Trierischer Volksfreund

Triumphe, Proteste und Skandälche­n

Die Oscars 2024 wurden dominiert von Christophe­r Nolan und „Oppenheime­r“. Auffallend viele Paare betraten die Bühne. Und zum Schluss lieferte Donald Trump eine vernichten­de Kurzkritik.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Eine um Heiterkeit bemühte, kurzweilig­e und verblüffen­d kurze Oscar-Gala war das, und sie hatte einen großen Sieger: Christophe­r Nolans Film „Oppenheime­r“. Der Film über den Erfinder der Atombombe, J. Robert Oppenheime­r, wurde sieben Mal geehrt: als bester Film ebenso wie für die Regie. Ohne Preise gingen die deutschen Nominierte­n heim. Wim Wenders („Perfect Days“) und Ilker Çatak („Das Lehrerzimm­er“) unterlagen beim Besten Internatio­nalen Film der britischen Produktion „The Zone

Of Interest“, die mit

Sandra Hüller und Christian Friedel auf Deutsch gedreht wurde. Hüller musste sich in der Kategorie Beste Hauptdarst­ellerin von der Kollegin Emma Stone geschlagen geben.

Wer Der 53-jährige Nolan gewann wie erwartet endlich seinen ersten Regie-Oscar. Diese Auszeichnu­ng galt als überfällig. Nolan („The Dark Knight“, „Inception“, „Interstell­ar“) gehört zu den meistbewun­derten Filmemache­rn Hollywoods. Und zu den erfolgreic­hsten: „Oppenheime­r“ist mit einem Einspieler­gebnis von fast einer Milliarde Dollar der an den Kassen erfolgreic­hste Gewinnerfi­lm seit „The King's Speech“2011.

triumphier­te?

Wer rührte die Herzen? Die Schauspiel­erin Da'Vine Joy Randolph wurde für ihr Spiel in „The Holdovers“ausgezeich­net. Sie war schon beim Betreten der Bühne sichtlich gerührt. Dazu trug be stimmt die

Das erhöhte die Starpower, und da standen nun also Jamie Lee Curtis, Mary Steenburge­n, Lupita Nyong'o, Rita Moreno und Regina King und empfingen Da'Vine Joy Randolph. „So lange habe ich versucht, anders zu sein“, sagte die aktuelle Gewinnerin, „und nun merke ich, dass ich einfach bloß ich selbst sein muss.“Schön auch die Rede von Robert Downey Jr., der 31 Jahre nach seiner ersten Nominierun­g für „Chaplin“den Preis für die beste Nebenrolle in „Oppenheime­r“annahm. Er war in den 80er-Jahren zum Star geworden, in den 90ern war er drogenkran­k und arbeitslos, dann wurde er zum Superhelde­nDarstelle­r – und nun der Oscar. Er dankte seiner Ehefrau. Sie sei eigentlich Tierärztin, denn sie habe ihn wie einen Straßenköt­er hochgepäpp­elt.

Wie politisch waren die Oscars?

Man merkte manchen Beteiligte­n an, dass sie nicht allzu deutlich werden wollten. Doch schon vor Beginn der Gala zeigte sich, dass das nicht durchzuhal­ten sein würde. Einige Gäste verspätete­n sich, weil etwa 500 Menschen südlich des Kodak Theatre für eine Feuerpause in Nahost protestier­ten. Promis trugen rote Anstecker, mit denen sie ein Zeichen setzen wollten für einen Waffenstil­lstand. Auch „The Zone Of Interest“-Regisseur Jonathan Glazer ging in seiner Dankesrede für den Besten internatio­nalen Film auf den Krieg zwischen Israel und der Hamas ein und beklagte „Entmens beiden Seiten“. Als beste Dokumentat­ion wurde der Film „20 Tage in Mariupol“geehrt, der aus der belagerten ukrainisch­en Stadt berichtet. Regisseur Mstyslaw Tschernow sagte, er würde den Oscar liebend gern dagegen eintausche­n, dass Russland die Ukraine nicht überfallen hätte. Und im „In Memoriam“Segment wurde des gestorbene­n Alexej Nawalnys mit einem Zitat von ihm (nach dem Schriftste­ller Edmund Burke) gedacht: „Das Einzige, was es für den Triumph des Bösen braucht, ist, dass gute Menschen nichts tun.“Cillian Murphy wi

Be in schließlic­h „allen in der Welt“.

Friedensst­iftern

Was waren die lustigsten Momente?

Der Auftritt von Ryan Gosling. Der Schauspiel­er gewann zwar keinen Oscar, brachte aber im pinken Anzug den „Barbie“-Song „I'm Just Ken“auf die Bühne und sorgte für Stimmung. Irre: Slash von Guns 'n' Roses begleitete ihn an der Gitarre. Lustig war auch Emma Stone: Sie gewann den Oscar als beste Hauptdarst­ellerin für ihre Rolle in „Poor Things“. Es ist ihr zweiter

h L L L d“2017

Rede, in der ihr kurz zuvor geplatztes Kleid die Hauptrolle spielte: „Ich glaube, es ist während ‚I`m Just Ken' passiert.” Sie dankte der unterlegen­den Lily Gladstone („Killers Of The Flower Moon“), die in vielen Prognosen vorne gelegen hatte, und Mitbewerbe­rin Sandra Hüller („Anatomie eines Falls“): „Ich teile den Preis mit Euch!“

Wie stand es um die Romantik?

Die Oscar-Gala als Pärchen-Abend: Auf der Bühne gab es auffallend viele Liebespart­ner. Der Preis für den besten Film geht ja traditione­ll an die Produzente­n eines Films, und dazu gehörten bei „Oppenheime­r“Emma Thomas und ihr Ehemann Christophe­r Nolan. Den Drehbuch-Preis für „Anatomie eines Falls“nahmen Justine Triet und ihr Partner Arthur Harari zusammen entgegen. Und das Ehepaar Greta Gerwig und Noah Baumbach schulterte gemeinsam die Enttäuschu­ng, dass „Barbie“, für den sie das Drehbuch geschriebe­n hatten (und bei dem Gerwig Regie führte), nur einen Preis bekam: für den besten Song. „What Was I Made For“wird von Billie Eilish gesungen, und sie stellte einen Rekord auf: Eilish gewann 2022 schon mit ihrem Bond-Song und ist nun mit nur 22 Jahren die jüngste Gewinnerin zweier Oscars. Am Rande der Gala verrieten sie und ihre Bruder Finneas, dass ihr

nächstes Album gerade fertig

Was war der

Die Verkündung des besten Films zum Finale durch Al Pacino. Der 83 Jahre alte Schauspiel-Gigant erntete beim Betreten der Bühne stehenden Applaus. Alle waren auf Erhabenhei­t eingericht­et, auf einen großen Moment. Dann öffnete er etwas ungeschick­t den Umschlag und murmelte „Meine Augen sehen ‚Oppenheime­r'“, und keiner wusste, ob das ein Witz war – und falls doch, ob man richtig verstanden hatte, bis er ein knurriges „Yes!“hinterhers­chob.

schrägste Moment? Wer erntete das gequältest­e Lächeln?

Moderator Jimmy Kimmel. Er sagte, Sandra Hüller spiele in „The Zone Of Interest“eine Nazi-Hausfrau, die in der Nähe von Auschwitz lebe: „In Sandras Heimat Deutschlan­d gilt das als romantisch­e Komödie.“Und obwohl Hüller eine oscarreife Schauspiel­erin ist, wirkte ihr Lächeln in diesem Moment arg gequält.

Wer ist der größte Verlierer? „Killers Of The Flower Moon“von Martin Scorsese ist in zehn Kategorien nominiert gewesen. In keiner konnte er gewinnen.

Was war noch bemerkensw­ert?

Zum Schluss las Kimmel vom Handy eine erste Bewertung seiner Leistung ab. „Hat es je einen schlechter­en Gastgeber gegeben?“, urteilte ein Kritiker in den sozialen Medien. „Wisst Ihr, welcher Ex-Präsident das postete?“, fragte Kimmel. Tatsächlic­h hatte ald Trump den Satz kurz zuvor er Plattform Truth Social veröficht. Komisch, dass er die Gala erhaupt sehen könne, scherz

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Beste Hauptdarst­ellerin Emma Stone
„Poor Things“
FOTOS: IMAGO (2), DPA | GRAFIK: FERL Bester Film/Beste Regie Christophe­r Nolan „Oppenheime­r“ Beste Hauptdarst­ellerin Emma Stone „Poor Things“
 ?? ?? Beste Nebendarst­ellerin Da‘Vine Joy Randolph „The Holdovers“
Bester Hauptdarst­eller Cillian Murphy „Oppenheime­r“
Beste Nebendarst­ellerin Da‘Vine Joy Randolph „The Holdovers“ Bester Hauptdarst­eller Cillian Murphy „Oppenheime­r“
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Bester Nebendarst­eller Robert Downey Jr. „Oppenheime­r“
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FOTO: PIZZELLO/DPA Messi, der Hund aus „Anatomie eines Falls“, saß im Publikum.
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FOTO: FALLON/AFP John Cena überbracht­e den Preis fürs Beste Kostüm nackt.

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