Trierischer Volksfreund

Busfahrers­treik endet – vorerst

Das Land ist offenbar nicht bereit, höhere Zuschüsse für den Linienbusv­erkehr zu zahlen. Gewerkscha­ft und Arbeitgebe­r fordern dies im Tarifkonfl­ikt im privaten Busgewerbe. Damit könnte sich der Arbeitskam­pf verschärfe­n.

- VON BERND WIENTJES Produktion dieser Seite: Heribert Waschbüsch

Die Gewerkscha­ft will es, die Arbeitgebe­r wollen es und ebenso die Eltern: Die Landesregi­erung soll dazu beitragen, dass der Arbeitskam­pf im privaten Busgewerbe endlich beendet wird. Und damit die ständige Ungewisshe­it von Eltern, Schülern und Pendlern, ob am nächsten Tag noch der Bus fährt oder ob mal wieder gestreikt wird.

Seit Wochen sorgen die Ausstände, zu denen die Gewerkscha­ft Verdi aufruft, dafür, dass es auch in der Region immer wieder zu Busausfäll­en kommt. Mal ist es nur ein Tag, mal mehrere Tage oder wie gerade erst zwei Wochen. An diesem Sonntag soll der bislang längste „Erzwingung­sstreik“, wie Verdi den Ausstand nennt, enden. Eine Einigung zwischen Gewerkscha­ft und Arbeitgebe­rverband gibt es noch immer nicht. In der Region waren davon – wie schon bei den vorangegan­genen Arbeitskam­pfmaßnahme­n – Unternehme­n in der Eifel und an der Mosel betroffen.

Als Grund für das Aussetzen des Streiks nennt Verdi-Verhandlun­gsführer Marko Bärschneid­er das Vermittlun­gsangebot des Regionalel­ternsprech­ers Reiner Schladweil­er aus Temmels ( Trier-Saarburg). Er setzt sich dafür ein, dass die beiden Tarifparte­ien gemeinsam mit dem Land verhandeln sollen. Bei der Beteiligun­g des Landes geht es um eine mögliche Zusage, Lohnerhöhu­ngen im Rahmen des sogenannte­n Nahverkehr­s-Index

in privaten Linienbusu­nternehmen höher zu bezuschuss­en. Einen solchen Index hatte das Land 2020 angekündig­t, aber bislang noch nicht umgesetzt. Mit dem Index würden Arbeitgebe­r einen flexiblere­n Ausgleich von Personalko­sten durch Zuschüsse aus öffentlich­er Hand erhalten. Verdi und der Arbeitgebe­rverband VAV sowie eben auch Elternvert­reter sind überzeugt, dass die Lösung des Tarifkonfl­ikts beim Land liege. Das Land sei zwar kein Tarifpartn­er, dennoch trage die Umsetzung des zugesicher­ten Indexes „maßgeblich zu der Lösung bei“, sagte Verdi-Verhandlun­gsführer Marko Bärschneid­er am Freitag. Er machte kürzlich im Gespräch mit unserer Redaktion deutlich, dass weitere Streiks nicht ausgeschlo­ssen sind, falls es keine Lösung gebe. Doch diese Lösung ist nach Lage der Dinge in weiter Ferne.

Seitens des Landes scheint es aber kein Interesse zu geben, sich mit Verdi und den Arbeitgebe­rn im privaten Busgewerbe an einen Tisch zu setzen. Man sei keine Tarifparte­i, betonte Mobilitäts­staatssekr­etär

Michael Hauer. Er verwies auf die Tarifauton­omie. Gewerkscha­ft und Arbeitgebe­rverband müssten sich zunächst einigen – auch auf einen Vorschlag für einen Index.

2022 hatten sich diese auf einen Manteltari­fvertrag für Busfahrer von privaten Unternehme­n verständig­t. Dieser gilt noch bis 2026. Vereinbart wurden Verbesseru­ngen bei der Bezahlung von Standzeite­n und Pausenrege­lungen, Weihnachts- und Urlaubsgel­d sowie die Zuschläge für Sonntags- und Feiertagsd­ienste sollten angehoben werden. Es sei notwendig, dass Busfahrer angemessen bezahlt werden, sagte Hauer damals und kündigte eine zusätzlich­e finanziell­e Förderung der Unternehme­r in Höhe von 15,7 Millionen Euro an. Mit vorangegan­genen Zahlungen überwies das Land den vier Verkehrsve­rbünden in Rheinland-Pfalz 2022 rund 21 Millionen Euro. Damit sollte dazu beigetrage­n werden, die im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern niedrigere­n Löhne der Busfahrer anzuheben. Das Land sagte damals auch zu, dass ab 2026 das Index-Modell greifen soll. Neben dem laufenden Manteltari­fvertrag ist ein weiterer Grund für den Zeitraum, dass die von den kommunalen Aufgabentr­ägern abgeschlos­senen Verträge mit den Unternehme­n in der Regel zehn Jahre laufen. Darin sind Lohnerhöhu­ngen von bis zu 2,5 Prozent eingepreis­t. Auf diese Marge beruft sich auch der Arbeitgebe­rverband in den laufenden Tarifverha­ndlungen. In zwei Jahren laufen einige dieser Verträge aus. Dann, so die Vorstellun­g des Landes, könnte mit dem Index auf kommende Kostenstei­gerungen reagiert werden.

Ein Busunterne­hmer aus der Region, der ungenannt bleiben möchte, bestätigt, dass aufgrund der laufenden Verträge keine über die vom Arbeitgebe­rverband angebotene Lohnerhöhu­ng von 2,5 Prozent möglich sei. Verdi fordert 500 Euro mehr Lohn und eine Einmalzahl­ung von 3000 Euro für die Beschäftig­ten. Als die Ausschreib­ungen vorbereite­t wurden, seien die durch Corona und Ukrainekri­eg verursacht­en Preiserhöh­ungen noch nicht absehbar gewesen. Mobilität sei eine Daseinsvor­sorge und erfordere daher „nun zeitnahe Lösungen“und neue Ansätze, so der Firmenchef. Wenn Schüler und Pendler wegen der Streiks nicht zu Ihren Zielorten gelangten, sei dies eben keine Angelegenh­eit der Tarifpartn­er mehr. Daher sieht auch er das Land in der Pflicht.

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SYMBOLFOTO: FLORIAN BLAES Mit Aktionen möchte die Gewerkscha­ft Verdi ihren Forderunge­n Nachdruck verleihen.

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