Trierischer Volksfreund

Traditions­gaststätte Kenner Wirtshaus: Neuer Besitzer gesucht

Schon wieder wird eine seit Jahrzehnte­n bestehende Traditions­gaststätte verkauft. Der Verkauf des Kenner Wirtshause­s hat jedoch nichts mit der allgemeine­n Krise in der Gastronomi­e zu tun. Was sind die Hintergrün­de?

- VON MONIKA TRAUT-BONATO

Die Ortsgemein­de Kenn, auch als Tor zur Römischen Weinstraße bezeichnet, ist infrastruk­turmäßig gesehen gut ausgestatt­et mit Kindertage­sstätte und Grundschul­e, Einkaufsge­legenheite­n wie Bäckerei, Metzgerei, Modegeschä­ft, direkter Autobahnan­bindung, regelmäßig verkehrend­en Bussen und vermutlich demnächst wieder einem großen Einkaufsze­ntrum. Denn für den früheren Real-Markt in Kenn gibt es jetzt konkrete Pläne. Nicht ganz so rosig sieht es in der Gastronomi­e aus – wer zurzeit im

Ort speisen möchte, für den gibt es nicht viele Optionen – nur das Restaurant Kenner Treff, bekannt für seine große Schnitzela­uswahl, hat aktuell geöffnet.

Dass die Gastronomi­e allgemein in der Krise steckt, ist kein Geheimnis. Immer mehr Arbeitskrä­fte kehren ihr den Rücken. Wegen Personalma­ngels müssen immer mehr Restaurant­s und Kneipen ihre Angebote verkleiner­n, Öffnungsze­iten kürzen oder sie schließen ganz. Nicht nur die Corona-Krise hat die deutsche Gastronomi­e stark in Mitleidens­chaft gezogen, zu allem Überfluss kam dann für die Gastronomi­e ab 2024 eine Erhöhung der Mehrwertst­euer auf Speisen von sieben auf 19 Prozent. Nun soll auch das bekannte Kenner Wirtshaus – in bester Lage, günstig gelegen an der L 145 und am Radweg Trier-Schweich – verkauft werden, aber die Gründe sind andere.

Das um 1900 errichtete Massivhaus wurde im Laufe der letzten Jahre fortlaufen­d erweitert, umgebaut und modernisie­rt, 2017 ein Wintergart­en errichtet. Seit 2008, als der damalige Eigentümer es nach umfangreic­her Sanierung wieder eröffnete, war es zum beliebten Treffpunkt für Gäste aus

Kenn und der näheren Umgebung geworden. Das Restaurant mit beschattet­er Außenterra­sse war bekannt für seine gute bürgerlich­e Küche und seinen beliebten Mittagstis­ch – es hatte viele Stammkunde­n. Im Sommer kehrten stets viele Radfahrer ein, denn es liegt genau an der Radstrecke zwischen Schweich und Trier. Die letzte Pächterin, Petra Schwarz, hat mittlerwei­le den Isseler Hof in Schweich übernommen.

725.000 Euro soll das ehemalige Wirtshaus in Kenn kosten

Seit rund einem Jahr ist das Wirtshaus in Kenn nun geschlosse­n und steht über einen Makler im Internet zu einem Kaufpreis von 725.000 Euro. Trauriger Hintergrun­d: Der ehemalige Eigentümer, für den das Objekt in Kenn immer etwas ganz Besonderes war, ist vor einem Jahr gestorben. Seine Familie, die nicht in die Gastronomi­e eingebunde­n ist, möchte die Immobilie daher auch nicht verpachten, sondern verkaufen. Sie wünscht sich – im Sinne des Verstorben­en –, dass dort noch einmal schöne Gastronomi­e reinkommt. „Es ist noch alles vorhanden und vor Ort, inklusive der Inneneinri­chtung“, sagt sie gegenüber dem Trierische­n Volksfreun­d. Der Verkauf läuft über ein regionales Maklerbüro. Die Familie hofft, dass auch hier bald Bewegung reinkommt, so wie bei dem ehemaligen Real-Markt, wo sich ja nun offensicht­lich neue Türen auftun.

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FOTO: MONIKA TRAUT-BONATO Seit rund einem Jahr ist das Wirtshaus in Kenn geschlosse­n und steht über einen Makler im Internet zu einem Kaufpreis von 725.000 Euro.

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