Warum riecht das Trinkwasser nach Chlor?
Mehrere Facebook-Nutzer haben sich kürzlich gewundert, als sie den Wasserhahn aufdrehten. Denn das Wasser roch nach Chlor. Der Volksfreund hat bei den Werken nachgehört, wieso das so war.
Es war ein Saarburger, genauer ein Beuriger, der vor wenigen Wochen mit einem Post auf der Internet-Plattform Facebook eine kleine Diskussion lostrat.
Er schrieb: „Hat jemand in Beurig das gleiche Problem, das Wasser aus der Leitung riecht und schmeckt nach Chlor!“Eine Frau aus dem gleichen Stadtteil meldete, dass es bei ihr „wie immer“schmecke. Zwei andere Diskussionsteilnehmer gaben hingegen an, dass die Flüssigkeit aus dem Hahn auch bei ihnen nach Chlor rieche. Die beiden kamen aus Merzkirchen und Wincheringen.
Die Frau aus Wincheringen stellte noch fest, dass dies in letzter Zeit oft der Fall sei. Dann gab es noch den Hinweis, sowas im Zweifelsfall dem zuständigen Wasserwerk zu melden. Und einer, der es besser weiß, meinte: „Chlor kann man nicht schmecken. Nur riechen.“Das war's. Mehr hatte die Schwarmintelligenz an diesem Tag nicht zu bieten oder der nächste Eintrag bekam schon wieder mehr Aufmerksamkeit.
Der Volksfreund hat sich auch gefragt, was da los war, und hat bei der Verwaltung der Verbandsgemeinde ( VG) Saarburg-Kell nachgehakt. Denn die zur VG gehörenden Werke sind für das Trinkwasser zuständig. Die Erklärung, die von dort kam, war einfach: Die Werke würden Chlor ab und an zum Desinfizieren einsetzen, hieß es. Der Sprecher teilte weiter mit: „Im Rahmen von regelmäßigen Wartungs- und Unterhaltungsarbeiten oder bei Reparaturen am Verteilnetz wird bei Bedarf vom Personal der Wasserwerke zum Schutz der Verbraucher punktuell Chlor in geringer und gesundheitlich unbedenklicher Menge dem Trinkwasser zugegeben.“
Damit werde sichergestellt, dass im Rahmen dieser Arbeiten keine Bakterien über das Trinkwasser zu den Verbrauchern gelangten. Das Leitungswasser könne in einem solchen Fall bedenkenlos verwendet und konsumiert werden, es bestehe keine gesundheitliche Gefährdung. Gleiches gilt laut Sprecher für den Chlorgeruch. Würde dieser als störend empfunden, helfe es, das Trinkwasser kurz aufzukochen. Das beseitige den Geruch.
Doch wirft die Antwort die nächste Frage auf: Wenn die Werke das Chlor nur ausnahmsweise einsetzen, wie wird das Trinkwasser dann ansonsten desinfiziert? Die kurze Antwort aus der Verwaltung lautet: mit UV-Licht. Und das geht so: Die ultra-violette Strahlung schädigt die DNA, also das Erbgut von Bakterien, Viren, Hefen und Pilzen so stark, dass diese abgetötet beziehungsweise inaktiviert werden und das in Sekundenschnelle.
Der Verwaltungssprecher informiert: „Bei ausreichend hoher Bestrahlungsstärke ist die UV-Desinfektion eine zuverlässige und umweltfreundliche Methode, da die Zugabe von Chemikalien nicht notwendig ist.“
Laut dem technischen Leiter der Werke, Franz Petry, wird das UV-Licht in Saarburg-Kell seit sechs bis sieben Jahren eingesetzt. Es setze sich immer mehr durch. Meist werde es nur prophylaktisch verwendet, da das Trinkwasser, das aus der Tiefe gefördert werde, in der Regel nicht belastet sei. Und wie sieht es aus, wenn Wasser mit UV-Licht bestrahlt wird? Auf diese Frage hin erhielt der TV eine Einladung, eine der 14 Aufbereitungsanlagen der VG (bei Taben-Rodt) sowie einen der 28 Hochbehälter (bei Zerf), in denen das Wasser gespeichert wird, anzuschauen. Nun, die UV-Lichtbestrahlung in der Aufbereitungsanlage präsentiert sich leider nicht sehr fotogen, denn sie versteckt sich in einem Metallrohr.
Dafür gab es Einblicke in eine Welt, die den meisten sonst verborgen bleibt. Und das aus guten Gründen. Zum einen werden Brunnen- und Aufbereitungsanlagen extrem sauber gehalten, denn Trinkwasser ist ein Lebensmittel. Petry betont: „Es wird auf 50 Stoffe wie beispielsweise Nitrat untersucht und wird damit stärker geprüft, als das Mineralwasser, was es zu kaufen gibt.“Die Nitratwerte in der VG seien niedrig. Zum andern gehört die Wasserversorgung zur kritischen Infrastruktur, wie Werkleiterin Simone Thiel erklärt.
Der Aufwand für die durchsichtige trinkbare Flüssigkeit ist enorm. Allein 130 in der Regel unscheinbare Anlagen der Werke wie Quellen, Brunnen sowie Aufbereitungs- und
Verteilungsanlagen sind über die gesamte VG verteilt. Das Leitungsnetz in Saarburg-Kell ist 500 Kilometer lang.
Doch allzu viel außer Rohren, wenig einsehbaren Filterlagen und Edelstahltanks gibt in den Anlagen nicht zu sehen. Das Interessanteste hat der TV fotografiert.
Wer wissen möchte, wie viel Nitrat das Trinwasser in den Orten der VG Saarburg-Kell enthält und wie hart das Wasser ist, findet die Werte hier: https://www. saarburg-kell.de/bauen-wirtschaft/wasserund
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Bilder zum Bericht finden Interessierte im Internet unter volksfreund.de/fotos