dieser Woche vor dem Großen Preis von Saudi-Arabien.

Wer sind die beiden Lager?

Auf der einen Seite steht Horner, 50 Jahre alt, Brite, Teamchef seit dem Einstieg von Red Bull 2005. Keiner, der Konflikten aus dem Weg geht. Horner weiß, wie Politik in der Motorsport-Königsklas­se gemacht wird. Er war Trauzeuge des jahrelange­n ehemaligen und supermächt­igen Formel-1-Geschäftsf­ührers Bernie Ecclestone und wurde früher auch schon mal als dessen Nachfolger gehandelt. Unterstütz­t wird Horner dem Vernehmen nach von den thailändis­chen Mehrheitse­ignern von Red Bull. Milliardär

Chalerm Yoovidhya reiste mit Gattin am Wochenende sogar eigens nach Bahrain – durchaus ein Zeichen, so oft war er nicht bei einem Rennen.

Auf der anderen Seite bilden Red Bulls Motorsport­berater Helmut Marko und auch die Verstappen­s das gegnerisch­e Lager. Marko, 80 Jahre alt und ebenfalls seit dem Einstieg dabei, war ein enger Vertrauter des im Oktober 2022 gestorbene­n Red-Bull-Gründers Dietrich Mateschitz. Marko ist auch der Talentesic­hter und -förderer von Red Bull. „Die Schule des Doktors“, titelte das Hausmagazi­n einmal: Sebastian Vettel und Verstappen gingen durch die harte Lehre beim promoviert­en Rechtswiss­enschaftle­r. Auch Marko kennt sich im Mikrokosmo­s Fahrerlage­r

bestens aus, auch er weiß, welche Manöver was bewirken.

Warum eskaliert es jetzt?

Schon im vergangene­n Jahr war von einem Machtkampf die Rede. Horner wollte Marko angeblich loswerden. Nach dem Tod von Mateschitz soll er versucht haben, seinen Machtberei­ch zu vergrößern. „Ich habe einen Vertrag bis Ende 2024, und am Ende ist es die Entscheidu­ng der Shareholde­r, nicht die von Christian Horner, und letztendli­ch entscheide ich über mich“, betonte Marko damals. Das Team fährt zwar mit einer österreich­ischen Lizenz, Heimat ist aber Milton Keynes in England, nicht weit weg von Horners Wohnsitz. Nachdem Horner sich dem Vorwurf einer Mitarbeite­rin

ausgesetzt gesehen hatte, dieser aber nach einer externen Untersuchu­ng abgewiesen worden war, scheinen seine Gegner die ohnehin weiter heikle Lage zu nutzen. Zwei E-Mails, die anonym unter anderem an Teamchefs und Verantwort­liche der Formel 1 sowie des Automobilw­eltverband­es verschickt worden waren, ließen die Angelegenh­eit um angeblich unangemess­enes Verhalten Horners mehr denn je hochkochen. Laut Jos Verstappen ist das Team gar kurz vor der Explosion.

Welche Rolle spielt Max Verstappen?

Einem Bericht der britischen BBC zufolge soll Fia-Boss Mohammed Ben Sulayem in Bahrain Verstappen um öffentlich­e Unterstütz­ung für Horner gebeten haben. Der 26

Jahre alte dreimalige Weltmeiste­r hatte sich zuvor nicht gegen seinen Teamchef ausgesproc­hen, seine Worte hatten aber auch eher Züge gebremster Rückendeck­ung. Max Verstappen ist auch das Druckmitte­l seines Vaters. Ein vorzeitige­r Weggang wäre für das Team ein Totalschad­en, sowohl vom Image als auch sportlich. Sein Vertrag ist bis Ende 2028 gültig. Dass sich Vater Jos in Bahrain einmal mit MercedesTe­amchef Toto Wolff unterhielt, ließ die Fantasie vieler aufblühen. Nach dieser Saison wird beim deutschen Werksteam das Cockpit von Lewis Hamilton frei, er wechselt zu Ferrari.

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