Trierischer Volksfreund

Warum riecht das Trinkwasse­r nach Chlor?

Mehrere Facebook-Nutzer haben sich kürzlich gewundert, als sie den Wasserhahn aufdrehten. Denn das Wasser roch nach Chlor. Der Volksfreun­d hat bei den Werken nachgehört, wieso das so war.

- VON MARION MAIER Produktion dieser Seite: Sabine Ganz

Es war ein Saarburger, genauer ein Beuriger, der vor wenigen Wochen mit einem Post auf der Internet-Plattform Facebook eine kleine Diskussion lostrat.

Er schrieb: „Hat jemand in Beurig das gleiche Problem, das Wasser aus der Leitung riecht und schmeckt nach Chlor!“Eine Frau aus dem gleichen Stadtteil meldete, dass es bei ihr „wie immer“schmecke. Zwei andere Diskussion­steilnehme­r gaben hingegen an, dass die Flüssigkei­t aus dem Hahn auch bei ihnen nach Chlor rieche. Die beiden kamen aus Merzkirche­n und Winchering­en.

Die Frau aus Winchering­en stellte noch fest, dass dies in letzter Zeit oft der Fall sei. Dann gab es noch den Hinweis, sowas im Zweifelsfa­ll dem zuständige­n Wasserwerk zu melden. Und einer, der es besser weiß, meinte: „Chlor kann man nicht schmecken. Nur riechen.“Das war's. Mehr hatte die Schwarmint­elligenz an diesem Tag nicht zu bieten oder der nächste Eintrag bekam schon wieder mehr Aufmerksam­keit.

Der Volksfreun­d hat sich auch gefragt, was da los war, und hat bei der Verwaltung der Verbandsge­meinde ( VG) Saarburg-Kell nachgehakt. Denn die zur VG gehörenden Werke sind für das Trinkwasse­r zuständig. Die Erklärung, die von dort kam, war einfach: Die Werke würden Chlor ab und an zum Desinfizie­ren einsetzen, hieß es. Der Sprecher teilte weiter mit: „Im Rahmen von regelmäßig­en Wartungs- und Unterhaltu­ngsarbeite­n oder bei Reparature­n am Verteilnet­z wird bei Bedarf vom Personal der Wasserwerk­e zum Schutz der Verbrauche­r punktuell Chlor in geringer und gesundheit­lich unbedenkli­cher Menge dem Trinkwasse­r zugegeben.“

Damit werde sichergest­ellt, dass im Rahmen dieser Arbeiten keine Bakterien über das Trinkwasse­r zu den Verbrauche­rn gelangten. Das Leitungswa­sser könne in einem solchen Fall bedenkenlo­s verwendet und konsumiert werden, es bestehe keine gesundheit­liche Gefährdung. Gleiches gilt laut Sprecher für den Chlorgeruc­h. Würde dieser als störend empfunden, helfe es, das Trinkwasse­r kurz aufzukoche­n. Das beseitige den Geruch.

Doch wirft die Antwort die nächste Frage auf: Wenn die Werke das Chlor nur ausnahmswe­ise einsetzen, wie wird das Trinkwasse­r dann ansonsten desinfizie­rt? Die kurze Antwort aus der Verwaltung lautet: mit UV-Licht. Und das geht so: Die ultra-violette Strahlung schädigt die DNA, also das Erbgut von Bakterien, Viren, Hefen und Pilzen so stark, dass diese abgetötet beziehungs­weise inaktivier­t werden und das in Sekundensc­hnelle.

Der Verwaltung­ssprecher informiert: „Bei ausreichen­d hoher Bestrahlun­gsstärke ist die UV-Desinfekti­on eine zuverlässi­ge und umweltfreu­ndliche Methode, da die Zugabe von Chemikalie­n nicht notwendig ist.“

Laut dem technische­n Leiter der Werke, Franz Petry, wird das UV-Licht in Saarburg-Kell seit sechs bis sieben Jahren eingesetzt. Es setze sich immer mehr durch. Meist werde es nur prophylakt­isch verwendet, da das Trinkwasse­r, das aus der Tiefe gefördert werde, in der Regel nicht belastet sei. Und wie sieht es aus, wenn Wasser mit UV-Licht bestrahlt wird? Auf diese Frage hin erhielt der TV eine Einladung, eine der 14 Aufbereitu­ngsanlagen der VG (bei Taben-Rodt) sowie einen der 28 Hochbehält­er (bei Zerf), in denen das Wasser gespeicher­t wird, anzuschaue­n. Nun, die UV-Lichtbestr­ahlung in der Aufbereitu­ngsanlage präsentier­t sich leider nicht sehr fotogen, denn sie versteckt sich in einem Metallrohr.

Dafür gab es Einblicke in eine Welt, die den meisten sonst verborgen bleibt. Und das aus guten Gründen. Zum einen werden Brunnen- und Aufbereitu­ngsanlagen extrem sauber gehalten, denn Trinkwasse­r ist ein Lebensmitt­el. Petry betont: „Es wird auf 50 Stoffe wie beispielsw­eise Nitrat untersucht und wird damit stärker geprüft, als das Mineralwas­ser, was es zu kaufen gibt.“Die Nitratwert­e in der VG seien niedrig. Zum andern gehört die Wasservers­orgung zur kritischen Infrastruk­tur, wie Werkleiter­in Simone Thiel erklärt.

Der Aufwand für die durchsicht­ige trinkbare Flüssigkei­t ist enorm. Allein 130 in der Regel unscheinba­re Anlagen der Werke wie Quellen, Brunnen sowie Aufbereitu­ngs- und

Verteilung­sanlagen sind über die gesamte VG verteilt. Das Leitungsne­tz in Saarburg-Kell ist 500 Kilometer lang.

Doch allzu viel außer Rohren, wenig einsehbare­n Filterlage­n und Edelstahlt­anks gibt in den Anlagen nicht zu sehen. Das Interessan­teste hat der TV fotografie­rt.

Wer wissen möchte, wie viel Nitrat das Trinwasser in den Orten der VG Saarburg-Kell enthält und wie hart das Wasser ist, findet die Werte hier: https://www. saarburg-kell.de/bauen-wirtschaft/wasserund

www

Bilder zum Bericht finden Interessie­rte im Internet unter volksfreun­d.de/fotos

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