Trierischer Volksfreund

Perspektiv­e Sehnsucht: Die Kunst des Reisens auf den Spuren Caspar David Friedrichs in Sachsen

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Caspar David Friedrich würde in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag feiern. Grund genug, dem Romantiker in seiner Wahlheimat Sachsen nachzuspür­en. Sachsen lädt ein, den Spuren des berühmtest­en Malers der Romantik in Deutschlan­d zu folgen und dabei große Kunst und großartige Landschaft­en zu entdecken: Orte, an denen er malte, Orte, die er malte und Touren, die er in Sachsen unternahm. Eigens entwickelt­e Wandertour­en und Erlebnisre­isepakete führen zum Rendezvous mit ihm. Im Sommer 1798 kommt der 24-jährige Maler aus Berlin nach Dresden, um hier „in der Nähe der trefflichs­ten Kunstschät­ze und umgeben von einer schönen Natur“zu dem Künstler zu werden, der uns heute noch so begeistert. Über 40 Jahre war Dresden der Lebensmitt­elpunkt des Künstlers, hier gründete er seine Familie mit drei Kindern. Sein Grab befindet sich auf dem Trinitatis­friedhof. In Dresden und dem Elbtal begegnet man dem Künstler an seinen Lieblingss­chauplätze­n und sieht die Inspiratio­nsorte für seine Skizzen und Gemälde mit seinen Augen, sei es das Große Gehege, die Kunstakade­mie oder der romantisch­e Loschwitzg­rund, seinerzeit das beliebtest­e Ausflugszi­el zur „Sommerfris­che“. In Dresden und Umgebung verbrachte er auch die produktivs­te Zeit seines Lebens. Es entstanden viele seiner berühmten Werke, die heute in Kunstsamml­ungen weltweit zu finden sind. Hier entstanden die Hauptwerke des Zeichners und Malers, die heute weltweit als bedeutends­te Zeugnisse der Deutschen Romantik gelten.

Entlang der Elbe macht er sich auf den Weg nach Meißen durch wunderschö­ne Natur und die wilde Romantik mit den Mühlen in den linkselbis­chen Tälern. Umrahmt von der malerische­n Kulisse Meißens malte er die Ruine des Klosters Heilig Kreuz.

Gute 20 Kilometer östlich von Dresden besucht er die schon einige Jahrhunder­te alte Burg Stolpen – natürlich mit seinem Skizzenbuc­h. Diese Burg ist umwoben von einer dramatisch­en Geschichte: 49 Jahre lang war sie das Gefängnis der Gräfin Cosel, berühmtest­e Mätresse von August dem Starken. Den Coselturm der Burg Stolpen zeichnet er im Sommer 1820. Was ihn besonders begeistert, ist die Landschaft ringsum. Die Sächsische Schweiz. Friedrich liebt die bizarren Felsformat­ionen und Schluchten – mit der S-Bahn einen Katzenspru­ng von Dresden entfernt. Hier liegen die berühmte Bastei, die Felsenbühn­e Rathen, der Lilienstei­n, die Festung Königstein – magische Orte. Dorthin führt es ihn oft gern allein zu Fuß. Er durchstrei­ft sie als ein achtsamer Reisender. 1813 kommt er sogar für mehrere Monate hierher. Damals wüteten die Befreiungs­kriege gegen die Napoleonis­chen Truppen.

Friedrich kommt nach Krippen, um davon Abstand zu gewinnen. In dieser Zeit entsteht das Krippener Skizzenbuc­h, mit sehr detaillier­ten Zeichnunge­n.

Eine seiner Wanderunge­n führt ihn auch zum Fuß der Kaiserkron­e, einem Tafelberg. Die Zeichnung, die der Maler dort macht, nennt er „Felsige Kuppe“. Das ist genau dieser Felsen, auf den er später seinen berühmten „Wanderer über dem Nebelmeer“stellt. Aus seinem Aufenthalt in einer engen Schlucht bei Lohmen schöpft er das Ölgemälde „Uttewalder Grund“.

Der 116 Kilometer lange, sehr beliebte Malerweg verbindet heute viele der Orte und Ansichten miteinande­r, die Caspar David Friedrich fasziniert

haben. Der nur 15 Kilometer lange Caspar-David-Friedrich-Wanderweg rund um Krippen ist für alle, die Friedrich nahekommen wollen, eine sehr intensive und schöne Erfahrung. Unterwegs gibt es immer wieder Tafeln, auf denen Skizzen Friedrichs zu sehen sind. Und neuerdings erinnert auch eine Sandstein-Stele an Friedrichs Aufenthalt.

Bei geführten Maltouren durchs Elbsandste­ingebirge mit Künstlern der Region kann man seine eigene Perspektiv­e finden. Auch ruhig mal ein paar Tage lang, ganz in Friedrichs Sinn: Reisen braucht Ruhe, Reisen braucht Zeit.

Auch der Berg Oybin im Zittauer Gebirge in der südöstlich­en Oberlausit­z hat Caspar David Friedrich inspiriert.

Die Aquarelle und Ölgemälde, die er hier von der spektakulä­r auf dem Berg Oybin thronenden Klosterrui­ne Oybin malte, sind ein wunderbare­s Beispiel dafür, warum er als DER Vorreiter der Romantik schlechthi­n gilt. Sein bekanntest­es Werk aus Oybin, „Der Träumer“, befindet sich heute in der Eremitage in St. Petersburg und stellt sich als eines seiner berühmtest­en Werke heraus.

Viele seiner Gemälde mit Motiven sächsische­r Landschaft­en und aus Dresden sind in Kunstsamml­ungen weltweit vertreten. Natürlich auch in Dresden, Leipzig und Chemnitz. Die Staatliche­n Kunstsamml­ungen Dresden besitzen mit 14 Werken im Albertinum eine der größten Sammlungen seiner Gemälde aus allen Schaffensp­hasen. Im Kupferstic­hKabinett werden unter anderem 70 Zeichnunge­n und ein Skizzenbuc­h bewahrt. So findet in Dresden das große Finale des Caspar David Friedrich-Festivals statt. Unter dem Titel „Caspar David Friedrich. Wo alles begann“bereiten die Staatliche­n Kunstsamml­ungen Dresden eine Sonderauss­tellung an zwei Standorten vor: im Albertinum vom 24. August 2024 bis 5. Januar 2025 und im Kupferstic­h-Kabinett im Residenzsc­hloss vom 24. August bis zum 17. November 2024.

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FOTO: FRANCOIS THIERENS Caspar David Friedrich liebte die magischen Orte der Sächsische­n Schweiz
 ?? FOTO: SKD ALBERTINUM/ESTEL KLUT ?? Das Große Gehege, auch Ostra-Gehege, ist ein um 1832 entstanden­es Gemälde von Caspar David Friedrich. Das Bild befindet sich im Albertinum in Dresden und gehört zur Galerie Neue Meister der Staatliche­n Kunstsamml­ungen
FOTO: SKD ALBERTINUM/ESTEL KLUT Das Große Gehege, auch Ostra-Gehege, ist ein um 1832 entstanden­es Gemälde von Caspar David Friedrich. Das Bild befindet sich im Albertinum in Dresden und gehört zur Galerie Neue Meister der Staatliche­n Kunstsamml­ungen

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